+++ 15:55 Uhr +++
Jäger weist immer wieder darauf hin, dass er und die anderen Teilnehmer der Pressekonferenz nicht alles sagen dürften, weil die Staatsanwaltschaft ermittle. Nachdem keine weiteren Fragen gestellt werden, ist die Pressekonferenz beendet.
+++ 15:49 Uhr +++
Der Innenminister zitiert einen Augenzeugen: "An einer größeren Straße kontrollierte uns die Security auf Glasflaschen. Danach ließ man uns weiter durch“ Jäger wirft ein, dass es sich hier um den kritischen Zeitpunkt gehandelt habe. Er setzt das Zitat fort: „Es wurden immer mehr Leute. Etwa fünf Meter weiter stand eine Reihe von Polizisten und wollte die Menge zurückdrängen. Ganz viele drängten sich einfach durch. Schließlich wichen die Polizisten, die förmlich überrannt wurden, einfach aus. Alles strömte einfach in den Tunnel."
+++ 15:48 Uhr +++
Jäger belastet erneut den Veranstalter. Seinem Einruck nach habe die Polizei in dem Moment, als das Ordnersystem des Veranstalters zusammenbrach, alle zur Verfügung stehenden Kräfte genutzt um zu das versuchen, wofür eigentlich der Veranstalter zuständig war.
+++ 15:46 Uhr +++
Nach einer weiteren Frage ergreift wieder Innenminister Jäger das Wort. Die Polizei in Duisburg habe die Aufgabe gehabt, im gesamten Stadtgebiet mit Ausnahme des Veranstaltungsorts für Sicherheit zu sorgen, sagt er. „In diesem Gebiet hat es keine Verletzten gegeben.“ Am Veranstaltungsort habe nur der Veranstalter die Verantwortung gehabt.
+++ 15:45 Uhr+++
Die Möglichkeit, den überfüllten Bereich zu verlassen, habe zu einer zusätzlichen Verdichtung im Bereich der als improvisiertem Fluchtweg genutztenTreppe geführt, sagt Wehe. "An diesem Ort sind dann auch die Menschen gestorben."
+++ 15:40 Uhr +++
„Die Einsatzschleusen sollten um 11 aufgemacht werden, bei großem Andrang schon um 10“, sagte Wehe. Sie seien aber erst um 12 aufgemacht worden. Die vom Veranstalter installierten Videosysteme auf den Containern seien um kurz vor 17 Uhr ausgefallen – die Kabel seien beim Hochklettern der Menschen zerstört worden. Wehe berichtet von drei improvisierten "Fluchtwegen": Neben dem Container seien das Laternen und eine Treppe gewesen.
+++ 15:34 Uhr +++
Man habe im Vorfeld die polizeilichen Vorstellungen thematisiert, sagt Wehe. Es sei zugesagt worden, „dass das aufgenommen wird. In Teilbereichen konnte das auch festgestellt werden.“ Andere Dinge seien erst nach Beginn der Veranstaltung umgesetzt worden, z.B. der Ordnereinsatz. Laut Wehe waren 8 Schleusen zu Beginn nicht besetzt. Ob sich das später noch änderte, sagt er nicht.
+++ 15:32 Uhr +++
Jetzt haben die Journalisten Gelegenheit, Fragen zu stellen. Als erstes wird um Informationen darüber gebeten, was genau die Aufgabe der Polizei gewesen sein. Polizeiinspekteur Wehe antwortet: Die Polizei habe eine eigene Lagebeurteilung durchgeführt. Man müsse aber auch immer davon ausgehen, "dass die Partner ihre Aufgaben auch erfüllen".
+++ 15:30 Uhr +++
Jäger erklärt, dass die kriminalpolizeilichen Ermittlungen von der Polizei in Köln geführt werden. „Wir prüfen nun, welche Konsequenzen zu ziehen sind.“ Aus den Schilderungen ergebe sich ein klares Bild der Phase, in denen die Menschen auf das Gelände geströmt seien, so Jäger. Man habe bereits gehört, dass der Veranstalter seine Vorgaben nicht erfüllt habe. „Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Polizei stelle ich mir anders vor“, kritisiert Jäger.
+++ 15:28 Uhr +++
Erneut spricht Innenminister Jäger. Er widmet sich den Rettungsmaßnahmen: Diese hätten sehr gut funktioniert. „Die vorbereiteten Rettungskonzepte haben sich bewährt.“ Jäger bedankt sich bei allen Einsatzkräften: "Nur durch das beherzte Eingreifen von Polizeibeamten und Rettungskräften konnten noch schlimmere Folgen verhindert werden."
