Für mehrere argentinische Ortschaften musste der Notstand ausgerufen werden. Denn eine dicke Ascheschicht aus Chile legt die Region lahm.
Die Vulkanasche aus Chile liegt im Nachbarland Argentinien teilweise schon 30 Zentimeter hoch. Am Donnerstag (Ortszeit) riefen die Behörden deshalb den Notstand für mehrere Ortschaften in Patagonien in der Nähe der Grenze zu Chile aus.
Besonders betroffen war der Touristenort Villa La Angostura in der Provinz Neuquén. Der normalerweise malerische Ort mit etwa 7500 Einwohnern liegt nur 35 Kilometer von der Vulkan-Kette Caulle entfernt. Sie stößt seit bald zwei Wochen riesige Aschemengen in bis zu zehn Kilometer Höhe aus. Im Fernsehen waren Wälder und Berge zu sehen, die inzwischen einheitlich von einer grauen Schicht überzogen sind.
Etwa 60 Prozent der Bewohner von Villa La Angostura, etwa 1600 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Buenos Aires, waren kurz vor dem Winterbeginn auf der Südhalbkugel zudem ohne Strom. Auch die Wasserversorgung fiel wegen eines Pumpenschadens vorübergehend aus.
Die zweiwöchigen Winterschulferien wurden schon vorgezogen, weil die Schulen ohnehin geschlossen bleiben mussten. Auch das Vieh, vor allem Schafe, leidet unter der Asche, weil es auf den Weiden kaum noch Futter findet.
Die Bewohner befürchten vor allem, dass die Touristen in der bevorstehenden Skisaison wegen der Asche ausbleiben könnten. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Stadt. Ähnlich ist die Lage auch in kleineren Orten in der ebenfalls patagonischen Provinz Chubut.
Nach Ausrufung des Notstandes können die Behörden nach eigenen Angaben auf Gelder aus Krisenfonds zurückgreifen, um den Bedürftigen schneller und unbürokratischer Hilfe zukommen zu lassen.
Flugverkehr normalisiert sich
Unterdessen haben alle Fluggesellschaften am Freitag den Flugverkehr von und nach Neuseeland wieder aufgenommen. Die Fluggesellschaften Qantas, Jetstar und Virgin Australia beobachteten aber weiterhin genau die Aschekonzentrationen. „Wo wir die Konzentration der Asche nicht kennen, fliegen wir nicht hindurch, nicht darunter oder herum“, sagte der Sprecher von Qantas, Tom Woodward.
Wegen der Vulkanasche saßen Zehntausende Passagiere fest. Die Fluggesellschaften gingen unterschiedlich mit dem Phänomen um: Virgin Australia und Air New Zealand entschieden, Flüge durchzuführen, wenn die Aschewolke umflogen werden konnte. Air New Zealand hielt so den Flugverkehr mit Australien aufrecht. Qantas und Jetstar lehnten ein Ausweichen ab und strichen Hunderte Flüge.
Die Herangehensweisen zeigten, dass die Fluggesellschaften Entscheidungen mit nur unzureichenden Informationen fällten, sagte der Statistiker der Technischen Hochschule Massachusetts Institute of Technologie, Arnold Barnett. Hohe Sicherheitsstandards hätten bei allen Airlines Gültigkeit.
Es gibt nur unzureichend Informationen darüber, wie dicht eine Aschewolke sein muss, um sich tatsächlich auf Düsentriebwerke auszuwirken. Hinzu kommt, dass es überhaupt nur wenig zuverlässige Methoden gibt, um die Dichte der Aschewolke zu messen.
Im vergangenen Jahr kam es wegen des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull in ganz Europa zu massiven Flugausfällen. Damals wurde der Luftraum von den Behörden gesperrt.
dpa/dapd/mk