Ein schöneres oder klügeres Kind durch Gentechnik? US-Forscher haben im letzten Herbst einen Embryo gentechnisch verändert – ein Fortschritt in der Stammzellenforschung. Kritiker befürchten jedoch, dass die neuen Erkenntnisse irgendwann dazu führen, dass Wunschbabys “gezüchtet“ werden.

Die gentechnische Veränderung eines Embryos hat Wissenschaftlern in New York den Vorwurf eingehandelt, sie bereiteten den Weg für "Designer-Babys" vor. Die Forscher der Cornell Universität hatten einem einzelligen menschlichen Embryo ein Gen für ein fluoreszierendes Protein eingesetzt. Nach drei Tagen fluoreszierten alle Zellen, die sich inzwischen gebildet hatten. Mit dem Versuch wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob der fluoreszierende Marker bei der Zellteilung auch in die Tochterzellen geht, berichtete die "New York Times".

Das Center for Genetics and Society (CGS), eine nichtkommerzielle Wächterorganisation im kalifornischen Oakland, kritisierte den Versuch. Die Wissenschaftler hätten auf eigene Faust und ohne öffentliche Diskussion eine bisher gültige ethische Grenze überschritten, erklärte die stellvertretende Direktorin Marcy Darnovsky.


Der Direktor der Zentrums für Reproduktionsmedizin an der Cornell Universität, Zev Rosenwaks, wies die Vorwürfe zurück. Der Versuch sei mit einem nicht lebensfähigen Embryo gemacht worden, der sich nie zu einem Baby hätte entwickeln können, betonte er. Der Embryo habe drei statt zwei Sätze von Chromosomen (Erbgutträgern) gehabt. Ziel sei ein Fortschritt in der Stammzellenforschung gewesen. Mit ihren Experimenten wollten die Forscher, so Rosenwaks, nachprüfen, ob das Fluoreszenzgen, das sie in die Ursprungszelle geimpft hatten, auch an die Tochterzellen weitergegeben wird. Nur so könne sichergestellt werden, dass - wenn eines Tages gentechnische Veränderungen an Stammzellen durchgeführt werden sollten - alle Zellen des Embryos das geimpfte Gen bekommen.

Schon heute werden Patienten mit schweren, nicht anders zu heilenden Krankheiten Gentherapien angeboten. Diese veränderten, fremden Gene werden allerdings weder in alle Zellen des Patienten eingebaut. Auch können die Patienten ihre gentechnisch veränderten Zellen nicht an die nächste Generation weitergeben. Die "Gene Therapy Clinical Trials Worldwide", eine Datenbank, die vom "Journal of Gene Medicine" bereitgestellt wird, listet derzeit rund 1400 durchgeführte Gentherapien weltweit.

Kritiker befürchten dem Bericht zufolge dagegen, dass die Gentechnik es eines Tages erlaubt, Wunschbabys zu "züchten", die besonders hübsch, schlau oder sportlich sind.

Der umstrittene Versuch war, wie die Zeitung berichtete, bereits im vergangenen Herbst bei einer Medizinerkonferenz in den USA vorgestellt worden, hatte zunächst aber kein Aufsehen erregt. Zudem berichteten die Forscher darüber im Journal "Fertility and Sterilitiy" vom September vergangenen Jahres. Erst nachdem die britische Regierung das Experiment in einem Bericht aufführte, sorgte ein Bericht in der Londoner Zeitung "The Sunday Times" für kritische Reaktionen. Ein gentechnisch verändertes Affenbaby wurde bereits 2001 vorgestellt. Forscher aus Oregon hatten in die Eizelle eines Affenweibchens vor der Befruchtung ein Fluoreszenz-Gen eingefügt.

Bereits 1990 wurde bei einer Vierjährigen in den USA eine Gentherapie durchgeführt. Das Mädchen litt an einer schweren, nicht anders zu heilenden Erkrankung des Immunsystems. Ärzte und Behörden taten sich auch damals nicht leicht: Die Genehmigung für diese Behandlung dauerte drei Jahre.