Als Jugendliche wurde Ronja Forcher wegen ihrer Pummeligkeit im Internet gemobbt, heute macht die „Bergdoktor“-Tochter mit Theaterworkshops für Teenager anderen Mut, sich selbst zu lieben. Im Interview spricht die 22-Jährige über das Dasein als Kinderstar, Beistand von Kollegen – und warum ihre Großmutter ihr größtes Vorbild ist.
Frau Forcher, man konnte lesen, dass Sie vielleicht aussteigen wollen beim „Bergdoktor“. Denken Sie tatsächlich darüber nach?
Ronja Forcher: Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich wundere mich immer, wenn ich ins Internet schaue, was da so alles steht. Ich sei schwanger, habe ich neulich gelesen. Wie kommen die Leute auf diese Idee? Nein, also noch einmal: ich werde nicht aufhören beim „Bergdoktor“!
Im „Bergdoktor“-Haus hängen viele Fotos von Ihnen als Kind. Man kann sich kaum vorstellen, dass Sie wirklich in der Serie erwachsen geworden sind.
Ja, ich habe mein halbes Leben dort verbracht. Und weil das eben zu meinem Erwachsen-Werden dazu gehört hat, kann ich mich an vieles nicht mehr erinnern. Von den ganz frühen Folgen weiß ich nichts mehr, weil ich noch so klein war.
Waren Ihre Eltern immer mit am Set?
Meine Oma Heidi war immer mit dabei. Ohne die Großmutti hätte ich nicht Schauspielerin werden können, weil meine Eltern keine Zeit hatten. Und meine Oma ist von Anfang an jeden Tag mit mir ans Set gefahren. Sie war auch mit mir in Afrika, in der Karibik. Sie ist eine unglaublich liebe Frau. Sie sagt immer zu mir: „Kind, wenn du bei mir bist, bist du nur meine Ronja.“ Das ist für mich so wichtig, gerade, wenn man in der Öffentlichkeit steht, braucht man einen Ort, wo man nur privat ist und so sein kann, wie man ist. Wir reden auch nie über die Arbeit.
Dann ist Ihre Großmutter eine Ihrer engsten Bezugspersonen?
Ja, mit der Großmutti bin ich aufgewachsen. Seit ich 14 bin, habe ich bei ihr gelebt – und sie war wirklich immer mein großes Vorbild. Sie ist eine so starke Frau. Wir haben vor Kurzem zusammen Kaffee getrunken und übers Älterwerden gesprochen. Ihre Freunde sterben jetzt alle so nach und nach. Sie ist ja jetzt auch Ende 70. Und sie meinte dann zu mir, ich müsste keine Angst haben, dass sie geht. Sie wartet jetzt noch auf die Urenkel. Sie sagt immer: Alt zu werden, hat viel damit zu tun, dass man zufrieden und dankbar ist. Und das ist sie auch. Was sie schon alles geschafft hat in ihrem Leben, ganz allein, das ist unglaublich. Sie hat drei Kinder großgezogen. Sie war immer das Familienoberhaupt. Über die Großmutti würde ich am liebsten ein Buch schreiben.
Wie haben eigentlich Ihre Klassenkameraden darauf reagiert, dass Sie immer gedreht haben. Gab es gar keinen Neid?
Die kannten das nicht anders. Ich habe schon gedreht, bevor ich in die Volksschule gekommen bin. Für die war das normal, es hat sie auch nicht interessiert. Das war für mich schön, dadurch konnte ich auch mein „normales“ Leben haben. Ich war für sie einfach nur die Ronja, das war für meine Entwicklung total wichtig. Es gab auch keinen Neid, da hatte ich wirklich Glück.
Als Heranwachsende mussten Sie immer wieder mit bösen Kommentaren im Internet kämpfen. Sie wurden wegen Ihrer Figur gemobbt.
Das war schlimm als Kind, aber mittlerweile habe ich eine Persönlichkeit entwickelt, vertrete meinen Standpunkt, trete ein für die Dinge, für die ich stehe. Das wissen die Leute. Sobald man Stärke und Haltung beweist, werden ganz viele wieder still. Dann fehlt ihnen der Mut.
Was sind das für Leute, die ein eine Jugendliche im Internet attackieren?
Die Leute sind sehr vereinnahmend. Sie haben mich zehn Jahre aufwachsen sehen. Sie denken, sie müssen sich einmischen, sich beteiligen an meinem Leben. Aber ich muss mich nicht rechtfertigen. Ich weiß, wer ich bin, wo meine Grenzen sind. Es geht dann nur um mich, nicht um die öffentliche Person, nicht um die Rolle. Ich habe gelernt, mich zu wehren und hatte da auch wirklich die besten Lehrer.
Sie meinen Ihre Kollegen vom „Bergdoktor“-Team?
Ja, wenn man sich Heiko, Moni oder Hans anschaut, die sind sich trotz dem ganzen Trubel um die Serie immer treu geblieben und wissen, wer sie sind.
Haben Ihnen die Kollegen auch geholfen gegen die Anfeindungen?
Es waren immer alle für mich da. Wenn ich daran denke, wie viele lange Abende ich schon mit Monika Baumgartner verbracht habe, oder auch mit Heiko oder Hans, das ist wirklich toll. Ich weiß, dass ich immer zu ihnen kommen kann, wenn mich etwas belastet – oder wenn ich etwas nicht weiß. Ich bin immer noch dabei, viele Dinge zu lernen: Zum Beispiel, wie es ist, in der Öffentlichkeit zu stehen, was es für Konsequenzen hat. Das war schon auch eine harte Schule – aber wichtig für mich zu lernen.