Berlin. Gleich drei unterschiedliche Meteorströme durchkreuzt die Erde auf ihrer Reise um die Sonne jährlich von Anfang bis Ende Dezember: die Geminiden, die Ursiden und die Quadrantiden um den Jahreswechsel herum. Sie sorgen für mehr oder weniger starke Sichtungen von Meteorschauern, die wir umgangssprachlich auch als Sternschnuppennächte bezeichnen. Wann sind die Geminiden und die Ursiden am besten beobachtbar?
Direkt zu Beginn des Monats Dezember verursachen die Geminiden beeindruckende Meteorschauer. Sie gelten als stärkster bis zweitstärkster Meteorstrom des Jahres mit einer besonders hohen Anzahl an Sternschnuppen. Die Aktivität der Geminiden startet jährlich um den 4. Dezember und endet um den 17. Dezember. Für 2022 sagt die International Meteor Organization (IMO) einen Höhepunkt am 14. Dezember voraus. In diesem Jahr ist er am gleichen Datum.
Danach lösen die Ursiden den Strom ab. Die Schauer der Ursiden leuchten jährlich vom 17. Dezember bis zum 26. Dezember. Die Aktivität der Ursiden soll ihr Maximum im Jahr 2022 am 22. Dezember erreichen, so die IMO. Im Jahr 2021 fällt dieser Moment ebenfalls auf den 22. Dezember. Dann können Beobachtende bei guten Wetterbedingungen die meisten Sternschnuppen sehen.
Die Geminiden sind einer der stärksten Meteorströme
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckten Astronomen die Aktivität des Meteorstroms der Geminiden. Sein Radiant, also der Punkt, aus dem die Sternschnuppen herzukommen scheinen, liegt im Sternbild der Zwillinge. Weil diese im Lateinischen “Gemini” heißen, bezeichnen wir den Meteorstrom als Geminiden.
Lange war nicht bekannt, von welchem Ursprungskörper der Strom entspringt. Meteorströme bestehen aus vielen kleinen abgebrochenen Partikeln, auch Meteoroiden genannt, die diese Ursprungskörper in ihrer Bahn hinter sich herziehen. Durchkreuzt die Erde den Meteorstrom und dringen diese Partikel in die Erdatmosphäre ein, verglühen sie durch die Reibung – und wir sehen Meteoren am Himmel. Meist sind die Ursprungskörper von Meteorströmen Kometen. Bei den Geminiden haben Forschende allerdings eine andere Vermutung.
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Geminiden könnten von "erloschenem" Komet stammen
Denn als Ursprung der Geminiden gilt (3200) Phaethon, ein 1983 entdeckter und als Asteroid klassifizierter Himmelskörper. Seine Bahn stimmt mit der Staubwolke der Geminiden überein, ähnelt wegen seiner Bewegung um die Sonne herum aber der eines Kometen. Forschende gehen deshalb davon aus, dass (3200) Phaethon ein “erloschener" Komet ist, der seine flüchtigen Bestandteile Gas und Staub vollständig verloren hat. Mit 21 Millionen Kilometern Entfernung kommt er der Sonne näher als der Planet Merkur, dadurch setzt er vermutlich eine besonders große Menge an zerschreddertem Staub frei.
Die japanisch-deutsche Raumfahrtmission “Destiny+” soll im Jahr 2024 zum Asteroiden reisen, um offenstehende Forschungsfragen zu klären. Sie soll etwa vier Jahre lang dauern.
Von diesem Sternbild haben die Ursiden ihren Namen
Die Ursiden gelten als weniger erforscht als andere Meteorströme. Erst um 1900 entdeckte der britische Astronom William F. Denning den vergleichsweise langsamen Strom. In den Jahren 1945 und 1986 verzeichneten Beobachtende stärkere Ausbrüche, dennoch gelten die Ursiden mit einer zenitale stündlichen Rate (ZHR) von etwa zehn Meteoren im Maximum als schwächer als andere Ströme. Die ZHR markiert die Anzahl von Sternschnuppen, die eine einzelne beobachtende Person bei idealen Bedingungen innerhalb einer Stunde sehen kann. Zum Vergleich: Die ZHR der Geminiden liegt im Durchschnitt bei etwa 150.
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Der Radiant der Ursiden liegt im Sternbild Ursa Minor, dem kleinen Bären. Der Ursprungskörper des Stroms ist der Komet 8P/Tuttle der Jupiter-Familie. Anders als bei anderen Kometen fallen die starken Ausbrüche der Ursiden allerdings nicht mit ihrer größten Nähe zur Sonne zusammen, sondern mit ihrer größten Entfernung zu dieser. Forschende vermuten daher, dass der Planet Jupiter und seine Schwerkraftwirkung einen Einfluss auf den Kometen haben.
Wo sieht man die Sternschnuppen der Geminiden und Ursiden?
Die Meteorschauer Geminiden sind weltweit sichtbar und gelten als besonders eindrucksvoll. Ihr Aktivität übersteigert jene der Perseiden im August, wobei letztere wegen der Wetterbedingungen oft besser zu sehen sind. Die Geminiden verursachen allerdings viele sehr helle Meteoren, die fast die ganze Nacht über am Himmel sichtbar sind. Weil der Schauer sein Maximum um Mitternacht erreicht, kann man die Sternschnuppen auch schon in den Abendstunden sehen.
Die Meteore der Ursiden sind dagegen eher auf der Nordhalbkugel der Erde erkennbar. Aufgrund der Wetterverhältnisse und der schwachen Aktivität des Stroms ist es bei den Ursiden aber schwieriger, Sternschnuppen zu sehen. Zudem sind vor dem Höhepunkt nur vereinzelte Meteore der Ursiden unterwegs.
Generell sieht man die Sternschnuppen am besten in einer eher dunklen Gegend. In Stadtnähe stört die Beleuchtung die Sichtung des Naturspektakels am Nachthimmel.