Jedes zweite Mädchen und jeder fünfte Junge zwischen 14 bis 16 Jahren fühlt sich zu dick, die meisten haben Erfahrungen mit Diäten, viele Mädchen bereits mehrfach. Und das, obwohl nur elf Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen in dieser Altersgruppe tatsächlich übergewichtig sind. Die Zahlen stammen aus der Studie "Lebenssituationen und Verhalten von Jugendlichen", die die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg an Schülern der neunten Klassenstufe durchgeführt hat. Befragt wurden 2073 Gymnasiasten, 1903 Real-, 1691 Haupt- und 165 Förderschüler sowie 3413 Eltern. Drei Viertel der Schüler lebten mit beiden Elternteilen zusammen, 12 bis 13 Prozent allein mit der Mutter, sieben bis neun Prozent mit der Mutter und neuem Lebensgefährten. 63 Prozent der Jugendlichen wuchsen in einem Eigenheim auf, 91 Prozent verfügten über ein eigenes Zimmer.
Abgesehen von der Unzufriedenheit mit dem körperlichen Erscheinungsbild sind drei Viertel der Jugendlichen mit ihren schulischen Leistungen unzufrieden. Jedes fünfte Mädchen und jeder vierte Junge hat bereits eine Klasse wiederholt. Wiederholer rauchen drei- bis fünfmal so viel und konsumieren zwei- bis dreimal so viel Alkohol und Drogen. Wer mehrmals in der Woche Alkohol oder Drogen konsumiert und regelmäßig raucht, weist im Schnitt eine bis zu einer halben Note schlechtere Schulnote auf und zeigt deutlich mehr soziale und psychische Auffälligkeiten bis hin zu Selbstmordversuchen. Jedes fünfte Mädchen hat bereits Erfahrungen mit dem "Ritzen". 16 Prozent der Neuntklässler rauchen nach eigenen Angaben täglich, 15 Prozent der Jungen und zehn Prozent der Mädchen konsumieren illegale Drogen.
Es bestehen deutliche Zusammenhänge zu den einzelnen Schultypen: Förder- (28 Prozent) und Hauptschüler (18 Prozent) sind am häufigsten übergewichtig, Realschüler (13 Prozent) und Gymnasiasten (fünf Prozent) deutlich seltener. Knapp die Hälfte der Hauptschüler, aber nur ein Viertel der Gymnasiasten rauchen. Mädchen rauchen insgesamt deutlich mehr.
Beim Alkoholkonsum sind die Unterschiede zwischen den Schulformen weniger ausgeprägt: 18 Prozent der Haupt-, 14 Prozent der Realschüler und 13 Prozent der Gymnasiasten greifen gelegentlich zur Flasche. Auffallend: Türkische Migrantensöhne- und töchter konsumieren offenbar deutlich seltener Tabak, Alkohol und Drogen als deutsche Jugendliche.
Die Autoren der Studie stellen auch fest, dass Jugendliche, die nur mit einem Elternteil oder mit Elternteil und neuem Partner aufwachsen, deutlich anfälliger für Zigaretten, Alkohol und Drogen sind. Wer im Verein Sport oder Musik treibt, raucht zwar weniger, aber trinkt nicht zwangsläufig weniger Alkohol. Wer regelmäßig raucht, trinkt oder Drogen konsumiert, verfügt auch über mehr Taschengeld. Haupt- und Realschüler haben hier durchschnittlich mehr Geld zur Verfügung als Gymnasiasten.
Was die Hausaufgaben betrifft, so wenden Mädchen dafür deutlich mehr Zeit auf als Jungen. 20 Prozent aller Schüler erhalten Nachhilfe, Mädchen tendenziell häufiger als Jungen.
Insgesamt weisen die Studienergebnisse aus Sicht der Wissenschaftler auf einen dringenden Bedarf an Austausch und Zusammenarbeit zwischen Familie und Schule hin. "Auffallend" sei vor allem, so Johann Haffner von der Heidelberger Kinder- und Jugendpsychiatrie, "dass Eltern dieser Altersgruppe Sorgen und Probleme, Sucht- und selbstschädigendes Verhalten ihrer Kinder erheblich unterschätzen oder nur wenig darüber wissen."