Florida. Benjamin Ferencz ist am Freitag im Alter von 103 Jahren in Florida verstorben. Zeitlebens setze er sich für die Gerechtigkeit ein.

Am Karfreitag (7. April) ist Benjamin Ferencz (103) – der letzte noch lebende Chefankläger der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse – in Florida in einer Betreuungseinrichtung verstorben. Das berichten US-Medien unter Berufung auf seinen Sohn Don Ferencz . Ferencz wurde 103 Jahre alt und galt zeitlebens als ein Anführer im Kampf für Gerechtigkeit für Opfer von Genozid und damit verbundenen Verbrechen. Das US-Holocaust-Museum via Twitter: "Die Welt hat einen Anführer im Kampf für die Gerechtigkeit für Opfer von Genozid und damit verbundenen Verbrechen verloren."

Letzter lebender Chefankläger der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse tot

Benjamin Ferencz wurde 1920 im ungarischen Siebenbürgen als Sohn orthodoxer Juden geboren und wanderte als Kind mit seinen Eltern in die USA aus. Der spätere Chefankläger der Nürnberger Prozesse ist in bescheidenen Verhältnissen in New York aufgewachsen und studierte mithilfe eines Stipendiums später an der Elite-Universität Harvard. Nach seinem Abschluss trat er in die US-Armee ein und kämpfte im Zweiten Weltkrieg.

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Nürnberger Prozesse: NS-Führer vor internationalem Gericht – Ferencz's Rolle

Vom 20. November 1945 an mussten sich in Nürnberg führende Nationalsozialisten und damit erstmals in der Geschichte Vertreter eines Unrechtsregimes vor Gericht verantworten. Die alliierten Siegermächte stellten 21 Führungspersönlichkeiten des Deutschen Reiches wie Adolf Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß und Reichsmarschall Hermann Göring vor ein internationales Gericht. Der Prozess endete nach fast einem Jahr mit zwölf Todesurteilen.

Ferencz war Chefankläger in einem der zwölf sogenannten Nachfolgeprozesse, die von 1946 bis 1949 auf das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher folgten. 24 führende SS-Leute klagte er unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen an. Vor den Prozessen war er als US-Soldat bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager dabei.

Benjamin Ferencz, der letzte noch lebende Chefankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, 2010 in Nürnberg.
Benjamin Ferencz, der letzte noch lebende Chefankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, 2010 in Nürnberg. © dpa

Benjamin Ferencz: Ein Leben für die Gerechtigkeit und ein großes Vermächtnis

Ferencz war jedoch nicht nur als Chefankläger in den Nürnberger Prozessen bekannt. Nach Kriegsende setzte sich der Jurist aktiv für die internationale Strafjustiz ein und kämpfte gegen den Völkermord in Darfur. Seine Arbeit als Anwalt und Aktivist führte zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs und trug dazu bei, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord international geächtet wurden.

Ferencz – die Welt verliert einen Anführer in der Bewegung für die Gerechtigkeit

Das Vermächtnis von Benjamin Ferencz wird noch lange weiterleben. Er war ein Anführer in der Bewegung für die Gerechtigkeit und setzte sich energisch für die Rechte der Opfer von Kriegsverbrechen und Genozid ein. Ferenczes Arbeit als Anwalt und Aktivist hat dazu beigetragen, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit international verfolgt werden. Sein Tod ist ein Verlust für die internationale Gemeinschaft – aber sein Vermächtnis wird weiterleben. Ferencz wurde 103 Jahre alt. (jsn/dpa)