+++ 15:27 Uhr +++
Polizeiinspekteur Wehe beschreibt die Katastrophe: „Mehr und mehr Menschen drängten in Richtung einer Treppe. Daraufhin erhöhte sich in diesem engen Bereich der Druck noch einmal erheblich. Am Boden liegende Zaunelemente könnten zu Stolperfallen geworden sein.“ Alle Todesopfer sollen laut Wehe in der Menschenmenge erstickt sein. Als er dies sagt, ist der Polizeiinspekteur den Tränen nahe, ihm versagt beinahe die Stimme.
+++ 15:23 Uhr +++
Wehe nähert sich in der Beschreibung des zeitlichen Ablaufs der Katastrophe. Gegen 17:02 seien der Polizei erste Opfer auf der Rampe gemeldet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt „wurde die große Menschenmenge auf dem unteren Teil der Rampe und im Tunnel durch weiteren Zulauf extrem zusammengedrängt.“ Zuschauer hätten begonnen, über Lichtmasten und einen Container in den oberen Bereich zu gelangen.“
+++ 15: 21 Uhr +++
Laut Wehe hat die Polizei vor Ort mit den ihr zur Verfügung stehen Kräften alles getan, um die Lage an der Rampe und im Tunnel zu stabilisieren. Da der Veranstalter entgegen seiner eigenen Zusage die Zugänge nicht gesperrt, sondern teilweise sogar den Zugang erhöht habe, hätten die polizeilichen Maßnahmen aufgegeben werden müssen. „Dem Veranstalter gelang es auch nicht, den Rückstau aufzulösen.“ Wehe weiter: "Es ist festzustellen, dass die vorhandenen Ordner nicht ausreichten."
+++15:18 Uhr +++
Kritische Worte von Polizeiinspekteur Wehe: Die vom Veranstalter zugesagten Ordner hätten ihre Aufgabe „für uns wahrnehmbar“ nicht erfüllt. Es habe eine größere Menschenmenge gegeben, die sehr schnell zu einem Rückstau geführt habe. Es sei den Veranstaltern nicht gelungen, die Menschen auf die freie Fläche zu bringen. Deswegen habe der Veranstalter die Polizei um 15:30 Uhr um Hilfe gebeten. Wehe sagt, Ordner hätten einen Auftrag des Veranstalters nicht umgesetzt. Besucher seien weiterhin in Richtung Tunnel und Rampe geströmt.
+++ 15:16 Uhr +++
Wehe spricht über das Loveparade-Gelände: „Die Genehmigung der Stadt Duisburg sieht eine maximal zulässige Auslastung des Geländes von 250.000 Menschen vor. Die Genehmigung gestattet eine Unterschreitung der Breite und Länge der Zugangswege.“ Das Gelände sei erst um 12:04 Uhr komplett geöffnet worden, sagt Wehe. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich schon lange Schlangen geöffnet. Eigentlich hätte das Gelände schon um 10 Uhr geöffnet werden dürfen. Obwohl sich auf dem Gelände insgesamt noch ausreichend Flächen befunden hätten, habe sich ein Rückstau der Zuschauer gebildet.
+++ 15:13 Uhr +++
Die Polizei Duisburg hatte laut Wehe ingesamt 4000 Polizisten eingesetzt. Zusätzlich habe die Bundespolizei 1300 Beamte im Einsatz gehabt. Wehe weiter: "Die Polizei hat im Vorfeld der Veranstaltung Sicherheitbedenken für die Rampen und den Tunnel vorgetragen. Diese Bedenken hat die Stadt und die Veranstalter angenommen. Sie haben Verbesserungen zugesagt. Der Polizei wurde die Genehmigung erst am Samstagmorgen auf Anfrage übergeben."
+++ 15:11 Uhr +++
Jetzt hat Dieter Wehe, Inspekteur der NRW-Polizei, das Wort. Er erklärt zunächst die Sichtkontrolle. "Diese Anlagen standen in der alleinigen Verantwortung des Veranstalters. Damit sollt der Zulauf der Menschen auf das Gelände kanalisiert werden", sagt Wehe. "Für diese Aufgaben war der Einsatz von 1000 Ordnern vom Veranstalter angekündigt."
