Düsseldorf. Wenn man Verona Pooth früher damit aufzog, dass sie zweisilbige Wörter vom Teleprompter ablesen müsse, hat sie sich vermutlich darüber amüsiert. Damals, als sie noch Feldbusch hieß und in kurzen Kleidchen in einer viertklassigen Quassel-Sendung namens „Peep!“ Schlüpfrigkeiten in die Kamera flötete. Gegen das Dummchen-Image anzukämpfen, wäre auch nicht halb so lukrativ gewesen wie damit zu kokettieren.
Der Spruch „Da werden Sie geholfen“ im Werbespot für eine Telefonauskunft machte sie Ende der 90er auch bei jenen bekannt oder, je nach Blickwinkel, berüchtigt, die um Klatschblätter und RTL einen großen Bogen schlagen. Am Montag wird sie, tatsächlich, 50.
Hochzeit, Trennung, Babybauch und Lieblingshund
Verona Pooth ist die Mutter aller medialen Katzenbergerei. Sie machte Millionen schon vor 20 Jahren vor, dass man auch mit eigentlich erschreckender Unbedarftheit zur teuren Marke reifen kann, wenn man es nur mit der nötigen Penetranz betreibt.
Im Kielwasser ihres Erfolges surften Hunderte Selbstvermarkter über die Wahrnehmungsschwelle und beglücken seither vor allem das Privatfernsehen und dessen Verwurstungsmaschinerie als nie versiegendes Sendefutter für immer neue Müllformate – aber auch „Gala“ und Co. mit Hochzeit, Trennung, Babybauch und Lieblingshund.
Als Geschäftsfrau lächelt Pooth Spott beiseite
Bei Verona Pooth brauchte man einen Augenblick, um sich darüber klar zu werden, dass sie sich nicht als Parodie verstand, bei ihren Nachfolgern hat man sofort begriffen, dass es ihnen blutiger Ernst ist mit all dem Vielreden und Nichtskönnen. „Man versucht dauernd hinter meine Fassade zu gucken, aber da ist nichts“, hat Verona mal in ihrer ja durchaus gewinnenden Art erzählt, und das geht als Blaupause für ihre Blutsbrüder durch.
Als Geschäftsfrau lächelt sie solchen Spott beiseite. Ihren Aufstieg ins öffentliche Bewusstsein hat die Tochter eines deutschen Maschinenbautechnikers und einer bolivianischen Friseurin mit Geschick und starkem Willen durchgesetzt.
Scheidung von Dieter Bohlen ins Fernsehen katapultiert
Sie verlässt die Höhere Handelsschule in Hamburg ohne Abschluss, arbeitet als Model, gewinnt ein paar Miss-Wahlen, trällert mit der Disco-Gruppe Chocolate – bis sie die Scheidung von Dieter Bohlen ins Fernsehen und in die bunten Blätter katapultiert. Und sie nutzt ihre Chance.
Das Ende der vierwöchigen Ehe mit dem breitbeinigen Produzenten und ein paar Wiederannäherungsversuche werden über Monate von den Medien genüsslich aufbereitet, Bohlen als Schweinehund vermöbelt, Verona als Lämmchen gehätschelt.
SUV-Panzer Hummer über die Königsallee in Düsseldorf
Damit verschafft sie sich den Einstieg zu jahrelanger Präsenz auf dem Bildschirm, die sie mit Werbeverträgen veredelt. Plötzlich gibt es natürlich auch die eigene Kosmetiklinie, Dessous und Schuhe à la Verona.
Sie vermarktet ihre Protzhochzeit mit dem Düsseldorfer Jungunternehmer Franjo Pooth 2005 im Wiener Stephansdom, und die „Bunte“ schluchzt zu den Hochglanz-Fotos ergebenst: „Es floss eine schöne blaue Donau voller Glückstränen.“ Über die Königsallee donnert das Paar gern im weißen SUV-Panzer Hummer, der Schampus fließt, der „Stern“ lästert: „Dicke Hose in Düsseldorf“.
Gatte legt eine Millionenpleite mit seiner Firma Maxfield hin
Nur einmal entgleitet ihr die Kontrolle über die Boulevard-Medien, die ihren Häschen-Charme so gern vermarkten. Als ihr honigblonder Gatte eine Millionenpleite mit seiner Firma Maxfield hinlegt und wegen Bestechung, Untreue und fahrlässiger Insolvenzverschleppung per Strafbefehl zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt wird, befreit sie sich nur mühsam aus dem Abwärts-Sog.
Ihr Satz, ihr Mann könne „Banker ganz gut um den Finger wickeln“, beschert ihr keine Freunde, zumal die 400 Gläubiger auf insgesamt 17 Millionen Euro sitzen bleiben. RTL 2 lässt sie als „Engel im Einsatz“ für eine Weile pausieren, Werbepartner ziehen sich zurück.
Pooth inszeniert sich auf Instagram mit Eigenbildchen
Aber den Karriereknick hat die Mutter von zwei Söhnen (6 und 14) glattgebügelt, sie stöckelt wie eh und je über die roten Teppiche, im Fernsehen sieht man sie indes eher selten. Beim Online-Dienst Instagram, dem Internet-Tempel der ungebremsten Selbsthuldigung, inszeniert sie sich fast täglich mit Eigenbildchen im Spindfoto-Stil. 300 000 Anhänger verneigen sich dort im Anbetungsritual für immerwährende Schönheit.
Klatsch-Portale eskortieren Verona Pooth entzückt mit der Spanner-Formel, sie habe ja „noch immer einen Hammerkörper“. Dem wird beim Geburtstagsfest in ihrer Villa im Düsseldorfer Vorort Meerbusch mit 200 Gästen ein Stück Torte kaum etwas anhaben können.