Psychologie

Kinder erfolgreicher Eltern bringen es weiter

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Oliver Creutz

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es im Volksmund. Warum aber haben Familien-Clans wie die Krupps, Flicks oder Quandts über Generationen hinweg Erfolg? Wissenschaftler der Universität Bonn haben jetzt einen Erklärungsansatz gefunden: Ausschlaggebend ist die Vererbung von Risikobereitschaft und Vertrauen.

Erfolg liegt offenbar in der Familie: Ob jemand mutig durchs Leben geht oder Risiken eher scheut, hat mit seiner familiären Herkunft zu tun - darauf verweisen neue Studienergebnisse des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und der Universität Bonn. Demnach bringen risikofreudige Eltern auch risikobereite Kinder hervor. Auch die Bereitschaft Mitmenschen zu vertrauen, wird vererbt.

Vor diesem Hintergrund erklären die Wissenschaftler, warum Kinder ökonomisch erfolgreicher Eltern ebenfalls häufig erfolgreich sind: „Jede ökonomische Entscheidung ist riskant – ob es nun darum geht, Aktien zu kaufen, ein Haus zu bauen oder auch nur ein Studium aufzunehmen“, betont IZA-Forschungsdirektor Armin Falk. „Auf der anderen Seite hat Geschäftserfolg auch mit der richtigen Portion Vertrauen zu tun. Wenn Kinder ihren Eltern in Punkto Risikofreude und Vertrauen ähneln, dann werden sie sich auch in ökonomischen Fragen häufig ähnlich entscheiden wie diese“, sagt der Wissenschaftler weiter. Umgekehrt könnte der „Vererbungs-Effekt“ auch die Zugehörigkeit zur viel zitierten „Unterschicht“ zementieren.

Charaktereigenschaften halten sich über Generationen hinweg

Laut Falk werden die genannten Charaktereigenschaften nach folgendem Prinzip weitervererbt: Eltern prägen den Charakter ihrer Sprösslinge, die wiederum bevorzugen einen Lebenspartner, der ihnen ähnelt: Diese beiden Effekte tragen dazu bei, dass sich Einstellungen wie Risikobereitschaft oder Vertrauen über Generationen hinweg auf hohem Niveau halten. Kurz: Risikofreudige Frauen haben meist auch risikofreudige Ehemänner. Auch in puncto Vertrauen gleichen sich Ehepartner in der Regel. „Bei der Partnerwahl scheinen wir darauf zu achten, dass uns der Erwählte möglichst ähnelt“, interpretiert Falk die Ergebnisse.

Die Wissenschaftler räumen gegenüber Morgenpost Online allerdings ein, dass ihre Daten keine befriedigende Antwort auf die Frage geben, inwieweit die "Vererbung" von Risikobereitschaft und Vertrauen genetisch bedingt ist oder durch die Erziehung geprägt ist. Diese Frage werde aber Gegenstand zukünftiger Forschung sein, so Dr. Thomas Dohmen, der die Studie mitverfasst hat.

US-Amerikaner sind den Deutschen weit voraus

Die Wissenschaftler nutzten Daten des so genannten „sozioökonomischen Panels“ aus den Jahren 2003 und 2004. Darin waren unter anderem 3.600 Eltern mit ihren Kindern interviewt worden. Im Durchschnitt waren die befragten Kinder 25 Jahre alt. Jedes Familienmitglied sollte seine Risikobereitschaft auf einer Skala von 0 (= gar nicht risikobereit) bis 10 (= sehr risikofreudig) abschätzen. Sie sollten diese Angabe zudem nach den Sparten Autofahren, finanzielle Angelegenheiten, Sport, Freizeit, Karriere und Gesundheit differenzieren.

Der Zürcher Ökonom Professor Dr. Ernst Fehr hat kürzlich mit demselben Fragensatz wie Falk die Risikobereitschaft von US-Amerikanern und Deutschen verglichen. Die Befragten jenseits des großen Teichs kamen dabei auf einen Durchschnittswert von 5,6 – die Deutschen sind mit 4,4 deutlich vorsichtiger.