Anschlag
Amri war Behörden als möglicher Selbstmordattentäter bekannt
Aktualisiert: 22.12.2016, 12:32
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Bei seinem Asylantrag im April 2016 hat sich der Tunesier Anis Amri laut „Spiegel“ als Ägypter ausgegeben. Sein Antrag wurde abgelehnt.
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Der Terror-Verdächtige Anis Amri wollte offenbar als „Märtyrer“ sterben: Für eine Festnahme reichte es laut „Spiegel“ aber nicht.
Berlin.
Der nach dem Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am Montag gesuchte Tunesier Anis Amri war offenbar auch bereit, als Selbstmordattentäter zu sterben. Wie der „Spiegel“ am Freitag berichtet, war Amri den Sicherheitsbehörden schon vor Monaten durch entsprechende Äußerungen aufgefallen.
Dem Nachrichtenmagazin zufolge hatten die Behörden die Kommunikationen mehrerer Hassprediger überwacht und dabei auch Amri abgehört. Seine Äußerung seien allerdings so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme reichten. Desweiteren habe sich Amri bei einer Quelle der Behörden erkundigt, wie er sich Waffen beschaffen könne.
Amri gab sich bei Asylantrag als Ägypter aus
Als Amri im April 2016 beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) einen Asylantrag stellte, habe er sich als Ägypter ausgegeben und behauptet, verfolgt zu werden, so der „Spiegel“ weiter. Auf Nachfrage habe er jedoch so gut wie nichts über das Land sagen können.
Aus dem „Kerndatensystem“ des Bamf sei zudem hervorgegangen, dass Amri in Deutschland unter mehreren Identitäten und Geburtstagen registriert worden ist. Sein Asylantrag sei als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt worden.
Das Ende unruhiger Tage in Deutschland: Woche Italienische Polizeibeamte sichern in Mailand Spuren, nachdem der europaweit gesuchte mutmaßliche Attentäter von Berlin, Anis Amri, bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet wurde. Bei einem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin hatte er mutmaßlich zwölf Menschen getötet und rund 50 verletzt.
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Am Tag vor Heiligabend, also vier Tage nach dem Anschlag, bestätigten Italiens Innenminister Marco Minniti (l.) und Polizeichef Franco Gabrielli, dass es sich bei dem getöteten Mann um Anis Amri handelt.
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Nach dem Tunesier war zuvor europaweit gefahndet worden. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte 100.000 Euro ausgelobt für Hinweise, die zu seiner Ergreifung führen.
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Ermittlungen hatten ergeben, dass sich Anis Amri in der Nacht nach dem Anschlag beim „Fussilet 33"-Moscheeverein in der Perleberger Straße in Berlin aufgehalten hatte.
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Die Familie von Anis Amri zeigte sich am Tag vor seiner Tötung erschüttert von dem Verdacht gegen den jungen Mann. Nour Al Houda (r.), die 65-jährige Mutter von Anis Amri, erzählte in ihrem Zuhause im tunesischen Oueslatia, dass sie nicht glauben könne, dass ihr Sohn so eine Tat begangen hat.
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Zwei Tage nach dem Anschlag war ein Video aus dem Internet aufgetaucht, dass mutmaßlich Anis Amri in Berlin zeigt. Laut Sicherheitsbehörden soll der Mann über Freiburg nach Deutschland eingereist sein und später in Nordrhein-Westfalen und Berlin gelebt haben. Eigentlich sollte er abgeschoben werden – was jedoch scheiterte, weil der keine gültigen Papiere bei sich hatte.
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Szenen nach dem Anschlag am 19. Dezember: Rettungskräfte versorgen die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Während zunächst noch über die Möglichkeit eines Unfalls oder eines Versehens spekuliert wurde, verdichteten sich am Tag danach die Hinweise auf einen terroristischen Anschlag.
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Dieser Lkw mit polnischem Kennzeichen war auf das Gelände des belebten Weihnachtsmarktes gefahren.
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Der Fahrer des Lastzuges mit polnischem Kennzeichen konnte flüchten. Eine weitere Person fand die Polizei tot auf dem Beifahrersitz. Der Tote war ein polnischer Lkw-Fahrer, der mutmaßlich am Nachmittag vor dem Attentat von Anis Amri überfallen wurde.
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Polizeibeamte untersuchten zwei Tage nach dem Attentat den Platz, an dem der Todes-Lkw vor seiner verheerenden Fahrt gestanden hatte. Es blieb zunächst unklar, ob Anis Amri hier das Fahrzeug unter seine Kontrolle brachte. Daten der Spedition zeigten, dass der Wagen vor dem Anschlag hier mehrmals gestartet wurde – als ob ein ungeübter Fahrer am Steuer gesessen hatte.
