Berlin. Im vergangenen Jahr haben sich 3200 Menschen in Deutschland mit HIV infiziert. Insgesamt waren es danach 83.400 Menschen, die das Virus in sich trugen.
Im Vergleich zum Jahr gab es in Deutschland im Jahr 2014 3400 mehr HIV-Infizierte als noch 2013, wie das Robert-Koch-Institut am Montag in Berlin mitteilte. Diese Steigerung der absoluten Zahlen liegt nach Angaben der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) vor allem daran, dass Infizierte länger leben. Es sterben demnach weniger Leute mit der Immunschwäche-Krankheit
Seit 2006 sind die Neuinfektionszahlen in Deutschland weitgehend stabil. Insgesamt hat sich die Zahl aller Infizierten leicht erhöht. Die DAH fordert, dass mehr zur Prävention getan wird.
Frauen und Migranten suchen häufig Hilfe
Die Deutsche AIDS-Stiftung rechnet damit, dass die steigende Zahl HIV-positiver Menschen zu einer verstärkten Nachfrage nach Beratung und Hilfe führen wird. Dies gelte besonders für Frauen und Migranten mit HIV. Beide Gruppen sind laut Stiftung häufig von Armut bedroht. So seien 2014 beispielsweise über die Hälfte der Hilfsanfragen von HIV-positiven Frauen gekommen. Und das, obwohl sie nur 18,1 Prozent aller HIV-Infizierten in Deutschland ausmachen.
Als Ursache für diese besondere Hilfsbedürftigkeit von Frauen mit HIV nennt die Deutsche AIDS-Stiftung unter anderem den schlechteren Arbeitsmarktzugang von alleinerziehenden HIV-positiven Müttern. Bei Migranten würden sich zusätzliche Probleme ergeben wie beispielsweise sprachliche Barrieren oder geringere Kenntnisse des deutschen Gesundheitswesens.
Fast jeder sechste Infizierte weiß es nicht
Den Angaben der Robert-Koch-Stiftung zufolge sind 2014 etwa 480 HIV-Infizierte gestorben. Der Anteil der Infizierten, die Medikamente gegen das Virus einnehmen und damit in der Regel kaum noch infektiös sind, sei in den vergangenen Jahren gestiegen. „Dieser positive Effekt und die bisherigen Präventionsanstrengungen haben aber bislang nicht ausgereicht, die Zahl der Neuinfektionen zu verringern“, erklärte der Präsident des Instituts, Lothar Wieler.
Hauptbetroffene mit geschätzten 53.800 Infizierten sind nach wie vor homosexuelle Männer. Die Zahl der Neuinfektionen in dieser Gruppe sei in den vergangenen zehn Jahren nur ganz leicht zurückgegangen. Geschätzte 13.200 der 83.400 Menschen mit HIV/AIDS wüssten noch nichts von ihrer Infektion, hieß es. Eine schnellere und frühere Diagnose von HIV-Infektionen trage dazu bei, die mit Spätdiagnosen verbundene höhere Sterblichkeit und Behandlungskosten zu verringern.
Medikamente zur Prävention gefordert
Auch die Deutsche Aids-Stiftung sieht die große Zahl von Menschen mit HIV, die von ihrer Infektion nichts wissen, als Anlass, die medizinische Beratung zu intensivieren. So sollen Ärzte im Gespräch mit Patienten, die Krankheitssymptome ähnlich einer HIV-Infektion zeigten, HIV-Tests anbieten.
Einen Ausbau der Präventionsarbeit forderte die Deutsche Aids-Hilfe. Dazu gehöre auch, die medikamentöse Vorbeugung gegen HIV verfügbar zu machen. „Was Menschen vor einer HIV-Infektion bewahren kann, muss auch zum Einsatz kommen“, betonte Vorstandsmitglied Ulf Hentschke-Kristal. (epd)