Protest

Frau stellt sich in Schweden 300 Neonazis in den Weg

| Lesedauer: 3 Minuten
Jana Hannemann
Am 1. Mai zogen Rechtsextreme durch die schwedische Stadt Borlänge. Tess Asplund stellte sich ihnen mutig in den Weg. In den sozialen Netzwerken macht ein Bild der Aktion die Runde.

Am 1. Mai zogen Rechtsextreme durch die schwedische Stadt Borlänge. Tess Asplund stellte sich ihnen mutig in den Weg. In den sozialen Netzwerken macht ein Bild der Aktion die Runde.

Foto: imago stock&people

In Schweden erhebt eine Frau bei einer Demo ihre Faust gegen Rechtsextreme. Das Foto der Aktion wird nun als Bild des Jahres gefeiert.

Berlin.  Eine Frau streckt ihre rechte Faust in den Himmel. Ihr Blick ist stark, mutig. Angstfrei blickt sie in das Gesicht eines Mannes. Die Frau ist Maria-Teresa Asplund aus Stockholm. Und sie stellt sich einer Demonstration von über 300 Neonazis in den Weg. Das Foto dieser Aktion wird in den sozialen Netzwerken gefeiert.

Am 1. Mai zog die militante schwedische Organisation Nordiska motståndsrörelsen („Schwedische Widerstandsbewegung“) durch die Stadt Borlänge in Zentralschweden. Mehr als 300 Rechtsextreme in schwarzen Hosen, weißen Hemden und grünen Krawatten trafen sich zu dem Aufmarsch. Auf Fotos sind Männer mit kahlgeschorenen Köpfen zu sehen, in ihren Händen tragen sie die Fahne der sektenähnlichen Organisation.

Tess Asplund stellte sich Neonazis spontan in den Weg

Die 42-jährige Schwedin Maria-Teresa Asplund, kurz Tess genannt, stellte sich den rechtsextremen Männern in den Weg. Die Faust erhoben gegen rechtes Gedankengut. Eine mutige und spontane Aktion, wie die Aktivistin dem schwedischen Radiosender P4 Dalarna erklärte: „Ich habe gar nicht wirklich nachgedacht, sondern bin einfach in den Weg gesprungen. Dann starrte mich einer von ihnen an und ich starrte zurück. Er sagte nicht, ich sagte nichts.“ Dann hätten Polizisten sie zur Seite geschoben. Ihre Faust strecke sie oft bei Demos in den Himmel, so Tess. Die Geste habe sie sich bei Nelson Mandela abgeschaut.

Das Foto von der ikonenhaften Begegnung zwischen der schwarzen Frau und den weißen Männern machte David Lagerlöf. Der Fotograf arbeitet für Expo, eine antirassistische Zeitschrift, die lange vom Autor der Millennium-Trilogie, Stieg Larsson, herausgegeben wurde und zu einer gemeinnützigen Organisation gehört. Lagerlöf teilte das Bild auf seinem Facebook-Account und schrieb: „Eine einzelne Frau stellt sich Schwedens brutalster Nazi-Organisation in den Weg.“

Für Social-Media-Nutzer gehört Bild in die Geschichtsbücher

In den sozialen Netzwerken wurde das Foto seit der Aktion unzählige Male geteilt. Für viele ist es bereits jetzt das Bild des Jahres und sie vergleichen es mit dem berühmten schwedischen Foto „Tanten med väskan“ („Die alte Frau mit der Handtasche“) – ein Foto von 1985, das eine Frau aus Växjö zeigt, die mit ihrer Handtasche auf Neonazis einschlägt.

Tess Asplund hofft, dass ihr Foto etwas in der schwedischen Gesellschaft verändern wird. So erzählte sie dem britischen „Guardian“: „Rassismus ist in Schweden an der Tagesordnung. Es ist okay geworden, das N-Wort zu sagen.“ Das Foto solle ein Symbol im Kampf gegen den Rassismus werden. „Vielleicht wird das, was ich getan habe, ein Symbol dafür, dass wir gemeinsam etwas ändern können“, sagte sie weiter. „Wenn eine Person etwas ändern kann, dann kann das jeder.“