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Der polnische Speditionsbesitzers Ariel Zurawski zeigt Journalisten am Tag nach dem Anschlag bei Stettin ein Foto seines Cousins – dem Lkw-Fahrer – auf seinem Handy, das nur wenige Stunden vor dessen Tod aufgenommen worden sein soll. Der Fahrer soll zur Zeit des Anschlags noch gelebt und möglicherweise durch einen Kampf mit Anis Amri Schlimmeres verhindert haben.
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In ganz Berlin wurden nach dem Anschlag die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Auch auf dem Hardenbergplatz am Bahnhof Zoologischer Garten waren nach dem Vorfall auf dem Weihnachtsmarkt Polizeibeamte im Einsatz.
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Über Twitter waren die Berliner am Abend des Anschlags von der Polizei aufgefordert, zu Hause zu bleiben und keine Gerüchte zu verbreiten. Die Gegend um den Breitscheidplatz an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war großräumig abgesperrt worden.
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Der Vorfall hatte sich im Westen Berlins, auf einem der beliebtesten Weihnachtsmärkte der Bundeshauptstadt ereignet. Wenige Tage vor Heiligabend herrschte dort Hochbetrieb.
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Der Lastwagen fuhr aus Richtung Kantstraße in Richtung Budapester Straße. Gegen 20 Uhr raste er auf den Gehweg und dann zwischen die dort aufgebauten Bretterbuden hindurch über den Weihnachtsmarkt.
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Die Bergung der Toten und Verletzten dauerte bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages an.
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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von einer dramatischen Situation. „Wir sind in Gedanken bei den Familien“, sagte Müller vor Ort. Alle verfügbaren Einsatzkräfte waren nach seinen Worten am Unglücksort.
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Das Universitätsklinikum Charité sei vorbereitet zur Aufnahme der vielen Verletzten, sagte der Regierende Bürgermeister weiter. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) äußerte sich am Abend alarmiert. Er stehe in unmittelbarem und durchgehendem Austausch mit den Sicherheitsverantwortlichen im Land Berlin und habe jede Unterstützung durch die Bundespolizei angeboten, erklärte er. Der Minister sprach zunächst von einem „Vorfall“, nicht von einem Anschlag.
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Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich erschüttert. Die Sicherheitsbehörden arbeiteten mit Hochdruck daran, die Unglücksstelle zu sichern und die Täter zu finden.
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Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Innenminister de Maizière und dem Regierenden Bürgermeister Müller im Kontakt stehe. „Wir trauen um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzen geholfen werden kann“, erklärte der Sprecher der Bundesregierung.
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Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge zeigte sich entsetzt: „Ich bete für die Toten und Verletzten dieses Abends“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde am Tag danach ein Kondolenzbuch für die Opfer und ihre Angehörigen ausgelegt.
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Der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche ist bei Berlinern und Touristen besonders beliebt. Er liegt an den großen Shoppingmeilen im Westen Berlins.
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Die Rettungskräfte waren bis tief in die Nacht im Einsatz.
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Sanitäter kümmerten sich um Verletzte.
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Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
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Mit weißen Sichtschutzwänden sperrten die Ermittler den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ab.
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Hinter dem Sichtschutz liefen die Ermittlungsarbeiten bis in die frühen Morgenstunden weiter.
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Eine Ermittlerin der Polizei gönnte sich eine Pause.
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Schon in der Nacht stellten Passanten Kerzen zum Gedenken an die Opfer am Breitscheidplatz auf.
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Ein Mann zündete eine Kerze an, nahe der Stelle, an der der Lkw auf den Weihnachtsmarkt fuhr.
Foto: FABRIZIO BENSCH / REUTERS
Auch Blumen wurden schon am Abend niedergelegt.
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Blumen und Teelichter lagen auf den Bürgersteig am Kurfürstendamm.
Foto: FABRIZIO BENSCH / REUTERS
Auch am Dienstag kamen Menschen zum Breitscheidplatz, um zu trauern und der Opfer zu gedenken.
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„In uns lebt ihr weiter“, stand auf einem Bogen Papier, das Trauernde zu den Kerzen und Blumen gelegt hatten.
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Ein Passant stellte ein Plakat auf. Darauf stand: „The light is stronger than the darkness“ – „Das Licht ist stärker als die Dunkelheit“.
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Immer mehr Menschen legten Blumen nieder und zünden Kerzen an, um der Opfer der Todesfahrt auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zu gedenken.
