Essen.

    Für die Verdächtigen ging es angeblich um die Ehre der Familie. Dafür sollte ein 19 Jahre alter Syrer sterben. Jetzt sitzen zwölf Mitglieder einer syrischen Großfamilie aus Essen in Untersuchungshaft. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft sollen sie gemeinsam beschlossen haben, den jungen Mann umzubringen. Der Grund: Eine Syrerin (19), Mitglied der Familie, hatte mit dem Opfer offenbar eine Affäre.

    Drei Verdächtige hatte die Polizei in den letzten Wochen gefasst, sechs weitere bei einer Razzia am Mittwoch. Drei Beschuldigte hätten sich freiwillig gestellt, berichtete Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die Verdächtigen seien zwischen 22 und 46 Jahre alt, darunter auch zwei Frauen.

    Bei dem Angriff am 31. Mai sei das Opfer massiv verletzt und fast skalpiert worden. Die Polizei fand den Mann blutüberströmt an einer Mauer. Die Täter hielten ihn wohl für tot und ließen deshalb von ihm ab. Durch eine Notoperation konnten Ärzte sein Leben retten.

    Da das Opfer noch im Krankenhaus den möglichen Hintergrund erklärte, kamen die Beamten der Familie schnell auf die Spur. So fanden sie unter anderem einen Kaufvertrag, über den die junge Frau vor zwei Jahren zwangsverheiratet worden war. Gegenüber der Polizei habe sich die 19-Jährige zwiespältig geäußert. „Sie hat erklärt, dass es nicht so schlimm sei, was dem Opfer passiert“, berichtet Tanja Hagelüken, die Leiterin der Mordkommission: „Sie hat sich offenbar in die Familienstruktur wieder eingefügt.