Berlin. Anna Loos kehrt in ihrer Paraderolle zurück. Seit 2014 ermittelt die inzwischen 52-Jährige als Kommissarin Helen Dorn in besonders brisanten Fällen, was auch auf die aktuelle Folge „Das Recht zu schweigen“ (am 11. Februar um 20.15 Uhr im ZDF) zutrifft.
Helen Dorn wird als „zäher Hund“ beschrieben. Trifft das auch auf Sie zu?
Anna Loos: Also, ich vermute: Menschen, die mich gut kennen, würden mich auch als zähen Hund beschreiben. Wenn jemand mich dazu bringen möchte etwas zu tun, muss er nur sagen, das schaffst Du nicht. Und wenn ich etwas will, dann kann ich einfach nicht aufgeben. Das ist schon so gewesen, seit ich ein Kind war. Lieber ein kaputtes Knie als einen Wettkampf verlieren.
Manchmal können ja die Rahmenbedingungen besonders unangenehm sein. Wie bewahren Sie sich Ihre positive Haltung?
Loos: Gute Frage. Ich bin auf meinem Weg, versuche mein Ego in den Griff zu bekommen und jeden Stein, der sich mir in den Weg legt, zu nutzen und etwas daraus zu machen, was es ohne diesen Stein eben nicht gegeben hätte.
Brauchen Sie dabei noch den Griff zur Zigarette, die früher zu Ihren Utensilien gehörte?
Loos: Das Rauchen habe ich mir abgewöhnt, das ist nun schon ein paar Jahre her. Aber seitdem gab es ein paar Momente, bei denen ich gedacht habe: Ich brauche jetzt sofort eine Zigarette. Das habe ich mir verkniffen. Ich mache einfach ein paar Jahre Pause, wer weiß, vielleicht fange ich mit 60 oder 70 wieder an.
Helen Dorn kommt ja ohne ihre Pistole nicht aus. Wie ist Ihr Verhältnis zu Waffen?
Loos: Ich habe einige Male Schießtraining genommen und trainiert, wie man Waffen auseinander- und wieder zusammenbaut, wie man sie reinigt. Das gehört zum Beruf. Ich spiele eine Kommissarin, und mein Anspruch ist, mich mit den Alltäglichkeiten meiner Rolle auseinanderzusetzen. Aber für mich persönlich haben Waffen keinerlei Faszination.
Zu den zitierten „Steinen“, die sich Helen Dorn in der aktuellen Folge in den Weg legen, zählen alte Männer-Seilschaften. Ist deren Zeit in unserer Gesellschaft langsam vorbei?
Loos: Naja, tatsächlich sind Themen wie Gleichstellung, Diversität und die Gleichberechtigung aller Menschen ja gerade sehr aktuell, was ich auch befürworte, da sie viel zu lange in den Hinterzimmern zu leise geflüstert wurden und es dringend an der Zeit ist, hier mal ein paar Meter nach vorn zu gehen. Allerdings sehe ich auch in unserem Land bei der Frage der Gleichstellung der Frau noch eine Menge Luft nach oben.
Ein Teil dieser Entwicklung ist die Gender-Diskussion, auf die Sie in der Folge durchaus ironisch anspielen...
Loos: Die Figur Helen ist ein Mensch, der für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Fairness, Respekt und Achtung für jeden Menschen kämpft. So steht sie auch für die Menschen, denen einige Dinge einfach übertrieben erscheinen. Helen darf sich ein wenig darüber lustig machen, dieses Spiel mit der Ironie gehört doch auch zu diesen Themen.
Finden Sie selbst manches in der Debatte übertrieben?
Loos: Ich persönlich finde, es ist an der Zeit, dass all diese Themen angesprochen werden. Und es ist klar, dass – wie so vieles andere – auch diese Bewegung am Anfang an manchen Punkten über das Ziel hinausschießt. Aber es ist absolut wichtig, dass diese Themen in die Mitte der Gesellschaft einziehen. Vieles, was heute vielleicht etwas sperrig ist oder den ein oder anderen stört, wird sich wieder normalisieren, da bin ich sicher. Dann wird vieles selbstverständlicher, was aber ohne Debatten nicht geschaffen werden kann.
Warum sehen wir Ihren Mann Jan Josef Liefers eigentlich nicht in „Helen Dorn“?
Loos: Die Besetzung des Films ist für mich Sache des Regisseurs oder der Regisseurin. Aber wenn ich bei einer Rolle eine tolle Idee habe, gebe ich die auch mal rein. Natürlich arbeite ich immer sehr gern mit meinem Mann. Wir entwickeln gerade ein tolles Projekt für uns beide. Da passt es dann nicht vielleicht, irgendwie, ein wenig oder zufällig, sondern die Rollen liegen uns zu 100 Prozent. Darauf freue ich mich sehr.