Berlin. Beim Female Future Force Day haben Expertinnen über Gleichberechtigung und Vielfalt gesprochen – auf ganz verschiedenen Ebenen.

Die Stimme erheben für Gleichberechtigung, Vielfalt und Female Empowerment – das war ein zentrales Anliegen des Female Future Force Days, der am Samstag in der Arena Berlin stattgefunden hat. Denn auch, wenn die Gleichstellung aller Menschen in der Theorie akzeptiert ist – in der Praxis gibt es oftmals noch viel zu tun. „Es steht für niemanden zur Diskussion, dass wir uns dem Thema Diversity annehmen müssen, aber die Realität sieht oft noch anders aus“, sagte auch Julia Becker, Vorsitzende des Aufsichtsrats der FUNKE Mediengruppe, unter deren Dach der Female Future Force Day erstmals organisiert wurde. Wichtig sei es deshalb, sich für Themen wie die Gleichbehandlung aller einzusetzen, so Becker. „Das ist die Stimme, die wir beitragen wollen“, so Becker.

Deutlich wurde im Laufe des Tages, wie viele Ebenen die Punkte Gleichberechtigung oder Vielfalt betreffen. Das Themenspektrum des Female Future Force Days zusammenzufassen, ist kaum möglich. Panels, Interviews und Workshops befassten sich mit Kinderarmut, feministischer Außenpolitik, weiblicher und männlicher Führung, finanzieller Unabhängigkeit oder veränderten Arbeitswelten. Mehr als 100 Expertinnen und Expertinnen diskutierten auf drei Bühnen und in Workshops, unter ihnen waren Schauspielerin Wolke Hegenbarth oder Moderator Riccardo Simonetti, die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang und Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die als ihren größten Wunsch „Equal Pay“, also die gleiche Bezahlung, in allen Bereichen nannte.

Stefanie Stahl: Man kann trotz Angst den Neuanfang wagen

Die Rednerinnen und Redner machten für ganz unterschiedliche Bereiche deutlich, welche Veränderungen noch nötig sind. Politökonomin und Bestseller-Autorin Maja Göpel sprach etwa über die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit. Sie hob dabei den Einfluss jedes Einzelnen hervor. In einer Zeit, in der sich ganz viel neu sortieren wird, gehe es auch darum, sich zu fragen: Wie helfe ich jeden Tag mit, dass die Dinge, die sich ändern, viele Werte enthalten, die mir wichtig sind?. Aber die Forscherin gab auch Einblick in persönliche Erlebnisse und sprach etwa darüber, wie es ist, als einzige Frau in einer Runde mit ausschließlich männlichen Ökonomen zu sein – und wie ihr in einem Moment, als sie allein da stand, ein kleines Zeichen der Allianz durch einen Anwesenden geholfen hat.

Transformationsforscherin Maja Göpel sprach beim Female Future Force Day darüber, über Nachhaltigkeit und wie jeder Einzelne einen Beitrag kann.
Transformationsforscherin Maja Göpel sprach beim Female Future Force Day darüber, über Nachhaltigkeit und wie jeder Einzelne einen Beitrag kann. © Funke Foto Services | Maurizio Gambarini

Ein Stück weg von den großen gesellschaftlichen Veränderungen bewegte sich der Live-Podcast mit Psychologin und Bestseller-Autorin Stefanie Stahl, die die Veränderungen auf eine persönlichere Ebene gehoben hat. Ihr Thema: der Neuanfang im Leben, Beruf oder in der Liebe. „Es gibt drei Grundängste bei Veränderungen: die vor Ablehnung, die vor Anstrengung und die vor dem Versagen“, sagte Stahl. Diese Angst halte einen dann oft davon ab, sich in Bewegung zu setzen. Der Psychotherapeutin zufolge muss das aber nicht so sein: „Man kann viele Sachen auch mit Angst machen“, erklärte sie. Dafür brauche es die Bereitschaft, zu sagen: Das halte ich jetzt mal aus. Auch, wenn das Risiko des Scheiterns besteht. „Scheitern ist die Möglichkeit, es das nächste Mal besser zu machen“, so Stahl.

Erklärte, wie der Neuanfang gelingen kann: Psychologin und Bestseller-Autorin Stefanie Stahl.
Copyright: DAVIDS, 21.10.2023
Erklärte, wie der Neuanfang gelingen kann: Psychologin und Bestseller-Autorin Stefanie Stahl. Copyright: DAVIDS, 21.10.2023 © Funke Foto Services | DAVIDS

Warum Frauen Luft auf Führungspositionen haben sollten

Dass Scheitern dazu gehört, bestätigten auch die Rednerinnen, die sich auf ihrem Panel mit Frauen in Führungspositionen befassten. Julia Becker, Kerstin Wagner, Leiterin Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn, und Tina Müller, seit Oktober CEO des Naturkosmetik-Herstellers Weleda und Aufsichtsrätin bei Aldi Nord, sprachen vor allem aber darüber, wie und warum sie etwas bewegen wollen – und weshalb gerade auf Frauen Lust auf Führungsfunktionen haben sollten.

Kerstin Wagner nannte die Motivation, als Führungskraft andere Mitarbeitende wachsen zu sehen. Das Wort „Team“ fiel in ihren Schilderungen häufig, gleichzeitig betonte sie aber auch, wie bedeutend es sei, an sich zu glauben. „Es ist wichtig, selbstkritisch zu sein, aber man darf sich nicht selbst zermürben“, sagte Wagner. Das würden viele Frauen tun. „Du kannst mehr erreichen, wenn du an dich und die Stärken deines Teams glaubst. Dann kannst du Unmögliches möglich machen“, sagte sie.

Drei Frauen in Führungspositionen: Tina Müller, Weleda CEO, Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe und Kerstin Wagner, Leiterin Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn.
Drei Frauen in Führungspositionen: Tina Müller, Weleda CEO, Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der FUNKE Mediengruppe und Kerstin Wagner, Leiterin Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn. © Funke Foto Services | André Hirtz

Tina Müller, die fünf Jahre lang auch CEO von Douglas war, erzählte, dass ihr ihre eigenen Chefinnen als Vorbilder schon früh in ihrer Karriere auf dem Weg geholfen hätten. „Man wächst mit seinen Aufgaben als Führungskraft“, sagte Müller. Gleichzeitig müsse man als Führungskraft sagen können: Ich habe auch nicht immer ein Rezept. Den Zuhörerinnen gab Müller zum Abschluss mit auf den Weg: „Wir Frauen sollten uns auch im Business unterstützen, das machen Männer rauf und runter.“ Wenn es darum gehe, seien Frauen oft noch zurückhaltend.

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