Das eisige Hoch aus Russland hat Berlin und Brandenburg fest im Griff. Vielerorts wurden die bisherigen Kälterekorde geknackt. Und die Temperaturen sollen noch weiter fallen.
Wieder neue Wetter-Minus-Rekorde in Berlin und Brandenburg: Die Nacht zum Montag war die bisher kälteste Nacht dieses Winters in der Region. In Berlin sanken die Temperaturen bis auf minus 24 Grad an der Station Kaniswall am südöstlichen Rand der Hauptstadt. In Brandenburg wurden bis zu minus 23 Grad an den Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gemessen, so in Baruth (Teltow-Fläming) sowie im sächsischen Bad Muskau an der Grenze zu Brandenburg, berichtete der Wetterdienst.
Nach dem frostigen Wochenende habe die Kältewelle einen neuen Höhepunkt erreicht, sagte ein Meteorologe in Potsdam. Vielerorts seien die bisherigen Rekordtiefstwerte geknackt worden. Für Potsdam lag die bisher tiefste Temperatur an einem 6. Februar bei minus 18,6 Grad, gemessen im Jahr 1917. Diesmal sank das Thermometer auf minus 19,6 Grad.
Am Tag bleibt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weiter eisig kalt. Die Höchsttemperaturen sollen zwischen minus 10 und minus 13 Grad liegen. In der Hauptstadt werden es höchstens minus 12 Grad. Allerdings scheint überwiegend die Sonne. Erst am Mittwoch kommt es zu einer Lockerung des strengen Frostes. Der Wetterdienst in Potsdam erhält seine Daten von rund 30 Wetterstationen.
Am Wochenende war ein alter Eisangler auf dem Stienitzsee östlich von Berlin ins Eis eingebrochen und gestorben. Der Mann wurde seit Samstagabend vermisst. Taucher fanden ihn am Sonntag neben einem Eisloch im Wasser. Der 65-Jährige war allein unterwegs und hatte vermutlich den zugefrorenen See mit dem Fahrrad überquert.
Immer mehr Kältetote in Osteuropa
Der beißende Frost hat ganz Osteuropa weiter fest im Griff. Schneemassen und Blitzeis machen den Menschen immer mehr zu schaffen. Rund 290 Menschen starben bisher in der Kälte. Starker Schneefall löste vor allem in Serbien und Italien ein Verkehrschaos aus. Serbien rief am Sonntag im ganzen Land die „Ausnahmesituation“ aus. Ähnlich betroffen war auch Bosnien. In Rumänien und Bulgarien kam nach dem Schnee der Regen und sorgte für tückisches Glatteis. Zehntausende blieben ohne Strom. Auch neuer Schnee und Stürme sind angekündigt.
In Mittel- und Süditalien herrschte Winterchaos. Zwei Menschen starben, als Dächer unter der Last des Schnees zusammenbrachen. Bis zu 120.000 Menschen waren zeitweise ohne Strom. Tausende blieben in Zügen oder Autos stecken. In Rom und anderen Städten befreiten Soldaten die Straßen von Schnee und Eis.
Angesichts einer bis zu zwei Meter hohen Schneedecke galt in Serbien am Sonnabend in fast 30 Gemeinden der Ausnahmezustand. Alle Grund- und Mittelschulen sowie Kindergärten sollten diese Woche geschlossen bleiben. Die Regierung in Belgrad rief die Bürger zur Hilfe beim Schneeräumen auf. 70.000 Menschen waren durch die Schneemassen von der Umwelt abgeschnitten. Ähnlich war die Lage in Montenegro, im kroatischen Dalmatien und in Bosnien.
Erst Schneestürme, dann Regen in Teilen Bulgariens, Rumäniens und Griechenlands. In zwei Gemeinden im Süden wurde der Notstand ausgerufen. Ein Stausee drohte überzulaufen. In Nordgriechenland beschädigten die Fluten Hunderte Geschäfte und Häuser. Eine 80-jährige Frau ertrank in ihrem Haus.
Dem harten Winter fallen europaweit vor allem Obdachlose zum Opfer. Allein in der Ukraine fanden bislang insgesamt 131 Menschen den Kältetod. In Rumänien waren es seit Ausbruch der Kältewelle insgesamt 34, in Polen 53 Menschen. Im Baltikum kostete der Frost weiteren fünf Menschen das Leben.
Rom und Umgebung erfroren drei Frauen und ein Mann. Aus Frankreich wurden insgesamt vier Tote gemeldet. Zudem kam ein elfjähriger Junge ums Leben, als er durch das Eis in einen See einbrach. Auch in Deutschland starben schon mehrere Menschen. Weitere kamen beim Wintersport ums Leben. Von zwei eingebrochenen Eisläufern wurde am Sonnabend einer tot geborgen, die Suche nach dem anderen wurde eingestellt. In Südtirol riss eine Lawine zwei Skifahrer in den Tod.
Eis blockiert Elbe
Die Kälte lähmt zudem den Schiffsverkehr. Auf der Elbe bildete sich so viel Eis, dass der Fluss von Magdeburg bis Hamburg unbefahrbar war, wie die Wasserschutzpolizei mitteilte. Auch der Elbe-Havel-Kanal und Teile des Main-Donau-Kanals waren dicht. Ein festgefrorener Frachter nahe Magdeburg wartete am Montagmorgen auf die Hilfe von Eisbrechern.
In Italien rammte ein Fährschiff in Civitavecchia nordwestlich von Rom im Schneesturm einen Hafendamm und wurde dabei schwer beschädigt. Das Schiff mit mehr als 300 Passagieren und Besatzung an Bord wurde evakuiert. In Großbritannien reichten rund zehn Zentimeter Schnee aus, um ein Verkehrschaos auszulösen. Auch der Flugverkehr von mehreren europäischen Flughäfen war stark eingeschränkt.
Deutschland erlebte die bisher kälteste Nacht des Winters mit minus 28 Grad in der Nacht zum Sonntag. Und es soll noch kälter werden. Auch neuer Schnee und Stürme sind angekündigt. "Am Dienstag wird es noch frostiger“, sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Von Mittwoch an sollen die Werte dann deutlich steigen. Zugleich soll es vor allem im Südosten kräftig zu schneien beginnen.
Die Kältewelle drang selbst bis Nordafrika vor. In höheren Lagen der algerischen Hauptstadt Algier fiel seit Jahren wieder richtig Schnee. Zahlreiche Kinder, die noch nie weiße Flocken gesehen hatten, stürzten nach Augenzeugenberichten begeistert nach draußen.
dpa/dapd/mim