Echo-Skandal: Marius Müller-Westernhagen gibt Preise zurück
•
Lesezeit: 5 Minuten
Das sagen die Stars zum Rapper-Eklat
weitere Videos
Berlin. Der Wirbel um den Skandal bei der Echo-Preisverleihung nimmt kein Ende. Drei weitere Preisträger haben nun den Echo zurückgegeben.
Aus Protest gegen die Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang hat sich auch Sänger und Musiker Marius Müller-Westernhagen dazu entschlossen, seine Auszeichnungen zurückzugeben. Das erklärt der 69-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Demnach will er alle sieben Preise zurück geben.
„Künstler haben eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Sich hinter künstlerischer Freiheit zu verstecken oder kalkulierte Geschmacklosigkeiten als Stilmittel zu verteidigen, ist lächerlich“, schreibt Müller-Westernhagen: „Und eine Industrie, die ohne moralische und ethische Bedenken Menschen mit rassistischen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Positionen nicht nur toleriert, sondern unter Vertrag nimmt und auch noch auszeichnet, ist skrupellos und korrupt.“
Müller-Westernhagen schreibt weiter, er glaube nicht, dass die mit dem Echo ausgezeichneten Rapper Kollegah und Farid Bang Antisemiten seien – „sie sind einfach erschreckend ignorant“. Der Echo sei in der Kultur-Welt allerdings auch nie relevant gewesen, sagt der Musiker; die Rückgabe „schafft Platz bei mir zu Hause und in meinem Herzen“.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und
wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste
übermittelt werden. Mehr dazu in unserer
Datenschutzerklärung
Kulturstaatsministerin Grütters sieht Versagen des Echo-Ethikrats
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) kritisiert die Auszeichnung der Rapper Farid Bang und Kollegah mit dem Musikpreis Echo scharf. „Dass Songs mit Texten, die menschenverachtende und herabwürdigende Passagen enthalten, von der Musikindustrie ausgezeichnet werden, offenbart die Fragwürdigkeit eines Preises, der nur auf Erfolg an der Kasse setzt“, sagte Grütters unserer Redaktion.
„Das Versagen des Ethikrates ist in diesem Fall besonders bitter.“ Zwar sei in Deutschland die Kunstfreiheit garantiert, erklärte die CDU-Politikerin. „Aber sie hat ihre Grenzen da überschritten, wo Holocaust-Opfer verhöhnt werden.“
Zuvor hatte auch der Dirigent Enoch zu Guttenberg angekündigt, den Preis zurückzugeben. „Nachdem solch ein Preis nun im Jahr 2018 auch Verfassern von widerwärtigen antisemitischen Schmähtexten verliehen und noch dazu vom „Ethikrat“ Ihres Verbandes bedenkenlos freigegeben wurde, würden wir es als Schande empfinden, weiterhin diesen Preis in unseren Händen zu halten“, schrieben Guttenberg und Andreas Reiner vom Orchester Klangverwaltung am Dienstag.
Guttenberg und das Orchester hatten 2008 einen Echo Klassik für ihre Einspielung der vierten Symphonie von Anton Bruckner bekommen. „Das einstige Symbol für gute künstlerische Arbeit hat sich in ein schmutziges Menetekel für eine Entwicklung in unserem Land verwandelt, die uns mit tiefster Sorge erfüllt“, schrieben sie nun in einem offenen Brief an den Bundesverband Musikindustrie.
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen werde er nicht weiter in dem Gremium mitarbeiten, teilte Höppner am Dienstag in Berlin mit. Zugleich kündigte er an, dass sich der Kulturrat schwerpunktmäßig mit den Grenzen der Kunstfreiheit befassen werde.
Zuvor hatte am Dienstag auch der Pianist Igor Levit seinen Echo-Klassik zurückgegeben. Die Vergabe an die beiden Rapper sei für ihn „ein vollkommen verantwortungsloser, unfassbarer Fehltritt der Echo-Jury und gleichzeitig auch Ausdruck für den derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft“, schrieb Levit auf Twitter.
„Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich“, so Levit. Levit hatte 2014 einen Echo-Klassik erhalten.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und
wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste
übermittelt werden. Mehr dazu in unserer
Datenschutzerklärung
Am vergangenen Donnerstag waren die beiden Rapper mit dem Musikpreis für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ ausgezeichnet worden, das als antisemitisch kritisiert wird. Es enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal ‘nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“.
Klaus Voormann und Notos Quartett gaben Echo zurück
Zuvor hatte bereits der auch als „fünfter Beatle“ bekannte Musiker und Grafiker Klaus Voormann den erst vor wenigen Tagen überreichten Echo für sein Lebenswerk zurückgegeben. Auch das Notos Quartett aus Berlin hat erklärt, seinen Echo Klassik vom vergangenen Herbst zurückzugeben.
Der Sänger Peter Maffay forderte die Verantwortlichen zum Rücktritt auf. Auch andere Musiker und Kulturschaffende machten ihrem Unmut Luft. Der Bundesverband Musikindustrie kündigte angesichts der Proteste an, das Konzept des Preises zu überarbeiten.
Der Veranstalter des Musikpreises Echo indes hat die Trophäe für Kollegah und Farid Bang als „Fehler“ bezeichnet. Das schrieb der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke, am Dienstag in einem Brief an die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. „Wir entschuldigen uns ausdrücklich dafür – bei Ihnen und allen anderen Menschen, deren Gefühle wir verletzt haben.“
Knobloch hatte die Auszeichnung als „verheerendes Zeichen“ bezeichnet. Gerade erst entstehe in Deutschland die „ersehnte Sensibilität für den erstarkten Antisemitismus in unserer Gesellschaft, insbesondere an Schulen“.
Knobloch habe mit ihrer Kritik vollkommen Recht, so Drücke. „Wir als Vorstand haben das falsch bewertet und wollten uns an der falschen Stelle für die künstlerische Freiheit einsetzen.“ Das Geschehene sei nicht mehr rückgängig zu machen. „Wir können allerdings vermeiden, dass solche Fehler in Zukunft wieder geschehen. (dpa/FMG)