Mönchengladbach. Sie war auf dem Weg in ein neues Leben. Iuliana, das getötete Mädchen aus Viersen, hatte kurz vor der Tat wieder begonnen, zur Schule zu gehen, einen Termin bei der Drogenberatung hatte sie auch gemacht – und sich von ihrem Freund getrennt, der im alten Leben verharrte. Am Montagmittag lauerte er ihr auf und erstach sie, so die Darstellung der Polizei. Das Motiv? „Eifersucht“, sagt Ingo Thiel.
Der 54-jährige Hauptkommissar, Leiter der Mordkommission, schildert am Donnerstag im Polizeipräsidium Mönchengladbach das, wie er sagt, „übliche Prozedere in schlecht laufenden Beziehungen“. Der 17-jährige Bulgare und die aus Rumänien stammende Iuliana lebten schon lange in Viersen am Niederrhein und waren seit Jahren zusammen. Zuletzt aber habe er sie bedrängt und eingeengt: Sie sollte keine anderen Kontakte haben neben ihm, erklärt Thiel.
„Die Kleine wollte das nicht mehr. Sie hat sich zurückgezogen“, so der Ermittler. Das sagen Freunde und Mitschüler, das steht in Dialogen aus Kurznachrichten. Vier Zeugen bestätigten, dass der 17-Jährige seine Ex-Freundin gegenüber anderen Leuten in Sprachnachrichten und bei WhatsApp bedroht habe: Wenn sie einen anderen habe, „dann lege ich sie um“.
Sie wollte denDrogen abschwören
Gut einen Tag nach der Tat stellte sich der polizeibekannte Jugendliche in Begleitung einer Rechtsanwältin auf einer Polizeiwache, ist inzwischen verhaftet wegen Mordverdacht, schweigt aber weitestgehend. Thiel geht trotzdem davon aus, dass die Polizei den Täter hat. So passen ihre Wunden aus sechs Stichen zu der mutmaßlichen Tatwaffe, einem normalen Küchenmesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge. Außerdem fanden sich Spuren ihre Blutes an seiner Kleidung: „Opferblut, aus der Nummer kommen Sie schlecht raus.“ Das Landeskriminalamt hatte die Partikel noch in der Nacht nach der Festnahme analysiert.
„Er kannte ihre Wege und Zeiten“, sagt Thiel. Und so muss er auch gewusst haben, dass sie Montagmittag im Casinogarten auftauchen würde, einem kleinen Park in der Innenstadt von Viersen. Zeugen schildern, dass die beiden streitend durch den Park liefen, schildern, dass Iuliana immer wieder „Nein, nein, nein“ sagte. Kurz konnten die Zeugen die beiden nicht mehr sehen, dann kam sie zurück, hielt sich den Bauch, hatte große Blutflecken auf der Kleidung, schrie „Hilfe, Hilfe, ich sterbe.“
Eine Freundin, die zufällig bei den Eltern von Iuliana war, gab den Ermittlern den entscheidenden Hinweis auf den Bulgaren, der der Polizei durch Gewalt- und Drogendelikte bekannt ist und seit zwei Jahren keiner Arbeit nachgeht. Selbst wenn er sich am Dienstag nicht gestellt hätte, hätte die Polizei ihn eine halbe Stunde danach gehabt, sagt Thiel.
Einen Ausweis hatte Iuliana nicht bei sich. Die Polizei konnte das tote Mädchen identifizieren, weil sie einen Terminzettel der Drogenberatung bei der Toten fand. Thiel, der einst ein Buch über die Suche nach dem Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath geschrieben hat und der in der Verfilmung vom Schauspieler Heino Ferch verkörpert wurde, zeigt sich betroffen von Iulianas Tod: „Sie war auf einem guten Weg zurück ins Leben.“