Foto: FABRIZIO BENSCH / REUTERS
Auch im Kirchsaal der Gedächtniskirche, auf deren Vorplatz am Montag zwölf Menschen starben und Dutzende verletzt wurden, zündeten Menschen Kerzen an.
Foto: PAWEL KOPCZYNSKI / REUTERS
Für die Polizei lief die Arbeit am Tatort auch am Tag danach weiter.
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Der Lkw, mit dem der Täter am Montag in die Menge gerast war, stand am Dienstagvormittag noch immer auf der Budapester Straße am Breitscheidplatz.
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Die Straße am Tatort blieb am Dienstagvormittag gesperrt. Einsatzkräfte der Polizei sicherten das Gebiet um die Gedächtniskirche.
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Schließlich wurde der Lastwagen abgeholt.
Foto: Sean Gallup / Getty Images
Ein Abschleppwagen zog das Tatfahrzeug der Todesfahrt am Bahnhof Zoologischer Garten vorbei.
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An öffentlichen Gebäuden in Berlin, wie etwa am Reichstagsgebäude, wehten die Fahnen auf Halbmast.
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Auch vor dem Reichstag stellten Menschen Kerzen auf.
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Generalbundesanwalt Peter Frank hatte die Ermittlungen übernommen. Zunächst war ein Mann aus Pakistan festgenommen worden, nachdem ein Augenzeuge der Tat einen Mann verfolgt und ihn der Polizei gemeldet hatte. Doch wenige Stunden später stellte sich heraus, dass der Mann unschuldig ist.
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Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck trauerten am Tag nach dem Anschlag in einem Gedenkgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche um die Opfer.
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Angela Merkel sagte: „Ich bin traurig.“
Foto: Hannibal Hanschke/Pool / ddp images/ZUMA
Wenig später wurden entscheidende Hinweise im abgeschleppten Lkw gefunden: Duldungspapiere von Anis Amri, der den Behörden schon länger als Islamist bekannt gewesen war. Später wurden auch noch Fingerabdrücke im Fahrerhaus sichergestellt.
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Sicherheitsbehörden überall in Europa suchten nun nach Anis Amri. Unter anderem gab es auch Hausdurchsuchungen in Dortmund (Nordrhein-Westfalen), wo Amri früher mal gewohnt haben soll.
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Am Tag vor der Tötung des Attentäters zeigten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (M, CDU), Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (r, CDU) und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) optimistisch und lobten die Arbeit der Ermittlungsbehörden. Außerdem zeigte sich Merkel „stolz“, dass die Bürger von Berlin so besonnen reagiert hätten.
Foto: Michael Kappeler / dpa
Am frühen Morgen des 23. Dezember dann konnte Anis Amri gestellt werden. Bei einer Polizeikontrolle nahe Mailand eröffnete der Terrorist das Feuer und wurde schließlich von der Polizei getötet.
Foto: Daniele Bennati / dpa
Ermittler fanden Dokumente erst am Dienstagnachmittag
Wie der „Spiegel“ weiter berichtet, wurde das Ausweisdokument, das die Ermittler auf Amris Spur brachte, erst am Dienstagnachmittag nach einer weiteren Untersuchung des Lkw gefunden. Die Kriminaltechniker hätten abwarten müssen bis Suchhunde, sogenannte Mantrailer, durch die Zugmaschine geführt worden waren. Der Anschlag, bei dem ein Sattelschlepper in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gerast war, hatte sich am Montagabend um kurz nach 20 Uhr ereignet.
Auch die Berliner Polizei bestätigt, dass das Dokument mit Amris Namen erst Dienstag gefunden wurde. Die Fahrerkabine des Lastwagens sei erst nach der Bergung am Dienstag untersucht worden, sagte Polizeisprecher Winfrid Wenzel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Wir können mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es am Montag keinen Anhaltspunkt für den tunesischen Verdächtigen gab“, sagte Wenzel.
Bachmann gibt Verbreitung von Fake News zu
Damit sind Spekulationen widerlegt, wonach die Behörden schon am Montagabend wussten, dass ihr Hauptverdächtige der Tunesier Amri war. Ausgelöst hatte die Spekulationen Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Er hatte kurz nach dem Anschlag auf Twitter geschrieben : „Interne Info aus Berliner Polizeiführung: Täter tunesischer Moslem.“
Inzwischen hat Bachmann auf Twitter eingestanden , dass er sich die Nachricht nur ausgedacht hat: „Liebe Presse, ich gebe es zu, ich hatte natürlich nur meine Glaskugel als Informanten!“ (küp/mit dpa)
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