Wibke Bruhns gestorben: ZDF-Nachrichtensprecherin tot
Trauer
Wibke Bruhns ist tot - Trauer um ZDF-Nachrichtensprecherin
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Benjamin Köhler
Wibke Bruhns im Jahr 1971 vor dem damaligen ZDF-Logo.
Foto: dpa Picture-Alliance / / picture-alliance /
Sie ging als erste Nachrichtensprecherin Deutschlands in die Geschichte ein. Jetzt ist Wibke Bruhns im Alter von 80 Jahren gestorben.
Berlin. Wibke Bruhns ist tot. Die ZDF-Nachrichtensprecherin starb am Donnerstagabend im Alter von 80 Jahren, teilte das ZDF unter Berufung auf die Familie von Bruhns mit. Die Meldung löste nicht nur in den sozialen Netzwerken große Trauer aus, denn mit Bruhns starb die erste deutsche Nachrichtenprecherin überhaupt.
So twitterte der Journalist Stefan Niggemeier einen Ausschnitt aus einer Vox-Sendung, die Bruhns 1993 moderiert hatte. Dazu postete er einen Satz, der von der Hintergrundstimme kommt und der nicht besser zur Bruhns, die vor allem für ihre markanten Sprüche bekannt wurde. „Jede Nachrichtensendung ist nur ein verzerrter Ausschnitt aus der Wirklichkeit. Bleiben Sie wachsam! Misstrauen Sie den Medien!“
Auch beim Deutschen Journalistenverband zeigt man sich über den Tod von Bruhns betrübt. Mit ihrer konsequenten Haltung war Wibke Bruhns ein großes Vorbild vor allem für Journalistinnen“, sagt Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger. „Sie war politisch und sozial engagiert und zugleich eine unbestechliche Berichterstatterin.“
SPD-Politikerin Katarina Barley twitterte, dass Bruhns ein politischer Kopf und ein Riss in einer von dominierten Branche gewesen sei. „Und bis zum Schluss eine wache, spannende Gesprächspartnerin.“
Auch in den sozialen Netzwerken löste der Tod Bruhns Trauer aus. Hier eine Auswahl von Kommentaren:
„#WibkeBruhns und #WilhemWieben machen jetzt im Himmel Nachrichten“
„Wibke Bruhns. Tolle Frau. Auch im hohen Alter noch extrem frisch, schlau und schlagfertig. Großer Verlust.“
„Sie war eine großartige Journalisin, eine starke Frau“
Wibke Bruhns im Alter von 80 Jahren gestorben
Bruhns war als erste deutsche Nachrichtensprecherin der Sendung „heute“ in Westdeutschland bekannt geworden. Darüber hinaus arbeite sie als Journalistin für andere Medienhäuser wie etwa dem „Stern“ oder auch WDR.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte in einer Mitteilung, dass sie eine Frau mit Haltung gewesen sei und den „Mut einer Pionierin“ gehabt habe. „Mir persönlich hat sie mit ihrem Buch ‘Meines Vaters Land’ eindringlich den Weg einer deutschen Familie zwischen Widerstand und Anpassung in der Zeit des Nationalsozialismus vermittelt“, sagte er weiter. Bruhns hatte 2004 die Geschichte ihres Vaters in dem Buch „Mein Vaters Land“ verarbeitet. Das Buch wurde zum Bestseller.
Wibke Bruhns ist tot – Das Wichtigste in Kürze:
Die frühere ZDF-Nachrichtensprecherin Wibke Bruhns ist tot
Das hat ihre Famillie dem ZDF bestätigt
Sie wurde 80 Jahre alt
In Deutschland wurde Bruhns bekannt, weil sie als erste Frau eine Nachrichtensendung moderierte
ZDF-Chefredakteur Peter Frey findet lobende Worte für Bruhns
Was vielen auch in Erinnerung geblieben sein dürfte: Ihre öffentliche Unterstützung für Willy Brandt in den 70er Jahren im Wahlkampf, die für viel Kritik gesorgt hatte.
Bruhns moderierte als erste Frau Nachrichtensendung
1971 hatte Bruhns die heute-Nachrichten des ZDF zum ersten Mal moderiert – ein Novum für die damalige BRD. In Ostdeutschland gab es zu diesem Zeitpunkt schon längst Frauen in Nachrichtensendungen. Insgesamt 380 Sendungen moderierte Bruhns beim ZDF.
„Frauen haben sich das Maul zerrissen meinetwegen. Sie fanden, ich sollte gefälligst bei meinen Kindern bleiben, da gehörte ich hin, und ob ich denn überhaupt die leiseste Ahnung hätte, was ich da erzähle. Es könne ja nicht sein, dass ich das verstehe“, sagte sie 2010 in einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“. Anschließend ging es für Bruhns unter anderem zum „Stern“, zur „Zeit“ und zum WDR, wo sie für die Sendung „Panorama“ arbeitete.
Wibke Bruhns Buch „Meines Vaters Land“ wurde Bestseller
Auch wenn Bruhns durch ihre Zeit beim ZDF bekannt in Deutschland wurde, war sie dort nur für kurze Zeit. Nach zwei Jahren verlässt sie den Sender wieder. „Ich war weder aufgeregt noch hatte ich das Gefühl, es sei irgendetwas Besonderes“, sagte sie zum „Deutschlandfunk“. Mehr als 40 Jahre später sollte sie in ihrer Biografie „Nachrichtenzeit“ schreiben, dass der Job „hundsmiserabel“ bezahlt gewesen sei.
Darüber hinaus arbeitete Bruhns als Journalistin für den „Stern“. Mehrere Jahre lebte sie deshalb in Israel und den USA. Zudem war sie Sprecherin der Expo 2000. Auch als Autorin machte sich Bruhns einen Namen. 2004 veröffentlichte sie den Bestseller „Meines Vaters Land“. Darin geht es um ihren Vater, der erst Reserveoffizier der SS war und dann zum Mitwisser des Hitler-Attentats wurde.
Ehe mit Werner Bruhns
Georg Klamroth, so sein Name, wurde 1944 hingerichtet. „Ich habe das Buch geschrieben, weil ich ihm sein Leben wiedergeben wollte“, sagte sie zum „Deutschlandfunk“. Bruhns war als Kind in Internaten groß geworden. Sie hatte vier Geschwister.
Für Aufregung sorgte in den 70er Jahren ihre Unterstützung als Nachrichtensprecherin für den späteren Bundeskanzler Willy Brandt. Es gab sogar Gerüchte, dass Bruhns Brandts Geliebte gewesen sei, wogegen sie sich mehrfach gerichtlich gewehrt hatte. Diese Geschichte passt gut in das Leben von Bruhns, die immer sagte, was sie wollte. Bruhns war bis zu seinem Tod 1977 mit dem Schauspieler Werner Bruhns verheiratet.
So verwundert es kaum, dass Bruhns nach dem Bau der Berliner Mau 1961 ihr Volontariat bei der „Bild“-Zeitung abbrach – aus politischen Gründen, wie sie sagte. Anschließend wechselte sie erst zum NDR, dann zum ZDF. Bruhns hinterlässt zwei Töchter. Zuletzt lebte die Journalistin als freie Autorin Berlin.
Wibke Bruhns ist tot - Fakten zur ZDF-Moderatorin
Wibke Bruhns wurde am 8. September in Halberstedt geboren
Ab 1965 war sie mit dem Schauspieler Werner Bruhns zusammen, der 1977 starb
Danach arbeitete sie für den „Stern“ als Auslands-Korrespondentin
Für ihr Buch „Meines Vaters Land“ wurde sie mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis ausgezeichnet