Schlaffe Lider, Hüftspeck oder Hängebäuche gelten nicht länger als akzeptabler Nachweis männlicher Reife. Der Druck steigt, jung zu wirken, und deshalb legen sich immer mehr Männer in den USA beim Schönheitschirurgen unters Messer. Sie versprechen sich davon mehr Erfolg im Beruf, bei den Frauen, bei der Suche nach mehr Selbstbewusstsein. Dabei stürmen sie eine der letzten gesellschaftlichen Bastionen der Frau. „Es gibt einen unglaublichen starken Trend bei den Männern, eine straffere Haut zu haben, besser zu riechen, mehr auf ihr Äußeres zu achten“, sagt Schönheitschirurg Phillip Haeck aus dem Bundesstaat Washington, der immer öfter bei Männern das Skalpell ansetzt.
„Die meisten Männer wollen einfach ihr müdes Aussehen loswerden“, berichtet Haecks Kollege Mark Solomon aus Pennsylvania über seine männlichen Patienten. Für den Trend hat er zwei Erklärungen parat: „Der Wettbewerb um gute Jobs wird immer schärfer. Und außerdem lassen sich mehr Leute als je zuvor scheiden.“ Um im Beruf rein äußerlich mit dynamischen Nachwuchskräften mithalten zu können, setzen reifere Männer zunehmend auf chirurgische Hilfe. Und die steigende Zahl der Scheidungen bedeutet, dass sich auch Männer im fortgeschrittenen Alter wieder auf die Suche nach der richtigen Partnerin begeben müssen. Auch dabei wollen sie im Vergleich zur jüngeren Konkurrenz nicht allzu alt aussehen.
Der Amerikanische Verband für Plastische Chirurgie kann den Trend mit Zahlen belegen. Zwischen den Jahren 2000 und 2005 stieg die Zahl der Männer, die sich im Operationssaal den Bauch straffen ließen, um 156 Prozent. Im gleichen Zeitraum schoss die Zahl der Männer, die sich die Lippen richten ließen, um mehr als das Vierfache in die Höhe. Brustverkleinerungen und Fettabsaugungen steigen ebenfalls in der Gunst der Männer.
Für die Chirurgen ist schon seit längerem klar, dass einmal mehr ein gesellschaftliches Tabu geschleift wird. „Heutzutage herrscht viel größeres Verständnis für Männer, die eine Schönheitsoperation wollen“, meint Haeck. Solomon sagt: „Den Leuten ist es heute ziemlich egal, wenn das feminin wirkt.“ Jim Larson bestätigt das. Der 41-Jährige ließ sich gerade bei Doktor Haeck die Augenpartie straffen. „Es lässt mich jünger aussehen, wacher, munterer“, sagt der Angestellte. „Wenn Frauen das tun dürfen, warum nicht auch ich?“
Die Patienten sind bereit, für das verjüngte Äußere mehrere tausend Dollar zu zahlen. Eine Korrektur der Augenpartie ist für 3000 Dollar (2300 Euro) bis 4000 Dollar (3100 Euro) zu haben, die Straffung der Brust gibt es von 5000 Dollar an aufwärts, für komplexere Operationen werden weit über 10.000 Dollar bezahlt. Dies ist der Preis für die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen: „Viele haben schon Diät gehalten oder Sport getrieben und sind trotzdem nicht mit ihrem Äußeren einverstanden“, berichtet Solomon. Als letzten Ausweg sehen sie nur noch den Weg auf den OP-Tisch.