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Christlicher Erotikshop im Netz will mit Tabus brechen

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Der Erotikshop schoenerlieben.de will mit Tabus brechen. Das Angebot richtet sich explizit an Kunden mit einem christlichen Weltbild.

Bielefeld. Schließen sich ein streng christliches Weltbild und eine Bestellung in einem Sexshop aus? Drei Gründer aus Bielefeld sagen nein. Schließlich habe Gott den Sex so schön gemacht, dass sich das gar nicht ausschließen könne.

Deshalb haben Wellington Estevo (31), Timon Rahn (29) und Gerhard Peters (29) einen Erotikshop im Internet gegründet, der als Zielgruppe ausdrücklich christliche Kunden im Blick hat. Schoenerlieben.de heißt die Seite. Genauso wollen die gläubigen Gründer auch das Programm von „Deutschlands erstem Erotikshop mit christlichen Werten“ verstanden wissen.

„Unsere Zielgruppe soll über den Tellerrand gucken“, sagt Rahn. Das Sortiment sei daher nur ein Angebot. Knapp 500 Produkte werden feilgeboten vom Gleitgel bis zum Hightech-Partnervibrator. Angebote, die zu extremen Sexpraktiken passen oder Fetischmode findet sich bei dem Shop nicht.

Christlicher Erotikshop Schoenerlieben.de zielt auf Sex in der Ehe und festen Partnerschaft ab

Viele angebotene Produkte wie Massageöle oder verführerische Düfte setzen bewusst beim atmosphärischen Drumherum an. All das ist präsentiert wie die Produktpalette eines Wellness-Shops. Weder Pornografisches noch nackte Haut sollen vom Wesentlichen ablenken: Freude am Sex in der Ehe oder Partnerschaft.

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„Ich habe mich selbst zuvor schon in anderen Shops umgeschaut, fühlte mich aber nie abgeholt“ sagt Wellington Estevo. Auch wenn einige Wettbewerber längst auch auf Hochglanz und diskrete Präsentation setzen, gibt es viele, die mit dem Gegenteil locken: Nackte Schönheiten oder Porno, der mit der ehelichen Realität nichts zu tun habe und eher verunsichere als ermuntere, wie Estevo erklärt. „Wenn es um Sex geht, dann geht es um mich und meine Frau – und um nichts anderes“, sagt er.

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Wie seine beiden Mitstreiter ist er sehr gläubig, geprägt durch eine freikirchliche Gemeinde. „Da wird entweder ganz wenig oder gar nicht über Sex geredet“, sagt Timon Rahn. Eine vertane Chance, wie er findet. „Gott hat den Sex doch nicht nur fürs Kinderkriegen gemacht. Er hat den Sex auch gemacht, damit wir uns fallen lassen können.“

Dass in kirchlichen Gemeinden über Sexualität zu viel geschwiegen werde, teilt Werner Kahl, Theologe und Studienleiter der Missionsakademie an der Universität Hamburg, eher nicht. Selbst in tendenziell konservativeren, freikirchlichen Gemeinden wende sich eine junge Generation zunehmend gegen angestaubte Weltbilder. „Diese jungen Leute wollen sich in unserer Welt bewegen und dazu gehört auch eine offene Auseinandersetzung mit den Themen Sex und Partnerschaft“, sagt er. „Immer wieder versuchen sie auszutarieren, was möglich ist, ohne die Botschaft der Bibel zu negieren“, sagt der Theologe.

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Gründer von Sexshop sicher: „Bibel tabuisiert Sexualität nicht“

Und das sei bei offener Auslegung mehr, als mancher denke: „Die Bibel tabuisiert Sexualität nicht, sondern ist manchmal durchaus drastisch“, erläutert Kahl, wenngleich sie Sex eher als Mittel der Fortpflanzung denn als Weg der lustvollen Entfaltung betone. In Europa seien erst mit dem 18. Jahrhundert Textstellen zunehmend umgedeutet worden. Es hielten Leibfeindlichkeit und ein moralisierendes Verständnis Einzug in das christliche Denken.

Sexualität sei eine gute Gabe Gottes, derer sich Christen erfreuen dürften, teilt auch die Evangelische Kirche Deutschland auf Anfrage mit. „Aber dort, wo Menschen intim miteinander sind, zeigen sie sich gleichzeitig auch besonders verletzlich“, sagt eine EKD-Sprecherin diplomatisch-mahnend. Sexualität müsse daher verantwortungsvoll gelebt werden: „Wir hoffen, dass sich die Gründer diesem Ethos verpflichtet wissen.“ (dpa/ac)