Geiselnahme

Noch mehr Waffen in Wohnung des Attentäters gefunden

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Nach dem tödlichen Geiseldrama von Karlsruhe sucht die Polizei nach Spuren. Unklar ist, woher der Täter seine Waffen hatte.

Nach dem Geiseldrama mit fünf Toten in Karlsruhe hat die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung noch mehr Waffen gefunden. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten, entdeckten die Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnung noch einen Revolver sowie scharfe Munition. Darüber hinaus fanden die Beamten in einem Waffenschrank im Keller zwei Schrotflinten und „weitere umfangreiche Munition“. Schon direkt nach der Tat hatten sie zwei Langwaffen, zwei Pistolen und eine Übungshandgranate sichergestellt. Der Franzose habe Berechtigungen für sechs Waffen gehabt und sei früher in seiner elsässischen Wohngemeinde im Schützenverein gewesen, teilten die Ermittler mit. Mit einer Ausnahme habe er aber alle Waffen illegal erworben.

Noch immer unklar ist, woher der 53-Jährige sich die Waffen besorgt hatte. Möglicherweise stammen sie aus Frankreich. Über das gemeinsame Zentrum der deutschen und französischen Polizei in Kehl habe die Polizei Kontakt zu den französischen Behörden aufgenommen, sagte ein Polizeisprecher in Karlsruhe. Die Obduktion der Leichen soll näheren Aufschluss über den Ablauf der Tat geben.

Der 53-Jährige hatte am Mittwoch bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Lebensgefährtin in Karlsruhe offenbar vier Menschen erschossen und danach sich selbst getötet. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat geplant war. Demnach nahm der Mann zunächst einen 47 Jahre alten Gerichtsvollzieher, einen 33 Jahre alten Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes sowie den 49 Jahre alten neuen Besitzer der Wohnung als Geiseln, bevor er sie später erschoss. Auch die 55 Jahre alte bisherige Wohnungsbesitzerin und Lebensgefährtin des Täters wurde regelrecht hingerichtet. Einen Sozialarbeiter, der zunächst mit in der Wohnung war, ließ der Mann dagegen gehen, bevor die tödlichen Schüsse fielen.

Der Täter hat dem Polizeisprecher zufolge im Elsass einen weiteren Wohnsitz. Den Ort wollte der Polizeisprecher nicht nennen. Bei den Ermittlungen in Frankreich gehe es nun unter anderem um die Frage, ob der Mann dort möglicherweise seine Waffen legal erworben habe.

Kein Mitglied im Jägerverbund

Meldungen, wonach der Schütze ein Jäger gewesen sein soll, konnte die Polizei nicht bestätigen. Auch dies sei noch „Gegenstand der Ermittlungen“, sagte der Sprecher. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) bestritt derweil bereits eine Mitgliedschaft des 53-Jährigen in einem Jägerverbund. „Er war weder bei der Waffen- noch bei der Jagdbehörde in Frankreich oder Deutschland gemeldet und besaß keinen Europäischen Feuerwaffenpass“, teilte der Verband mit.

Für die Opfer des blutigen Geiseldramas in Karlsruhe hat die Stadt am Freitag ein Kondolenzbuch ausgelegt. Das Echo und die Anteilnahme in der Bevölkerung seien sehr groß, sagte eine Stadtsprecherin. Bis zum frühen Nachmittag hätten sich rund 100 Menschen in das Buch eingetragen. Seit Donnerstag gedenkt die Stadt zudem mit einer Trauerbeflaggung der Opfer des Geiseldramas. Die zentrale Gedenkveranstaltung wird am kommenden Mittwoch (9 Uhr) in der Stadtkirche Karlsruhe stattfinden.

( dpa/mim/alu )