Palma. An Mallorcas berühmtestem Sandstrand, der Playa de Palma, sonnen sich in diesen Tagen Tausende Urlauber. Kleine Wellen rollen ans Ufer. Kinder plantschen im badewannenwarmen Wasser. Kein Wölkchen am blauen Himmel. Die Palmen wehen an der dahinterliegende Meerespromenade im leichten Wind.
Wochenlang hatte es so ausgesehen, als ob auf Mallorca, der meistbesuchten Urlaubsinsel Europas, wieder die Normalität eingezogen wäre. Doch plötzlich trübt die Corona-Pandemie wieder die Hoffnungen auf einen sorgenfreien Sommer: Die Infektionen explodieren seit Tagen im Ferienparadies, in dem die Deutschen traditionell die größte Touristengruppe sind.
Mallorca: Balearen mit höchster Ansteckungsrate seit Pandemie-Beginn
Die Sieben-Tage-Inzidenz lag auf Mallorca am Freitag nach Angaben der örtlichen Behörden bei 382 Fällen pro 100.000 Einwohner – in Deutschland lag die Vergleichszahl bei 13. Der mittlere Wert für die Baleareninseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, betrug sogar 426. Das ist die höchste Ansteckungsrate, die seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren auf den Mittelmeerinseln registriert wurde.
Immer mehr Urlauberherkunftsländer verhängen deswegen Reisebeschränkungen. Und zwar nicht nur für Mallorca, sondern für ganz Spanien, wo die Lage mit einer landesweiten Wocheninzidenz von 380 nicht besser aussieht. Auf den balearischen Ferieninseln werden derzeit täglich nahezu 900 neue Ansteckungen gemeldet, im ganzen Land sogar 30.000.
Spanien wird von der Bundesregierung zum Hochinzindenzgebiet hochgestuft
Am Freitag sprach Deutschland nun ebenfalls eine formelle Reisewarnung für das gesamte spanische Territorium aus und kündigte an, dass das südeuropäische Land am kommenden Dienstag vom Risikogebiet zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft wird.
„Mit Wirkung vom 27. Juli 2021 wird vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Spanien gewarnt“, heißt es in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes. Diese Einstufung hat eine Quarantänepflicht für nicht geimpfte Rückkehrer zur Folge, die erst nach mindestens fünf Tagen Selbstisolierung und einem dann absolvierten negativen Test beendet werden darf.
„Das ist ein neuer Schlag für die Sommersaison“, schrieb die Inselzeitung „Diario de Mallorca“. Beim mallorquinischen Hotelierverband FEHM gab es lange Gesichter, weil man befürchtet, dass nach dem verhagelten Coronasommer des vergangenen Jahres nun auch in dieser Saison ein touristischer Absturz droht. „Die Unsicherheit endet nicht“, sagte eine Sprecherin bedauernd.
Superspreading-Event auf Mallorca: 2000 Infizierte nach Abschlussfeiern
Die neue Virus-Welle auf der Insel kam ins Rollen, nachdem die Abschlussfeiern von spanischen Schülern an Mallorcas Stränden zum größten Superspreading-Event der Nation wurden. Bilanz: mehr als 2000 Infizierte, die das Virus nach ihrer Rückreise in ihre Heimatregionen über ganz Spanien verteilten.
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Dann signalisierten Berichte über eine wachsende Zahl von ausländischen Urlaubern, die nach einer Infektion in Quarantänehotels eingewiesen werden müssen, dass die neue Corona-Welle auch den internationalen Tourismus erfasst hat. Inzwischen teilten die örtlichen Gesundheitsbehörden mit, dass die hochansteckende Delta-Variante auf Mallorca 85 Prozent aller Infektionen verursacht. Diese Mutante dürfte den Corona-Tsunami mit angeschoben haben.
Mallorcas Hotelverband: Buchungszahlen um 30 Prozent abgestürzt
Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto hatte noch vergangene Woche den Traum von einer touristischen Erholung genährt: „Wir wollen dieses Jahr wenigstens die Hälfte der Urlauber, die 2019 gekommen sind, zurückgewinnen.“ Im Jahr 2019 waren 10,3 Millionen ausländische Urlauber auf die Insel gekommen, darunter waren 4,2 Millionen Deutsche.
Aus diesem Traum wird wohl nun nichts mehr. Mallorcas Hotelverbandschefin Maria Frontera teilte gerade mit, dass die Zahl der Buchungen in den letzten Tagen, in denen sich die Coronalage zunehmend verschlechtert habe, bereits um 30 Prozent abgestürzt sei.
Mallorquinische Regierung hat strenge Regeln erlassen
Das könnte noch schlimmer werden, wenn die die neuen Beschränkungen, die von der Inselregierung erlassen wurden, nicht greifen: Von diesem Wochenende an gilt auf der ganzen Insel ein weitgehendes nächtliches Versammlungsverbot von ein Uhr bis sechs Uhr morgens. Die Gastronomie muss zu dieser Stunde ebenfalls schließen. Die Strände werden sogar von zehn Uhr abends an abgesperrt.
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Damit soll der nächtliche Partytourismus, der vor allem an der Playa de Palma außer Kontrolle geraten ist, ausgetrocknet werden. Zur Kontrolle des Nachtlebens will die Polizei nun sogar Drohnen und Hubschrauber einsetzen.
Zudem bittet Inselchefin Francina Armengol alle Urlauber wie Bewohner, nicht ohne Maske auf die Straße zu gehen. Die Maskenpflicht im Freien wurde zwar von Spaniens Regierung aufgehoben – wenigstens soweit Sicherheitsabstand eingehalten werden kann. Doch dies war nach Meinung der Virologen wohl etwas voreilig. Deswegen der Appell der Inselbehörden: „Bitte nicht oben ohne.“