Prag. In Prag herrscht Alarmstufe Rot. Ministerpräsident Andrej Babis warnt vor einem Kollaps des nationalen Gesundheitssystems und einem „Bergamo in Tschechien“. Die italienische Provinz war im Frühjahr 2020 zum tragischen Symbol der Corona-Krise geworden. „Wir stehen kurz davor, dass uns die Kapazitäten für die Intensivpflege ausgehen“, mahnte der stellvertretende tschechische Gesundheitsminister Vladimir Cerny.
In manchen Krankenhäusern müssen Ärzte bereits die Triage einsetzen – also aufgrund der knappen Ressourcen darüber entscheiden, welcher Patient behandelt werden kann und welcher nicht. Vor allem die rasante Ausbreitung von Virusmutationen sorgt bei den Medizinern für Nervosität. Nach Medienberichten sind in einigen Gegenden 70 Prozent der Neuinfektionen auf eine mutierte Variante des Virus zurückzuführen.
Corona-Krise: Tschechien hat weltweit höchste Rate an Neuinfektionen
Insgesamt werden in Tschechien mehr als 8100 Covid-19-Patienten stationär behandelt, der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren darunter mehr als 1600 besonders schwere Fälle, die künstlich beatmet werden müssen. In der Verwaltungsregion Pardubice in Ostböhmen wurde ein Notfallplan aktiviert, weil die Kapazitäten der Kliniken vollständig erschöpft waren.
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Tschechien verzeichnet die weltweit höchste Rate an Corona-Neuinfektionen. Knapp 1,2 Millionen Menschen haben sich bis dato mit dem Coronavirus angesteckt. Innerhalb von sieben Tagen gab es zuletzt rund 770 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – die Inzidenz liegt damit mehr als zehnmal so hoch wie in Deutschland. Rund 21.000 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Die Zahlen sind in Relation zur Gesamtbevölkerung von fast elf Millionen Menschen extrem hoch.
Corona-Mutationen: Besorgnis in Bayern und Sachsen
Die politische Führung in Prag wurde Opfer ihres eigenen Zickzackkurses in der Corona-Krise. Nach einer Serie von Lockerungen und Lockdowns grassierte das Virus immer schneller. Angesichts der jüngsten verheerenden Daten hat die Regierung nun die Reißleine gezogen: In Tschechien gelten seit Montag deutlich härtere Maßnahmen.
Die Menschen dürfen ihren jeweiligen Bezirk für drei Wochen nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Erlaubt bleiben Fahrten zur Arbeit, zum Arzt und zu Behörden, wenn schriftliche Nachweise erbracht werden.
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Die besonders hohen Inzidenzwerte in den tschechischen Regionen nahe der deutschen Grenze hatten in Bayern und Sachsen Besorgnis ausgelöst. Kürzlich beschlossen beide Bundesländer verschärfte Grenzkontrollen, um ein Einschleppen des Virus durch Berufspendler einzudämmen. Am Mittwoch verlängerte Deutschland seine stationären Kontrollen an der Grenze zu Tschechien und dem österreichischen Bundesland Tirol bis zum 17. März.
Deutschland schickt Impfstoff nach Tschechien
Deutschland hatte Tschechien, die Slowakei und weite Teile Tirols bereits Mitte Februar zu sogenannten Virusvariantengebieten erklärt. Von dort dürfen aktuell nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen gibt es etwa für Lastwagenfahrer und Grenzgänger mit systemrelevanten Berufen.
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Doch aus Deutschland kommt auch medizinische Hilfe. So trafen 15.000 zusätzliche Impfstoffdosen in Tschechien ein. Die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Bayern hatten die gemeinsame Spende angekündigt, die für die grenznahen Corona-Hotspots im Westen Tschechiens bestimmt ist.
In den Bezirken Cheb (Eger), Sokolov und Karlovy Vary (Karlsbad) liegt die Sieben-Tage-Inzidenz jeweils bei 597, 1002 und 936. Bei dem Impfstoff handelt es sich um das Präparat der Firma Astrazeneca. Dafür haben die Behörden in Tschechien anders als Deutschland keine Altersobergrenze festgelegt.
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