Technologie aus Berlin

Neue Chance für das WePad - und neue Fragen

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Dirk Nolde
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iPad-Konkurrenz aus Berlin

Gerade erst haben sich Kunden in den USA um die weltweit ersten iPads von Apple gerissen. Nun setzt die Berliner Softwarefirma Neofonie zum Angriff an: Das WePad ist etwas schwerer und etwas teurer als das iPad. Aber es leistet auch etwas mehr.

Video: Morgenpost TV
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Das WePad bekommt eine zweite Chance: Weil nach der Präsentation des iPad-Konkurrenten Zweifel aufkamen, ob das Gerät überhaupt funktioniert, wird die Technik-Flunder erneut vorgestellt. Den Rettungsversuch begleiten eine Online-Charmeoffensive - und ein Produkt aus Taiwan. Das sieht dem WePad verdächtig ähnlich.

Der Zeitpunkt war klug gewählt: Während der US-Verkaufsstart des iPad von Apple noch medial nachhallte, wollte das Berliner Unternehmen Neofonie gemeinsam mit seinem Partner 4tiitoo aus München den Konkurrenten vorzeigen, das WePad. Das sei kein iPad-Killer, sagte Neofonie-Chef Helmut Hoffer von Ankershoffen bei der Präsentation in einem Berliner Hotel. Aber besser als das iPad, weil offen – beim Betriebssystem (Linux), bei den Schnittstellen (USB, Kartenleser), beim Speicher (erweiterbar), bei der Software. Und: "designed in germany". Ein deutsches Produkt, das gegen Apple antreten soll - tolle Geschichte.

Das Gerät – ein Exemplar war bei der Präsentation vorhanden - war zu sehen, auch anzufassen, aber nicht zu benutzen. Die Steuerung des berührungsempfindlichen Bildschirm des Apparates war deaktiviert worden, was der Neofonie-Chef allerdings durchaus deutlich angesagt hatte. Das einsame WePad, das Neofonie und Partner vorzeigten, spielte lediglich einen Film ab. Und im Innern des Präsentations-WePad war auch etwas anderes, als da eigentlich sein soll. Windows nämlich. Davon war bei der Präsentation nicht die Rede – verständlich: Das WePad soll unter dem offenen Betriebssystem Linux laufen. Die Offenheit der Technik ist, so stellten es die WePad-Macher dar, die wichtigste Charaktereigenschaft des Flachmanns aus Berlin.

Es kam dann aber doch heraus, dass kein Linux dort drin war, wo Linux drin sein sollte: Dem Schweizer Blogger Markus Laeng war ein Video aufgefallen, auf dem Hoffer von Ankershoffen mit dem WePad zu sehen ist, während das WePa eine Windows-Fehlermeldung zeigt. Laeng zeigte die Szene machte in seinem Blog androidpads.com – das nachfolgende Interesse an dem Beitrag war so groß, dass die Server zusammenbrachen und das blog nicht mehr abrufbar war. Weil die WePad-Repräsentanten während der Präsentation zudem nicht hatten erklären wollen, wie ein Gemeinschaftsunternehmen zweier Technologie-Mittelständler die Massenfertigung von mehreren zehntausend Geräte finanzieren, mehrten sich die Zweifel, auch in der Wirtschaftspresse .

Nun bekommt das WePad eine zweite Chance. Neofonie und 4tiitoo haben eine Online-Charmeoffensive gestartet. Auf Youtube unterhält die WePad GmbH einen einen Kanal . Dort ist ein Video zu sehen, in dem ein WePad bedient wird – allerdings mit einer Computermaus. Zur Vorführung des Touchscreens wird das Gerät gewechselt: Der zweite Apparat, der tatsächlich über den Bildschirm gesteuert wird, hat nicht die abgerundeten Ecken, die das WePad haben soll.

Bei Facebook hatte die WePad GmbH schon vor der Präsentation eine Fan-Seite, nun wurden die rund 16.000 Fans dazu aufgerufen, drei Personen zu wählen, die sich bei einer neuerlichen Präsentation des Gerätes am 26. April das WePad ganz genau ansehen dürfen. Inzwischen ist die Wahl beendet: Das Test-Trio besteht aus: 1. Fabien Röhrlinger, einem der Macher der Website androidpit.de , auf der es um Geräte und Software im Zusammenhang mit Googles Mobiltelefon-Betriebssystem Android geht, 2. Sascha Pallenberg, Deutscher mit Wohnsitz in Taipeh und treibende Kraft hinter Netbooksnews.de , einer Website rund um Mini-Notebooks, 3. Martin Sonneborn. Tatsächlich: der ehemalige Titanic-Chefredakteur. Der wusste noch nichts von seinem Glück, als er von der Medien-Website Meedia zu dem Berliner Computer befragt wurde, versicherte aber, er werde mitmachen - weil das ja wohl als "ein großer Spaß" sei.

Inzwischen aber richtet sich die Aufmerksamkeit der WePad-Interessierten nach Kanada und auf die Frage, wie sehr „Made in Germany“ der iPad-Konkurent aus Berlin denn ist. Für das WePad wird recht offensiv mit dem Slogan "designed in germany" geworben - was nicht gleichbedeutend ist mit "Made in Germany", also: in der Bundesrepublik hergestellt. Beobachter allerdings fragen sich, wie groß der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen ist. Und weisen Richtung Kanada: Das kanadische Unternehmen Exopc will beizeiten den Exopc Slate auf den Markt bringen. Der läuft – wie das WePad während der Präsentation – unter Windows und ist technisch sehr ähnlich ausgestattet. Produziert wird der Exopc Slate von dem chinesischen Unternehmen Pegatron . Einen Preis gibt es auch schon: 599 Dollar – rund 440 Euro – für die Version mit 32 Gigabyte Speicher. Das Wepad soll mit 16 Gigabyte Speicherplatz 449 Euro kosten, die Maxi-Version mit 32 Gigabyte und besserer Grafik ist mit 569 Euro angesetzt.

Ob das WePad tatsächlich von Pegatron in Taiwan produziert wird, dazu gab es von Neofonie vorerst keine klare Aussage: "Das dürfen wir derzeit nicht kommentieren", sagte eine Firmensprecherin Morgenpost Online.