Im Rahmen der Berliner Internet-Konferenz re:publica heizte Profi-Blogger Sascha Pallenberg allen anwesenden Bloggern und denen, die es werden wollen, so richtig ein. Vielleicht waren es nach der im Stakkato-Stil vorgetragenen Botschaft auch ein paar weniger. Denn die hieß: Man bloggt nicht einfach so nebenbei, Bloggen ist ein Lebensstil, ein 24-Stunden-Job, bei dem es keine Pause gibt.
"Mein Tag hat 48 Stunden und ich brauche 72“, sagt Pallenberg, der den Hardware-Blog netbooknews.de überaus erfolgreich betreibt. Ursprünglich stammt der 38-Jährige aus Dortmund – was man auch noch deutlich heraushört-, siedelte 2006 ins kalifornische Silicon Valley um, um näher dran zu sein, am Geschehen. Dafür zog er 2009 sogar nach Taiwan, wo die Hardware-Szene brummt. Netbooks sind seine Leidenschaft, auf diesem Gebiet macht ihm keiner so leicht etwas vor. Dafür nimmt er auch in Kauf, in einem winzigen 15-Quadratmeter-Appartment zu leben. „Ich hatte schon größere Badezimmer“, kommentiert Pallenberg seine Wohnsituation lakonisch.
Emphatisch wie ein amerikanischer TV-Prediger erklärt Pallenberg, was man tun muss, wenn man im harten Geschäft der Blogger nicht nur überleben, sondern gut leben will. Und das heißt vor allem eines: Einsatz. Leidenschaft. Transparenz. "Wie viele Beiträge schreibt ihr am Tag? Einen, fünf? Das ist zu wenig! Nichts ist älter als der Blogeintrag, den ihr gerade abgespeichert habt!"
Die Zuhörer, meist männlich, um die 30 und vorzugsweise lässig, hängen an seine Lippen, sind verbal förmlich an ihre Stühlen genagelt. Was der Meister macht, muss doch auch bei ihnen klappen?! Was hat Pallenberg, was der Durschnittsblogger nicht hat? Vor allem eines: Energie. Und die Leidenschaft für sein Thema.
"Um Erfolg zu haben, muss man keinen Technik- oder Produkt-Blog betreiben. Es ist egal, ob ihr über Modelleisenbahnen schreibt oder übers Stricken. Ihr müsst eure Sache lieben, über die ihr schreibt. Sonst funktioniert das nicht“, sagt Pallenberg, der nicht einen Moment still steht und in Kapuzenjacke und Basecap über die Bühne der Kalkscheune ruhelos hin- und herläuft. Seine Zuhörer, so scheint es, schrumpfen mit jedem Wort ein bisschen mehr in sich zusammen. Irgendwie hatten sie sich das mit dem Bloggen wohl anders vorgestellt.
Pallenberg ist der Meinung, journalistische Inhalte lassen sich verkaufen, auch jenseits der etablierten Verlagshäuser. Mehr als 10.000 Euro verdient der Techno-Blogger nach eigener Angabe mittlerweile im Monat. Dabei habe alles ganz klein angefangen, mit einem Blog über den Eee-PC. Mittlerweile gehört seine Seite netbooknews.de zu dem meist gelesenen Blogs weltweit.
Aber was ist denn nun das Geheimnis eines erfolgeichen Blogs? Transparenz. Transparenz schafft Vertrauen. Vertrauen macht, das die Internet-Nutzer wiederkommen. Und persönliches Feedback. Angeblich beantwort Pallenberg alle Kommentare persönlich. Jeden einzelnen. Dafür wurde ihm via Facebook zu seinem Geburtstag gleich rund 150-fach von seinen Lesern gratuliert. Pallenberg freut’s, er hat seine Fangemeinde hinter sich.
Sponsoren, Werber und Kooperationspartner sind beinahe eine logische Folge, wenn die Klickraten stimmen. Hingehen, am Ball belieben, anrufen, nerven. So kommen Geschäfstkontakte zustande. Und über ein Netzwerk, dass sich Pallenberg sorgfältig und über Jahre aufgebaut hat. Pallenberg nutzt jeden Kanal, um seine Inhalte zu vertreiben. Und ist dieser dann auch noch umsonst, um so besser. Doch vor allem die menschlichen Kontakte seien ausschlaggebend: "Seid fair zueinander, arbeit mit- und nicht gegeneinander", gibt Pallenberg seinen Zuhörern mit auf den Weg.
Hört man man dem talentierten Entertainer aufmerksam zu, ist das mit dem Bloggen doch eigentlich ganz einfach. Noch Fragen?
Inzwischen betreiben den Blog netbooknews.de fünf hauptberufliche Blogger in Taiwan, New York, Seoul und Berlin.