Atmung und Pulsschlag sind flach, das Unfallopfer blutet aus einer Wunde und liegt bereits auf einer Trage. Erste Untersuchungen sind erfolgt, und die Notversorgung läuft an. Der Notarzt injiziert ein Medikament zur Stabilisierung des Kreislaufs in die Armvene. Das Opfer ist ein Kunstobjekt, ein sogenannter Dummy für Ausbildungs- und Übungszwecke. Und der Dummy reagiert sogar selbstständig auf Behandlungsmaßnahmen. Nach der Injektion beginnt der Kreislauf, sich zu stabilisieren.
Reaktion auf Behandlungen
Ihren neuesten Typ eines solchen Trainingsroboters stellte die norwegische Firma Laerdal auf der Fachmesse "International Meeting on Simulation in Healthcare" vor, die jetzt in San Diego zu Ende ging. Er heißt SimMan 3G und "agiert als Selbstversorger", sagt Martin Hetland vom Produktmanagement. Das heißt, der Roboter reagiert eigenständig mithilfe eines internen Computers auf Behandlungen.
Bereits seit einigen Jahren vertreibt Laerdal Medizin-Dummys unter der Bezeichnung SimMan. Der Typ G3 ist die mordernste Variante, die absolut autark arbeitet. Alle Vorläufermodelle besaßen Kabelverbindungen zu einem externen PC und Schläuche zu Kompressoren, die über Luftdruck rhythmische Bewegungen wie das Auf und Ab des atmenden Brustkorbs in Gang hielten. "Beim jüngsten Modell haben wir einen Computer in der Magengegend untergebracht, der die Puppe hundertprozentig kontrolliert", sagt Hetland. Verschiedene Sensoren registrieren die Behandlungsweise, übermitteln die Daten an den internen PC, und SimMan reagiert individuell.
Schon fast von selbst versteht sich, dass der Trainingsroboter einen Kunststoffüberzug besitzt, der sich anfühlt wie die menschliche Haut. Speicher für Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel und Urin sind in den Beinen untergebracht. Aus den Augen quellen bei Bedarf Tränen, und wenn ein Arzt mit der Taschenlampe in ein Auge leuchtet, reagiert es mit dem Pupillenreflex. Oder der Reflex bleibt aus, je nachdem, auf welchen Gesundheitszustand der Roboter für die Übung programmiert wurde.
Eine solche Programmierung erfolgt mittels drahtloser Übermittlung. Da der SimMan jetzt keine Anschlüsse zu externen Geräten mehr braucht, eignet er sich noch besser für Übungen auf Straßen und Veranstaltungsplätzen. Dabei kommt es darauf an, die Zusammenarbeit von Teams zu trainieren. Pflegepersonal und Ärzte im Notdienst müssen reibungslos miteinander arbeiten.
"Ganz wichtig dabei ist die interne Übergabe eines akut kritischen Patienten zum Beispiel beim Wechsel vom Rettungsdienst in die Klinik", sagt Torsten Seipel von der Laerdal-Zweigstelle in Deutschland. "Dabei können Informationen verloren gehen."
Stimmengenerator zum Keuchen
Damit all das so realistisch wie möglich abläuft, ist der Roboterpatient zu einem kleinen Wunder der Technik ausgebaut geworden. Kehlkopf und sogar die Verästelungen der Bronchien sind in Größe, Farbe und Beschaffenheit naturgetreu nachgebaut. So kann das Setzen eines Tubus für künstliche Beatmung realistisch geübt werden. Dabei stöhnt und keucht der Patient über einen inneren Stimmgenerator.
Für die Untersuchungen hält der Dummy unfalltypische Geräusche des Herzschlags, der Lunge und des Darms bereit, die der Arzt richtig interpretieren muss. In einem EKG-Archiv sind 2500 Varianten eines Elektrokardiogramms gespeichert, die je nach Gesundheitszustand vorher programmiert werden. Aus SimMan kann auch eine Frau werden. Für den Fall, dass das Legen eines Blasenkatheters geübt werden soll, sind die Genitalien austauschbar.
Auf dem deutschen Markt soll SimMan im Herbst verfügbar sein. Der Preis steht noch nicht fest, er könnte aber in der Grundausführung inklusive Steuereinrichtung bei 65.000 Dollar liegen. Ergänzend werden Erweiterungen des Grundmodells angeboten.