Berlin. Rund um Weihnachten sind die Züge der Deutschen Bahn rappelvoll. Hunderttausende wollen zu ihren Familien und Freunden. Da ist Chaos im Fernverkehr vorprogrammiert. Die Bahn möchte dieses Jahr aber einen möglichst reibungslosen Ablauf garantieren; schlechte Presse gab es 2022 zu Genüge. Bei der Pünktlichkeit sah es noch nie so verheerend aus, beim Personal zwickt es an vielen Stellen. Ist der Zug zu Weihnachten trotzdem eine Alternative zu Pkw und Inlandsflügen?
Deutsche Bahn trifft Vorbereitungen für Weihnachten: Sonderzüge und mehr Sitzplätze
Wenn es nach der Bahn geht, dürfen das Auto in der Garage und Flieger leer bleiben. Das Unternehmen sieht sich für den zu erwartenden Ansturm gut aufgestellt. „Auf Weihnachten ist die Bahn gut vorbereitet“, sagte Michael Peterson, Vorstand für den Fernverkehr bei der Bahn, der „Bild am Sonntag“. Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember biete die Bahn täglich 13.000 zusätzliche Sitzplätze an. „Über Weihnachten kommen noch einmal 40.000 Sitzplätze in 80 Sonderzügen dazu“, sagte Peterson.
Auch das Serviceteam werde bis Weihnachten um rund 800 neue Mitarbeiter aufgestockt. „All das wird die Situation stabilisieren“, fügte Peterson hinzu. Mit Blick auf häufige Verspätungen verteidigte er die Bahn. „Der derzeitige Pünktlichkeitswert von 66 Prozent bleibt weit unter unserem Anspruch. Aber: Nur 1,5 Prozent der Züge sind mehr als eine Stunde zu spät, also im Schnitt zwölf von 800 pro Tag“, so der Vorstand.
Unternehmen | Deutsche Bahn AG |
CEO | Richard Lutz (seit 22. März 2017) |
Umsatz | 44,43 Milliarden EUR (2019) |
Hauptsitz | Berlin |
Gründung | Januar 1994, Berlin |
Außerdem habe die Bahn auch strengere Maßstäbe als Bus oder Flugzeug. „Dort gilt ein Ankommen innerhalb von 15 Minuten als pünktlich. Bei der Bahn wird ein Zug ab sechs Minuten nach Fahrplan als verspätet gewertet“. Als Grund für die aktuellen Verspätungen nannte Peterson den schlechten Zustand der Schienen.
Deutsche Bahn an Weihnachten nutzen: Experte gibt Tipps für stressfreies Reisen
Trotz Verspätungen und vollen Zügen: Der Fahrgastverband Pro Bahn rät dazu, das Auto zu Weihnachten stehen zu lassen. „Auf den Straßen ist es wahrscheinlich noch voller“, sagt der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der Deutschen Presse-Agentur. „Man sollte rechtzeitig buchen und auch Plätze reservieren“, rät der Fahrgastvertreter. Freitag und Samstag vor den Feiertagen meiden, lieber einen Tag früher Urlaub nehmen, ist noch ein Tipp. Dann seien Fahrkarten günstiger und die Züge nicht so voll.
Weitere Kniffe:
- Längere Umsteigezeiten einplanen oder möglichst Direktverbindungen buchen, denn jeder Umstieg birgt ein Risiko
- Nicht nur ICE, sondern auch Intercity und Eurocity beim Buchen in den Blick nehmen
- Randzeiten in Betracht ziehen. „Man kann auch um fünf Uhr morgens fahren und im Zug weiterschlafen“, sagt Naumann
Deutsche Bahn: Tickets für Weihnachten rechtzeitig buchen – Bahn zieht Preise an
Früh buchen sollte auch, wer für Bahntickets zu Weihnachten nicht ganz so tief in die Tasche greifen will. Denn die Fahrscheine werden teurer. Die sogenannten Flexpreise steigen ab dem 11. Dezember um durchschnittlich knapp sieben Prozent, wie die Bahn im September angekündigt hatte. Grund seien die hohen Energiepreise.
Die Spar- und Super-Sparpreise bleiben zwar unverändert. Damit kann man sogar lange Strecken wie etwa Köln-Berlin ab 17,90 Euro bekommen. Es kommt aber auf den Termin an und den frühzeitigen Fahrkartenkauf. Und da wird es schwieriger, ein Schnäppchen zu ergattern, wenn die Fahrgastzahlen steigen. In der Weihnachtszeit stehen die Chancen schlecht. Wer jetzt noch für Freitagnachmittag vor Heiligabend Berlin-Köln buchen will, muss auch beim Super-Sparpreis mit mehr als 100 Euro rechnen. (pcl/mit dpa)
Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.