Es ist ein alter Traum der Menschheit: aus Scheiße Gold herstellen. Gelungen ist das noch nicht. Allerdings: Ganz abwegig ist diese Idee auch wieder nicht. Mit tierischen Exkrementen lässt sich nämlich eine Menge Geld verdienen.
Geradezu ein Klassiker ist die Tatsache, dass man den Kot vieler Tiere, wie etwa von Kühen, als sogenannte Gülle verkaufen kann. Damit kann man Felder düngen und so einen höheren Ertrag erwirtschaften. Auch als äußerst preisgünstiges Heizmaterial ist Kot begehrt, gerade von großen tierischen Pflanzenfressern wie Elefanten. So nutzt der Kölner Zoo getrockneten Elefantenkot als kostenloses Brennmaterial und reduziert dadurch seine Heizkosten erheblich – um rund 100.000 Euro pro Jahr. Mit einem Wert von 4,5 kwh/kg hat Elefantendung in etwa den gleichen Brennwert wie Holz.
Aus Elefantendung kann man auch Papier herstellen. Eigentlich ein relativ einfacher Prozess. Elefanten ernähren sich vegetarisch, vorwiegend von Gras und Blättern. Da Elefanten jedoch schlechte Nahrungsverwerter sind, werden rund 50 Prozent der Nahrung nahezu unverdaut wieder ausgeschieden. Elefantendung besteht deshalb zum größten Teil aus Pflanzenfasern. Der Dickhäuterdung wird zunächst gewaschen, dann fünf Stunden gekocht und anschließend geschreddert, bis nur noch ganz dünne Fasern vorhanden sind, die dann gefärbt werden. Die kolorierten Fasern werden im Wasser auf einem feinmaschigen Schöpfsieb verteilt. Jetzt muss man nur noch das Sieb in die Sonne stellen, bis das Papier getrocknet ist. Das Papier entspricht in Aussehen und Konsistenz unserem Büttenpapier und riecht in keinster Weise nach Dung. Das hängt auch damit zusammen, dass beim Kochvorgang alle Bakterien abgetötet werden.
Selbst Düfte lassen sich produzieren
Apropos riechen: Aus Tierkot kann man auch angenehme Düfte herstellen. Japanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man aus einem Kuhfladen relativ kostengünstig einen Vanillinextrakt herstellen kann, setzt man den Fladen etwa eine Stunde lang bestimmten Druckverhältnissen aus. Der Vanillinextrakt duftet ähnlich wie eine Vanilleschote und kann zum Beispiel Lebensmitteln beigemengt werden. Ob das vom Verbraucher akzeptiert werden wird, erscheint allerdings fraglich.
Immerhin hat aber vor einiger Zeit ein Eisgeschäft im amerikanischen Cambridge ein Eis mit aus Kuhfladen gewonnenem Vanillegeschmack auf den Markt gebracht. Sein Name: „Yum-A-Moto Vanilla Twist“ – zu Ehren der Forscherin, die das Verfahren entwickelt hat. Die Wissenschaftler, die für ihre Forschungen den Ig-Nobelpreis für Chemie erhielten, einen Preis, der von der renommierten Harvard University für besonders spaßige Forschungsarbeiten verliehen wird, sind von ihrem Produkt überzeugt. Sie sind dabei, eine Maschine zu entwickeln, die täglich mehrere Tonnen Kuhfladen in Vanillin verwandeln kann.
Man kann aus Tierkot sogar Parfüm herstellen. Allerdings nicht aus Kuhfladen, sondern aus den versteinerten Exkrementen von Klippschliefern, murmeltierähnlichen Tiere, die im südlichen Afrika leben. Die Exkremente werden pulverisiert, in reinem Alkohol aufgelöst und dann in der Parfümerie verwendet. Vom Duft her, sagen Experten, ist Hyraceum sinnlich-animalisch und erinnert ein bisschen an Moschus.
Dr. Mario Ludwig ist Biologe und einer der bekanntesten Tierbuchautoren Deutschlands. Er schreibt an dieser Stelle über Phänomene in der Tierwelt.