Luka Rocco Magnotta war einem Mitarbeiter aufgefallen, der die Polizei alarmierte. Der Pornodarsteller soll einen Studenten getötet haben.

Seit mehr als einer Woche suchte die kanadische und französische Polizei fieberhaft nach Luka Rocco Magnotta – einem mutmaßlichen Mörder. Die Tat, die ihm vorgeworfen wird, ist so grausam, dass selbst erfahrene Ermittler erschaudern. Die Flucht des mit internationalem Haftbefehl Gesuchten fand am Montagnachmittag in Berlin-Neukölln sein Ende. Die Polizeibeamten nahmen Magnotta in einem Internetcafé an der Karl-Marx-Straße fest.

Der 29-Jährige soll in der Nacht zum 25. Mai in Kanada einen chinesischen Studenten mit einem Eispickel getötet und anschließend zerstückelt haben. Zudem soll er die Tat gefilmt und anschließend ins Internet gestellt haben. Die Polizei bestätigte die Festnahme. Der 29-Jährige steht unter dringendem Tatverdacht den Studenten in Montreal vor laufender Kamera getötet und zerstückelt zu haben.

Anschließend soll er Teile der Leiche an politische Parteien in Kanada verschickt haben. In Ottawa war wenige Tage später ein abgetrennter Fuß in einem Paket bei der konservativen Regierungspartei eingegangen. Ein weiteres Paket mit einer Hand sollte an die liberale Partei gehen, wurde aber in einem Postamt abgefangen. Die Körperteile gehörten zur Leiche des 32-jährigen Studenten, die wenig später nach der Tat ohne Kopf in Montreal gefunden worden war.

"You got me"

Dass Magnotta überhaupt geschnappt werden konnte, ist wohl nur einem aufmerksamen Angestellten des Neuköllner Internetcafés zu verdanken. Nach Informationen von Morgenpost Online soll der Angestellte Magnotta wiedererkannt haben, als dieser das Café betrat. Als eine Polizeistreife vorbeifuhr, rannte der Mitarbeiter auf die Straße und hielt mit rudernden Armen die Beamten an. Die Polizisten gingen daraufhin ins Café und sprachen Magnotta an. Wie es heißt, versuchte er anfangs noch, sich herauszureden. Als er jedoch immer nervöser wurde und die Beamten weiter nachfragten, gab er seinen Widerstand auf und sagte zu den Beamten: „You got me.“

Magnotta kam umgehend in Polizeigewahrsam. Nach Angaben der Polizei wird nun die Generalstaatsanwaltschaft übernehmen. Magnotta soll einem Richter vorgeführt werden, der gegen ihn einen Auslieferungshaftbefehl erlässt. Dann soll er an die kanadischen Behörden ausgeliefert werden. Bis wann dies geschieht, ist unklar. Dies könne noch einige Zeit dauern, sagte ein Polizeisprecher.

Magnotta, der auch unter den Namen Eric Clinton Newman und Vladimir Romanov bekannt ist, arbeitete zeitweise als Pornodarsteller und soll mit seinem Opfer eine sexuelle Beziehung gehabt haben. Der bisexuelle 29-Jährige, der von der Presse in Frankreich „der Zerstückler“ getauft wurde und in seiner Heimat als „Canadian Psycho“ traurige Berühmtheit erlangte, arbeitete früher auch als Prostituierter unter dem Namen „Angel“. Sein Äußeres änderte er noch häufiger als seinen Namen: Er unterzog sich Schönheitsoperationen, verwendete oft Lippenstift und Make-Up oder färbte sein Haar und trug Perücken.

Interpol hatte am Donnerstagabend eine weltweite Fahndung nach dem 29-Jährigen herausgegeben. Nach derzeitigen Erkenntnissen soll Magnotta nach der Tat nach Paris geflüchtet sein. Bei der dortigen Polizei gingen seit dem internationalen Fahndungsaufruf in der vergangenen Woche Tausende Anrufe von Zeugen ein, die ihn an verschiedenen Orten gesehen haben wollen. Die französische Polizei konnte zudem sein Handy in dem Pariser Vorort Bagnolet orten. In einem Hotel erkannte zudem ein Zeuge Magnotta wieder. Als die Polizei dort eintraf, soll Magnotta laut Medienberichten überstürzt geflüchtet sein.

In seinem Hotelzimmer fanden die Beamten Porno-Magazine und Spucktüten der Fluggesellschaft, mit der Magnotta offenbar von Kanada nach Frankreich geflogen war.

Flucht nach Berlin

In der Nähe des Hotels befindet sich ein Busbahnhof, von dem aus Ziele in Frankreich, aber auch zahlreiche Städte in Deutschland und in ganz Europa angefahren werden. Laut eines Angestellten eines Cafés an dem Busbahnhof, habe ein Mitarbeiter von Eurolines Magnotta am vergangenen Freitagabend nach Berlin abfahren sehen. Am Busbahnhof von Bagnolet sagte ein weiterer Angestellter dass für Busreisen innerhalb Europas in der Regel keine Ausweispapiere verlangt würden, außer für Großbritannien. Wenn Magnotta unter falschem Namen gereist sei und bar bezahlt habe, dann sei das, als ob man „eine Stecknadel im Heuhaufen“ suche. Und tatsächlich: Die Gesellschaft Eurolines fährt von Bagnolet aus unter anderem nach Frankfurt, Hamburg, München und Berlin.

Zuvor hatten bereits mehrere Zeugen Magnotta wiedererkannt. Einen Barbesitzer in Bagnolet, der Magnotta in der Nacht zu Donnerstag erkannt haben will, zitierten französische Medien mit den Worten: „Er war sehr nervös und hat auf Englisch eine Cola zum Mitnehmen bestellt.“ Er habe die Flasche dann in einem Zug geleert und sei dann von einem kräftig gebauten Mann angesprochen worden, der ihn offensichtlich kannte. Beide seien wenig später zu einem nahe gelegenen Hotel gegangen. Ein anderer Mann habe zudem berichtet, Magnotta Anfang der Woche vorübergehend bei sich beherbergt zu haben. Anschließend flüchtete er nach Berlin.