Tokio. „Hagibis“ war einer der heftigsten Taifune seit Jahrzehnten. Mindestens 66 Menschen wurden von dem Sturm in Japan in den Tod gerissen.
So gefährlich war ein Taifun schon lange nicht mehr – erneut musste die Regierung die Zahl der Opfer nach oben korrigieren, das Ausmaß zeigt sich während der Bergungsarbeiten Stück für Stück: Mindestens 66 Tote, mehr als 170 Verletzte und mindestens 17 Vermisste – Super-Sturm „Hagibis“ hatte in Japan verheerende Folgen.
Fernsehsender zeigten Luftaufnahmen von überschwemmten Wohngebieten unter anderem in der mit am schwersten betroffenen Provinz Nagano. Auch in vielen anderen Gegenden waren Flüsse übers Ufer getreten und Dämme gebrochen, wodurch Häuser und Straßen überflutet wurden.
In der mit am schwersten betroffenen Provinz Nagano und anderen Regionen des bergigen Inselreiches gingen vielerorts Erdrutsche nieder. Mehr als 100 Bewohner wurden den Einsatzkräften zufolge verletzt.
Taifun „Hagibis“ in Japan: Erdrutsche, Stromausfälle, zerstörte Häuser
Während der Taifun, der in der Nacht auch die Millionenmetropole Tokio heimgesucht hatte, nach Norden abzog und am Sonntag in der Hauptstadt und deren Umgebung wieder die Sonne schien, setzten die Einsatzkräfte die Bergungs- und Aufräumarbeiten fort.
Mit Militärhubschraubern und Schlauchbooten wurden Menschen aus überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht. Vielerorts gab es Erdrutsche, umgestürzte Bäume blockierten Straßen. Allein in der Tokioter Nachbarprovinz Chiba, wo erst im vergangenen Monat ein Taifun gewütet und massive Stromausfälle verursacht hatte, wurden ein Dutzend Häuser zerstört.
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Mehr als 100.000 Haushalte waren am frühen Sonntag von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Auch in anderen Regionen kam es in Zigtausenden Haushalten zu Stromausfällen.
Formel-1-Rennen in Japan konnte nach Taifun stattfinden
Der Wirbelsturm „Hagibis“ (Philippinisch für „schnell“) war am Samstag nahe Tokio auf Land getroffen. Später zog er Richtung Nordosten weiter in jene Region, wo es 2011 zu einer Erdbeben- und Tsunamikatastrophe mit Tausenden Toten gekommen war.
Auch dort kam es durch den Taifun zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen. Als Folge mussten die Organisatoren der in Japan laufenden Rugby-Weltmeisterschaft ein weiteres Spiel absagen. Betroffen war die Begegnung Namibia gegen Kanada, die in Kamaishi stattfinden sollte.
Das Formel-1-Rennen am Sonntag in Suzuka konnte stattfinden. Das Qualifying war allerdings von Samstag auf Sonntag verschoben worden.
Super-Taifun „Hagibis“ trifft auf Japan
Erdbeben erschüttert Japan – höchste Warnstufe
Nicht nur der Taifun hielt die Region in Atem. Ein starkes Erdbeben erschütterte darüber hinaus am Samstagabend (Ortszeit) die Tokioter Nachbarprovinz Chiba. Die Gefahr eines Tsunamis durch das Beben der Stärke 5,7 bestehe jedoch nicht, berichtete der japanische Fernsehsender NHK.
Wegen der Gefahr durch sintflutartige Regenfälle hatten die Behörden zuvor für Japans Hauptstadt sowie sechs weitere Regionen erstmals die höchste Warnstufe aus. Mehr als eine Million Menschen in Ost- sowie Zentraljapan wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
Auch nach „Hagibis“ weiter Gefahr durch Erdrutsche und Schlammlawinen
Während die Evakuierungsanweisungen am Sonntagmorgen in Tokio und den meisten Teilen Zentral- und Ostjapans wieder aufgehoben wurden, warnten die Behörden weiter vor der Gefahr durch Erdrutsche und Schlammlawinen. Nach Angaben des Ministeriums für Boden, Infrastruktur und Tourismus gingen in neun der betroffenen Provinzen mindestens 33 Erdrutsche und Schlammlawinen ab.
Unterdessen nahm der Tokioter Flughafen Haneda am Sonntagmorgen (Ortszeit) wieder den Betrieb auf. Auch die meisten Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Shinkansen fuhren wieder, nachdem die Betreibergesellschaften den Betrieb am Vortag wegen des Taifuns massiv eingeschränkt hatten.
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Taifun mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 234 km/h
Taifun „Hagibis“ hatte nahe seines Zentrums Windgeschwindigkeiten von bis zu 234 Kilometern pro Stunde erreicht. Die Behörden hatten gewarnt, dass der Taifun die Hauptstadt und andere Gebiete im Osten Japans mit den schlimmsten Regenfällen seit jenem verheerenden Wirbelsturm überziehen könnte, der 1958 mehr als 1200 Menschen in der Region das Leben gekostet hatte.
Ausdrücklich warnten die Behörden davor, dass Häuser in den starken Sturmböen einstürzen könnten. Manche Bewohner deckten die Dächer ihrer oft in Leichtbauweise errichteten Häuser vorsorglich mit blauen Plastikplanen ab, mancher verbarrikadierte die Fenster mit Brettern.
Frachtschiff vor Tokio gesunken – ein Toter, sieben Vermisste
Viele Kaufhäuser und Läden in Tokio und Umgebung hatten am Samstag geschlossen. In manchen Geschäften der Hauptstadt waren Regale wie leer gefegt, da sich viele Bewohner vorsichtshalber mit Wasser und Lebensmitteln eindeckten.
In der Bucht von Tokio sank ein Frachtschiff aus Panama, das dort ankerte, als sich der Taifun näherte. Ein Mensch an Bord kam ums Leben, vier Besatzungsmitglieder wurden am Sonntag gerettet, wie japanische Medien berichteten. Sieben Menschen galten als vermisst.
Von Juli bis Dezember sind Taifune, wie starke Tropenstürme in Asien genannt werden, auf der asiatischen Seite des Pazifiks besonders häufig. In Taiwan wütete Anfang Oktober Taifun „Mitag“, eine Brücke stürzte ein, es gab mehrere Verletzte. Im August gab es bei einem durch Taifun „Lemika“ verursachten Erdrutsch in China mehrere Tote.
Wie heftige Stürme wie Taifune, Orkane, Tornados oder Hurrikans entstehen, wird hier erklärt. (jkali/dpa)