Es ist eine besorgniserregende Nachricht und erklärt, wie und warum das Coronavirus Ende Januar so heftig in der brasilianischen Stadt Manaus zurückkommen konnte. Im Amazonas-Gebiet ist eine neue Coronavirus-Variante nachgewiesen worden und nach Angaben der brasilianischen Regierung ist sie dreimal ansteckenden als das bisher bekannte Virus. Dieses Virus hat sich bereits weltweit verbreitet – auch in Deutschland ist es schon angekommen.
Das Auswärtige Amt warnt deutlich vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Brasilien. „Brasilien ist von COVID-19 besonders stark betroffen. Dort wurde zudem eine neue Variante von COVID-19 festgestellt, die offenbar eine noch größere Ansteckungsgefahr bedeutet“, heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amtes. Seit dem 19. Januar ist Brasilien wegen der neuen Coronavariante als Gebiet mit besonders hohem Infektionsrisiko eingestuft.
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Neues Coronavirus aus Brasilien hat Deutschland schon erreicht
Einreisende aus Brasilien nach Deutschland müssen neben der bestehenden Anmeldepflicht und grundsätzlichen Quarantänepflicht zudem den Nachweis eines negativen COVID-19-Tests in deutscher oder englischer Sprache mitführen (mit Flugzeug beim Check-in/Boarding).
Bereits am 21. Januar 2021 wurde das mutierte Virus bei einem Reiserückkehrer aus Brasilien in Hessen nachgewiesen. Bereits während des Fluges sei bekannt gegeben worden, dass eine positive Person mit an Bord sein könnte. Der PCR-Test hätte dann Gewissheit gegeben habe, wie Professorin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, der Ärztezeitung berichtete.
Bei der brasilianischen Variante vermutet Ciesek einen „immun escape“. Was so viel bedeutet, dass die neuen Coronavarianten wie bereits die südafrikanische oder die britische Mutante, die überall auf der Welt auftreten, dem Immunsystem entfliehen können. War jemand bereits erkrankt oder bereits geimpft, ist also nicht sicher, dass er sich nicht erneut mit der brasilianischen Variante anstecken kann.
Eine Studie der Universität Pittsburgh hat ergeben, dass das Virus SARS-CoV-2 oft mutiert, indem es einfach kleine Teile an seinem genetischen Code verändert. „Es ist clever wie ein Teufel“, erklärte dazu Paul Duprex dem Magazin Livescience, er ist Autor der Studie und Leiter des Impfforschungszentrums der Universität Pittsburgh.
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Brasilianischer Gesundheitsminister warnt: Neues Coronavirus ist dreimal ansteckender
Der brasilianische Gesundheitsminister Eduardo Pazuello erklärte am Donnerstag im Senat in Brasília, dass die im Amazonas-Gebiet aufgetauchte Coronavirus-Variante dreimal ansteckender als das ursprüngliche Virus ist. Aber er versicherte auch: Die Impfstoffe würden bei dieser Variante auch wirksam sein. „Aber sie ist ansteckender, dreimal ansteckender.“
Pazuello erläuterte weder, wer für die entsprechende Studie verantwortlich ist, noch, um welche Impfstoffe es sich handelt. Gegen den Gesundheitsminister wird ermittelt, ob es ein Versäumnis seines Ministeriums bei den Aktionen gab, die den Zusammenbruch des Gesundheitssystems in der Amazonas-Hauptstadt Manaus wegen des Fehlens von Sauerstoff im Januar verhindern sollten.
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Die Forschungseinrichtung „Instituto Butantan“ hatte am Montag bekannt gegeben, dass der Impfstoff CoronaVac gegen die Amazonas-Variante des Coronavirus getestet werden würde, aber noch keine Ergebnisse vorgelegt. Das chinesische Unternehmen SinoVac hat den Impfstoff zusammen mit der renommierten Einrichtung in São Paulo entwickelt.
Die neue Coronavirus-Variante war im Januar bei vier aus Brasilien nach Japan eingereisten Menschen nachgewiesen worden. Auch sie kamen aus dem Amazonas-Gebiet. Jüngste Analysen der Forschungseinrichtung Fundação Oswaldo Cruz in Rio de Janeiro deuten darauf hin, dass die Variante schon für 90 Prozent der Corona-Fälle im Bundesstaat Amazonas verantwortlich ist.
Ende Januar stieg die Zahl der Corona-Erkrankten in Manaus wieder stark an. Es fehlten in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Krankenhausbetten und Sauerstoff. Patienten wurden in andere Bundesstaaten ausgeflogen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) organisierte Hilfslieferungen: Sauerstoff, Thermometer, Schnelltests.
Anstieg der Infektionen im Amazonasgebiet trotz Herdenimmunität
Besonders verwunderlich an der Entwicklung ist, dass Forscher dort die theoretische Schwelle zur Herdenimmunität überschritten glaubten: Im Januar schätzten brasilianische Experten im Fachblatt „Science“ den Anteil der Bewohner von Manaus, die sich bis Oktober infiziert hatten, auf mehr als 70 Prozent. Sie hatten Proben von Blutspendern auf Corona-Antikörper untersucht.
Mit Herdenimmunität ist ein Schutz durch die Gemeinschaft gemeint: Davon profitieren etwa Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Ist eine ausreichende Zahl der Bevölkerung geimpft oder nach durchgemachter Erkrankung immun, breitet sich der Erreger kaum noch aus – und gelangt weniger zu anfälligen Personen.
Was aber ist dann in Manaus passiert? Im Journal „The Lancet“ nennen Forscher mehrere Erklärungen, die sich nicht gegenseitig ausschließen. Demnach könnten die Schätzungen der Infektionen zu hoch gewesen sein. Auch die in der ersten Welle erlangte Immunität könnte möglicherweise im Dezember wieder geschwunden sein, so die Autoren. Und natürlich könnten die Corona-Varianten in Manaus, dem Immunsystem von Genesenen entgehen und erneut Infektionen verursachen – und ansteckender seien als frühere Formen.
Neue Coronavirus-Schutzverordnung in Deutschland verbietet Reise nach Deutschland
Mit Wirkung vom 30. Januar 2021 besteht durch die Coronavirus-Schutzverordnung vom 29. Januar 2021 ein Beförderungsverbot im grenzüberschreitenden Eisenbahn-, Bus-, Schiffs- und Flugverkehr für Personen aus Virusvarianten-Gebieten nach Deutschland. Alle Verordnungen und Warnungen sind dazu auf der Seite des Auswärtigen Amtes nachzulesen.
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