„Wer bist du eigentlich?“, „Wo wohnst du?“, „Spielst du oft Fußball?“ – mit Fragen wie diesen werden Norbert Lammert und Manuela Schwesig im Alltag wahrscheinlich nur selten konfrontiert. Doch für die rund 40 Kinder, die sie am Montagvormittag im Spreebogenpark zum Fußball herausgefordert hatten, waren die beiden Spitzenpolitiker eben ganz normale Erwachsene – und nicht die Bundesfamilienministerin und der Bundestagspräsident.
Initiiert hatte den Fußball-Trainingstag auf der Grünfläche zwischen Hauptbahnhof und Bundeskanzleramt der Verein „Kinder von der Straße e.V.“, der Jugendliche aus dem SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit eingeladen hatte, um mit Profis wie dem ehemaligen Bundesliga-Spieler Pablo Thiam oder dem Ballkünstler Faruk Onmaz zu trainieren. Auch Manuela Schwesig schlüpfte ins Fußball-Trikot und unterstützte die am Ende siegreiche Mädchen-Mannschaft.
„Das ist der beste Termin der Woche. Und das sage ich, obwohl heute erst Montag ist“, betonte die Ministerin nach dem Spiel. „Ich bin am Sonntag extra mit meinem Sohn joggen gewesen, um mich ein bisschen vorzubereiten.“ Die Familienministerin lobte besonders die Arbeit von Josef Eller, dem ersten Vorsitzenden des Vereins. „Hier wird konkret geholfen und nicht nur geredet“, sagte sie. „Die Kinder lernen, dass man alleine nicht weit kommt, sondern nur im Team erfolgreich sein kann.“
Dies wollte auch Ex-Profispieler Pablo Thiam, selbst Vater von vier Kindern, den Jugendlichen nahebringen. „Die Werte, die über das gemeinsame Spiel vermittelt werden, sind ganz wichtig“, sagte der 40-Jährige, der besonders bei den Jungen bekannter war als die Politiker. „Für viele von ihnen sind wir als ehemalige Profis Vorbilder. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Und deshalb ist es für mich auch keine Frage, diesen Verein, der dafür sorgt, dass Kinder von der Straße geholt werden, zu unterstützen.“
Als Fußballfan und Mitglied des Vereins VfL Bochum war Norbert Lammert natürlich besonders an dem Projekt interessiert. Direkt vom Flughafen ließ er sich zum Rasenplatz chauffieren, tauschte Sakko gegen Trikot und lief mit den jungen Sportlern über das Feld. Einen Elfmeter konnte Lammert, der seit den 80er-Jahren auch Teil der Abgeordneten-Mannschaft ist, nicht verwandeln. Dennoch jubelten die Kinder nach dem Abpfiff ihrem ältesten Mannschaftsmitglied zu.
„Hier wird nicht nur abstrakt geredet, sondern auch soziale Integration gelebt“, lobte der Bundestagspräsident. „Solche Bemühungen sind alle Unterstützungen wert. Den Kindern wird vermittelt, dass Erfolg nicht nur von Solisten abhängt – das gilt in Mannschaftssportarten und auch im echten Leben.“