Schlagersänger

Bernd Clüver starb bei Sturz auf Mallorca

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Der Schlagerstar Bernd Clüver ("Der Junge mit der Mundharmonika") ist nach einem Unfall im Alter von 63 Jahren gestorben. Er soll auf Mallorca eine Treppe hinuntergestürzt sein.

Eine knappe Schlagzeile hier, ein Song im Radio und viele Internet-Videos: Die großen Erfolge von Bernd Clüver, der in den 70er- und 80er-Jahren als „der Junge mit der Mundharmonika“ ins Sänger-Leben zog, haben viele Spuren hinterlassen.

Seit der Nacht zum Donnerstag ist all dies Schlager-Geschichte. „Ein häuslicher Unfall“ hieß es als Begründung für seinen Tod mit 63 Jahren in der knappen Mitteilung des Familienanwalts.

Die "Mallorca Zeitung" berichtete später, der Schlagerstar sei gegen ein Uhr nachts in der Hauptstadt Palma der spanischen Mittelmeerinsel gestorben. Demnach stürzte er im Ortsteil Illetes eine Treppe hinunter. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung fiel der Sänger auf einer Treppe an seinem Appartement hin und schlug dabei unglücklich mit dem Kopf auf. Anschließend wurde er in eine Klinik gebracht. Doch die Ärzte konnten ihn nicht mehr retten.

Clüver weckte die Sehnsüchte der Zuhörer

Clüvers Karriere war so verlaufen, wie die vieler seiner Zunft. Es waren eher Zufälle, die den Jurastudenten in den Aufbaujahren der Bundesrepublik ins Musikgeschäft katapultierten. Nach einem Auftritt im „Talentschuppen“ der Funkausstellung in Berlin bekam er 1971 einen Plattenvertrag. Und dann feierte der blonde Balladen-Barde seinen Durchbruch im ZDF.

Bei Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ konnte Clüver mit dem „Jungen mit der Mundharmonika“ seinen ersten Hit landen. „Da war ein Traum, der so alt wie die Welt ist“, heißt es dort, eine Harmonika summt in der Ferne. Clüver weckte Sehnsüchte – und gewann. Der Titel eroberte die Hitparade und blieb 27 Wochen lang an der Spitze.

Doch er verstand es wohl auch, den Wandel der Zeiten zu deuten. Mit „Mike und sein Freund“ sang 1976 erstmals ein Schlager-Star über Homosexualität. Zwar sprach er da verbrämt noch von einem Freund, der dem anderen hilft, die Beziehung endet im Drama, doch jeder verstand es.

Für "Mike und sein Freund" musste sich der Sänger rechtfertigen

Das Lied kam unter die ersten 50 Titel in der Hitparade. Doch Clüver musste sich dann immer wieder erklären, klarmachen, dass er nicht „so“ sei, wie der Autor Elmar Kraushaar („Rote Lippen. Die ganze Welt des deutschen Schlagers“) sagte.

Ob „Der kleine Prinz“ oder „Das Tor zum Garten der Träume“ - Clüver beschwor in seinen Songs die Wunschwelt des Schlagerplaneten, wusste aber wohl auch von dessen Schattenseiten. „Wer immer Glück hat, weiß nicht, was Glück ist“ – in seinem Lebensmotto schwang die Ahnung mit, dass sich die Zeiten auch ändern können. In seiner weichen Art, mit seinen langen Haaren entsprach Clüver nicht dem Klischee des Macho-Sängers. „Darauf begründete sich auch sein Erfolg“, sagt Autor Kraushaar.

„Momente, die ich nie vergessen werde“ heißt es in einem Steckbrief auf seiner Homepage: „Meine Scheidung und meine 2. Hochzeit“. Clüver, der bis zu seinem Tod mit der früheren „Miss Germany“ Anja Hörnich verheiratet war, scheute sich wohl nicht vor großen Gesten und Bekenntnissen.

Lange lebte Clüver mit Anja in seiner Finca auf Mallorca, er pendelte zwischen der Insel und Deutschland, produzierte Platten, trat in Shows auf – auch in Möbelhäusern und Festzelten. „Na und?“, fragte er in einem „Bild“-Interview 2001 trotzig. An einen ähnlichen Erfolg wie der „Junge mit der Mundharmonika“ kam Clüver nicht mehr heran. Doch er nahm immer wieder Platten auf, hatte Auftritte. „Wirklich verschwunden ist er nie“, sagt Kraushaar.

( dpa/jw )