Marbella. Toreros zeigen vermeintliche Männlichkeit sonst im ungleichen Kampf mit Stieren. Nun standen sie plötzlich einem Erotiksternchen gegenüber.
Mit dem Stier war es wie mit Amina Axelsson: Sie wirkten nicht besonders angruiffslustig. Für das Tier ging es ums Leben, für die Peta-Aktivistin um Aufmerksamkeit, auch für das Thema Stierkampf. Die eigentlich missglückte Aktion zieht jetzt doch Kreise, nachdem die Tierschutzorganisation ein Video veröffentlicht hat.
„Der Bulle war so klein“
Es war der zweite Kampf, der erste Bulle hatte im gelbbraunen Sand der Arena von Marbella bereits sein Leben gelassen, als die Erotikdarstellerin ihren Auftritt hatte. Sie habe den ersten Stier sterben sehen, schreibt die Schwedin in ihrem Blog, in dem sie sonst viel eigene Haut und viel Fell lebender Tiere zeigt. „Er war so klein!“ Sie und die Tierärztin, die ihre Aktion filmte, hatten weinen müssen, schreibt sie. Und dann kam der zweite Stier, noch kleiner, noch angsterfüllter. Und Amina Axelsson betrat den Ring.
Es sei nicht einfach gewesen und habe sie Überwindung gekostet, „aber ich hatte so viel Adrenalin und war fixiert darauf.“ Nachdem sie dann aber in der Arena ist und im Stechschritt losläuft, steht auch der Bulle wieder, dem sie nach eigenem Bekunden beim Sterben Beistand leisten wollte.
Toreros nicht auszutricksen
Die Situation ist der Aktivistin nun nicht mehr so recht geheuer. „Ich habe verlangsamt und überlegt.“ Ein Torero überlegt nicht lange und stellt sich ihr in den Weg, sie setzt zum Ausweichmanöver an, kann den fintengewohnten Stierkämpfer aber nicht so leicht übertölpeln. Im Zusammenspiel mit einem anderen Torero gelingt es ihm, die Frau in die Enge zu treiben.
Sie schafft es nicht einmal, das mitgebrachte Plakat gegen Stierkampf zu entrollen. Allerdings ruhen alle Augen für einen Moment auf ihr, selbst der Matador und der Stier verfolgen, was da passiert.

Sie sei von Sicherheitskräften in ein Räumchen zum wütenden Chef der Stierkampfveranstaltung gebracht und dann der Polizei übergeben worden, erklärte sie – und lobt den Polizisten: „Er sagte, er sei auch gegen Stierkampf.“ In Andalusien hat das blutige Schauspiel eine lange Tradition und findet heute nicht wegen, sondern trotz des Tourismus statt. Bei dem Kampf war die Arena aber nur spärlich gefüllt.
Peta fordert ein Ende von EU-Subventionen für die Züchter der Kampfstiere. Die Grünen im Europaparlament waren im Herbst 2014 mit einem Änderungsantrag gescheitert, die Subventionen zu streichen. 129,6 Millionen Euro aus EU-Mitteln gingen einer Studie der Grünen zufolge an spanische Viehzüchter, die ihre Stiere ausschließlich für den Einsatz beim Stierkampf züchten.
13.000 Stierkampfveranstaltungen im Jahr
Die Studie kam zum Schluss, das jährlich rund 13.000 Stierkampfveranstaltungen in Spanien im Jahr 1,7 Milliarden Euro verschlingen. Das sei nur zu finanzieren dank erheblicher staatlicher Unterstützung. „Würde der Stierkampf sich selbst überlassen, wäre das Geschäft am Ende, Gegner und Befürworter sagen, er hätte keine Zukunft“, heißt es in der Studie.
Der Zwischenfall in der Arena war der spanischen Presse keine große Geschichte wert. Ultima Hora schrieb, nach der Veröffentlichung von Peta UK habe das Video auf der britischen Insel eine „gewisse Aufmerksamkeit“ erreicht, weil es dort Stimmen gebe, die in Brüssel ein Ende des Stierkampfs forderten.