Die Entwicklung bei den Grafikkarten ist rasant. Aktuelle Modelle sind schon wesentlich besser als die Vorgänger. Jetzt umzusteigen lohnt sich also. Doch wie weit kommt man mit einer Karte für um die 100 Euro? Dieser Ratgeber stellt ihnen die günstigen Grafikkarten mit PCI-Express-Anschluss vor.

Zugegeben: Mit den derzeitigen Super-Sparangeboten der Deutschen Bahn können die Preise der hier getesteten sieben Grafikkarten nicht konkurrieren. Und in die Erste Klasse kaufen Sie sich mit maximal 100 Euro auch nicht ein. Für die solide Mittelklasse mit guter Aussicht reicht es aber locker. Das große Plus: Vor zwei Jahren waren noch rund 250 Euro für eine Mittelklasse-Grafikkarte fällig. Jetzt umzusteigen lohnt sich also. Damit Sie den Anschluss nicht verpassen.

Denn neue Modelle können dank der Zusammenarbeit mit den aktuellen Direct-X-10-Schnittstellen viel mehr Details darstellen und gehen mit einem Tempo zu Werke, von dem die Bahn träumt. Und sie bewähren sich als zusätzliche Lok, weil sie etwa den Prozessor bei der Wiedergabe von hochaufgelösten Videos entlasten oder bei der Bearbeitung von Bildern und Filmen Berechnungen übernehmen. Natürlich sollte der Computer außerdem noch einen aktuellen Prozessor und einen schnellen, möglichst großen Arbeitsspeicher an Bord haben, damit Sie Ihr Ziel – optimale Bildwiedergabe – zügig erreichen.

Computer Bild Spiele hat sieben Grafikkarten bis 100 Euro getestet. Einbau und Treiberinstallation sind problemloser als Fahrplanstudium und Ticketkauf, auf jeden Fall voll „befriedigend“. Die Prüfung der Bildqualität im Testinstitut der Oberingenieure Berg und Lukowiak ergab, dass alle Modelle eine ordentliche Bildschärfe abliefern, wie sie ein Blick aus dem fahrenden ICE nicht vermitteln würde. Und die drei Nvidia-Karten schnitten in diesem Durchlauf sogar um eine Dreiviertelnote besser ab als die AMD/ATI-Konkurrenten.

Denen fehlen nämlich S-Video und Composite-Ausgang. Im redaktionseigenen Testlabor wurde die Geschwindigkeit geprüft. Verspätungen gehören nämlich nicht zum Kerngeschäft einer Grafikkarte. Insgesamt lagen die Tempowerte teils deutlich unter denen der Oberklasse-Modelle – keine der sieben Karten erzielte am Ende einen „guten“ Durchschnittswert. Am besten schlug sich die „HD4830“ aus dem Hause Power Color, gefolgt von der „Geforce 9800GT“ von Zotac.

Als Bummelzug in dieser Prüfung erwies sich die „HD4670 IceQ Turbo 512MB GDDR3 PCIE“ von HIS: Durchschnittlich 30,77 Bilder pro Sekunde sind ein niedriger, aber gerade noch „ausreichender“ Wert. Service und Ausstattung runden nicht nur bei der Bahn das Angebot ab. Heutzutage muss eine Grafikkarte S-Video-, Composite-, VGA-, analoge HDTV- (Component), DVI- und HDMI-Ausgänge haben. Vollständig sind diese Buchsen an keinem getesteten Exemplar. Immerhin kommen die Modelle von Zotac und MSI bis auf den fehlenden Composite-Ausgang der Ersten Klasse recht nahe.

Und das ist „gut“ so. Gleich drei Modelle geben sich indes unkomfortabel wie ein Stehplatz: Die Grafikkarten von Power Color, Sapphire und Asus haben nämlich weder einen S-Video- noch einen Composite und schon gar keinen analogen HDTV-Ausgang (Component). Das ist zwar „ausreichend“, aber keine Zugnummer. Bis auf die Power Color HD4830 kommen alle ATI-Modelle ohne zusätzliche Stromversorgung aus dem PC-Netzteil in Fahrt.

Und die Karten der Hersteller Zotac, PNY und Sapphire bleiben brav im Gleis: Die sind so schmal gebaut, dass sie den benachbarten PCI-Steckplatz im Rechner nicht blockieren. Und die Sapphire-Karte verbreitet eine Ruhe, die Sie in keinem Zug finden. Ein passiver Kühlkörper hält den Grafikprozessor auf Betriebstemperatur.

Fazit: Richtig „gut“ ist am Ende keine der Grafikkarten. Die 100-Euro- Klasse ist eben kein luxuriöser Orient-Express. Immerhin empfiehlt sich die Geforce 9800GT von Zotac als Sparkarte, mit der man entspannt ankommt: hohe Bildschärfe, akzeptables Tempo, gute Ausstattung, Testsieg, „befriedigend“. Den Preis-/Leistungssieg fuhr die „EAH 4670/D1/1GD3“ von Asus ein – ebenfalls „befriedigend“, aber mit „sehr gutem“ Preis-/Leistungs-Verhältnis.

Für die Auswahl der Testgeräte waren folgende Kriterien maßgeblich:

- Alle für den Test vorgesehenen Modelle sollten möglichst neu auf dem Markt sein.

- Die getesteten Grafikkarten sollten nach Möglichkeit überall in Deutschland erhältlich sein, und zwar sowohl in Elektronikgroßmärkten als auch in kleineren Fachgeschäften.

- Prototypen (Vorserienmodelle) wurden nicht berücksichtigt. Nicht serienreife Geräte werden nämlich oft bis zur Markteinführung noch erheblich verändert oder leiden unter nicht funktionsfähigen Treibern.

- Computer Bild Spiele hat für diesen Vergleichstest ausschließlich Grafikkarten bis zu einem Verkaufspreis von 100 Euro berücksichtigt.

- Getestet wurden nur Grafikkarten mit PCI-Express-Anschluss. Modelle mit dem älteren AGP-Anschluss wurden für diesen Vergleich nicht berücksichtigt.

- Alle getesteten PCI-Express-Grafikkarten mussten mit der neuen Programmsammlung Direct-X 10 zusammenarbeiten.

- Alle Hersteller sicherten der Redaktion zu, dass die getesteten Grafikkarten noch mindestens zwei weitere Monate unverändert im Fachhandel erhältlich sein werden.

Mehr zum Thema finden Sie in der aktuellen "Computer Bild Spiele", Ausgabe 08/09.