+++ 15:09 Uhr +++
Der Innenminister erläutert den Umgang mit Veranstaltungen von der Art der Loveparade: „Die Aufgaben sind auf drei Stellen verteilt. Die Zuständigkeit für die Genehmigung der Loveparade liegt bei der Stadt Duisburg. Die Verantwortung für die ordnungsgemäße Durchführung der Veranstaltung hat ausschließlich der Veranstalter.“ Er könne keine Antworten zur Genehmigung und zum Handeln des Veranstalters geben. Das Thema der Pressekonferenz solle die Arbeit der Polizei sein. Diese habe die Kontrolle für den nicht abgesperrten Bereich außerhalb des Veranstaltungsgeländes übernommen. Im Laufe der Veranstaltung habe der Veranstalter die Polizei um Hilfe gerufen.
+++ 15:06 Uhr +++
Der Innenminister dämpft die Erwartungen an die Pressekonferenz. Er empfinde es als unerträglich, dass Verantwortlichkeiten abgeschoben würden, bevor alle Fakten bekannt seien. „Wir wollen Ihnen die Informationen geben, die wir zum jetzigen Zeitpunkt vom Polizeipräsidenten Duisburg erhalten haben. Noch sind nicht alle Untersuchungen abgeschlossen.“ Der Polizeibehörde Duisburg hätten für den Bericht lediglich zwei Tage zur Verfügung gestanden. Jäger stellt klar: „Wir dürfen und wollen die Ermittlungen nicht behindern. Wir dürfen Videoaufnahmen der Polizei nicht zeigen.“ Es würden aber einzelne Standbilder gezeigt. Man gehe dabei „an die Grenze dessen, was uns rechtlich möglich ist“, so Jäger.
+++ 15:05 Uhr +++
Jäger fasst die Situation zusammen: „Noch immer liegen Verletzte im Krankenhaus. Die Menschen in Duisburg, NRW und außerhalb stehen unter Schock. Ich selbst bin Duisburger und habe privat mit vielen Freunden und Bekannten diese Tragödie vor Ort miterlebt.“ Der Minister erklärt, er spüre die Stimmung bei den Menschen. „Die Stimmung ist die, dass es als unerträglich empfunden wird, das nicht gesagt wird, was wirklich passiert ist. Um es klar zu sagen: Ich teile ihre Einschätzung.“
+++15:02 Uhr +++
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) beginnt die Pressekonferenz mit einigen „Vorbemerkungen“: Es gehe um die „Erwartung, die Sie an diese Veranstaltung haben“, sagt er zu den Journalisten. Es gehe um die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, die damit verbunden seien, dass die Öffentlichkeit einen Anspruch auf Informationen habe.
+++ 10:20 Uhr +++
Nach der Loveparade-Katastrophe ist die Zahl der Todesopfer auf 21 gestiegen. In der Nacht starb eine 25 Jahre alte Frau aus Heiligenhaus bei Essen im Krankenhaus. Das sagte der Duisburger Staatsanwalt Rolf Haferkamp. Der Druck auf Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CCU) steigt. Er soll zurücktreten, weil er die Loveparade erlaubte, obwohl Polizei und Feuerwehr Bedenken wegen des Sicherheitskonzepts geäußert haben.
+++ 9 Uhr +++
Die Massenpanik bei der Loveparade gilt inzwischen als das schwerste Unglück in Nordrhein-Westfalen seit fast 40 Jahren. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Am 27. Mai 1971 starben 46 Menschen in Radevormwald beim bis dahin folgenschwersten Eisenbahnunfall der bundesdeutschen Geschichte. Bei einem Brand des Düsseldorfer Flughafens 1996 kamen 17 Menschen zu Tode, 88 wurden verletzt.
+++ Mittwochmorgen +++
Trotz des Loveparade-Dramas findet auf der ehemaligen Hunsrück-Raketenbasis Pydna drei Nächte lang in einen riesigen Dancefloor statt. Zum Musikfestival Nature One werden von Donnerstag bis Sonntag rund 60.000 Besucher auf dem alten US-Militärgelände bei Kastellaun in Rheinland-Pfalz erwartet. Beim Festival legen rund 300 DJs auf – darunter Stars der Szene wie Paul van Dyk, Westbam oder Carl Cox. Sie sollen auf 23 Bühnen unter freiem Himmel, in alten Bunkern oder Zelten einheizen. Neben Techno gibt es auch Trance, House und Hardcore zu hören. Es ist die erste große Raverparty nach der Katastrophe bei der Loveparade mit mehr als 20 Toten und Hunderten Verletzten.
In Rostock dagegen ist die für 11. September geplante Warnowtunnelparty gekippt worden. Das Straßenbauamt in Schwerin sei angewiesen worden, die vor einer Woche erteilte Erlaubnis zu widerrufen, sagte ein Sprecher des hat das Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern. Die Veranstalter hätten die Möglichkeit, einen neuen Antrag mit einem neuen Sicherheitskonzept zu stellen.