Loveparade-Drama

Oberbürgermeister schiebt Verantwortung weg

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Duisburgs OB Adolf Sauerland weigert sich vehement, sein Amt abzugeben. Genehmigungen für die Loveparade habe er nicht abgezeichnet – verantwortlich für das Desaster sei die "Verwaltung".

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland will nicht zurücktreten. Der CDU-Politiker besteht darauf, am Entscheidungsprozess für die Loveparade nicht beteiligt gewesen zu sein. "Ich persönich habe nichts unterschrieben, keine einzige Genehmigung", sagte Sauerland der "Bild"-Zeitung. Vielmehr hätten die "zuständigen Stellen in unserer Verwaltung" Genehmigungen erteilt, stellte Sauerland klar. "Die Abschlussgenehmigung hat einer unserer besten Kollegen abgezeichnet", so Sauerland weiter. „Das ist gar nicht der Job des Oberbürgermeisters, Genehmigungen zu unterschreiben“, sagte er dem Blatt.

"Persönliche Verantwortung kann es nur geben, wenn es ungerechtfertigte Eingriffe in den Prozess gegeben hätte. Diese gab es aber nicht“, sagte Sauerland den Zeitungen der „WAZ“-Mediengruppe. Er klebe nicht an seinem Stuhl, sondern wolle helfen, die Katastrophe aufzuklären. Der „Bild“ sagte er: „Danach entscheide ich über persönliche Konsequenzen.“

Unterdessen hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) den Druck auf Sauerland erhöht. „Der Duisburger Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in der Stadtspitze werden sich letztendlich der politischen Verantwortung stellen müssen", sagte Kraft.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) zeigte sich am Mittwochabend in den ARD-„Tagesthemen“ überzeugt, dass die Ermittlungen in Strafverfahren münden würden. „Da wird natürlich der Staatsanwalt auch die Rolle der Stadt Duisburg da zu prüfen haben.“ Die Verantwortung für die inzwischen 21 Todesopfer der Massenpanik am vergangenen Samstag sieht Jäger indes bei Loveparade-Chef Rainer Schaller. Der gab sich am Abend zurückhaltend. Jägers Vorwürfe gegen ihn müssten nun sehr genau geprüft werden, sagte Schaller.

Jäger betonte: „Ausschließlich der Veranstalter ist für die Sicherheit der Menschen in dem Veranstaltungsraum zuständig – niemand anderes.“ Aufgabe der Polizei sei gewesen, außerhalb des Veranstaltungsgeländes am früheren Güterbahnhof für Sicherheit zu sorgen. Die Polizei habe verhindert, dass es nicht noch mehr Tote und Verletzte gab.

Bei den gegenseitigen Schuldzuweisungen legte auch der Duisburger Baudezernent Jürgen Dressler nach. Ähnlich wie zuvor bereits Schaller machte er die Polizei für das Desaster verantwortlich. „Der Tunnelbereich gehörte zum öffentlichen Raum außerhalb des Veranstaltungsgeländes. Für die Sicherheit im öffentlichen Raum ist die Polizei zuständig“, sagte Dressler der „Rheinischen Post“. Dresslers Behörde war für die Genehmigung der Loveparade in Duisburg zuständig.

An diesem Samstag – eine Woche nach der Katastrophe – sollen die Fahnen in Deutschland auf halbmast wehen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ordnete zur Gedenkfeier Trauerbeflaggung an. Der ökumenische Gottesdienst findet um 11 Uhr in der Duisburger Salvatorkirche statt. Wegen des erwarteten Andrangs werden vor der Kirche Lautsprecher aufgestellt. Neben Bundespräsident Christian Wulff hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigt.

Bereits am Mittwochabend gedachten Fußballfans der Opfer. „Wir sind tief traurig, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Toten, denen wir unser Beileid und Mitgefühl aussprechen“, sagte der Kapitän des MSV Duisburg, Ivica Grlic, vor einem Testspiel gegen den VfL Bochum. Die Partie endete 1:1 und wurde vor 3000 Zuschauern in aller Stille im Duisburger Stadion ausgetragen.

Bei der Massenpanik am Samstag in Duisburg sind 21 Menschen gestorben, über 500 wurden zum Teil schwer verletzt.

( dpa/pku )