Ein Erdbeben kommt nie zum rechten Zeitpunkt, natürlich nicht. Aber dass die Erde in Sichuan ausgerechnet am 12. Mai bebte sei wirklich schon sehr beunruhigend, meinen chinesische Internetblogger in sicherer Distanz zum Epizentrum. Sie haben eine bizarre Beobachtung gemacht, die die chinesischen Vorstellungen von Glück und Unglück völlig durcheinander bringt und womöglich auch ein dunkles Omen für die olympischen Spiele ist.
Die Chinesen sind seit jeher ein abergläubiges Volk. Lange Nudeln stehen für ein langes Leben, süße Speisen versüßen angeblich das Jahr. Die Zahl Acht gilt als Glückszahl, weil die Ziffer Acht „ba“ auf Hochchinesisch, auch Reichtum und Glück bedeutet.
Verträge unterzeichnet man am besten am Monatsachten um acht Uhr. Sogar beim Börsengang großer Unternehmen wird die Zahlenmystik bemüht. Als die Bank of Communications 2005 an die Hongkonger Börse ging, beantragte sie die Wertpapiernummer 3328 – eine Lautfolge die so viel bedeutet wie „leicht reich werden“. Und nicht zufällig beginnen die olympischen Spiele ausgerechnet am 8.8.08 um acht Uhr abends.
Doch gerade jetzt, wo man in China ohnehin im Hinblick auf die Spiele peinlich genau darauf achtet, dass alles rund läuft, geraten die Glücksverheißungen der Zahl Acht plötzlich ins Wanken. Denn die für China kritischsten Ereignisse ergeben in diesem Jahr in der Quersumme alle eine acht.
Das rechnen Blogger vor. So fiel der erste der vielen Schneestürme, die Anfang dieses Jahres in etliche südliche Provinzen für Chaos sorgte, auf den 25.1. (2+5+1=8). Die Unruhen in Tibet eskalierten am 14.3.(1+4+3=8). Und dann bebte auch noch die Erde in Sichuan am 12.5. (1+2+5=8). 88 Tage später beginnen die olympischen Spiele. Europäer mögen dafür nur ein Lächeln übrig haben. Für viele Chinesen ist es echter Grund zur Sorge. Was mag das für die Spiele bedeuten? Und was werden erst die Unglückstage bringen?
Traditionell ist die Vier (si) die Unglückszahl. Denn „si“ klingt lautlich ähnlich wie Sterben. Deshalb lehnen viele eine Handynummer ab, die auf die Vier endet und gern überlässt man es den Ausländern, in Hotels im vierten Stock zu wohnen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das jetzt.