Vögel in der Windschutzscheibe, Hasen unterm Vorderrad: Für Busfahrer ist das nicht schön, aber durchaus Alltag. Die Regensburger Busfahrerin Christina Pommerel (46) wollte sich damit nicht abfinden. Sie hielt an, um einer Kröte das Leben zu retten. Für ihre Tierliebe erntete sie wenig Verständnis. Sie wurde nun von ihrem Arbeitgeber vom Dienst suspendiert.
Alles begann am 28.März, in den Abendstunden eines eiskalten Samstags: Schon mit 20 Minuten Verspätung fuhr Christina Pommerel, die seit 13 Jahren hinterm Buslenkrad sitzt, an der Haltestelle unterhalb der Walhalla in Donaustauf vor. Die Fahrgäste waren bereits leicht genervt, die Stimmung im Bus gereizt. Dennoch zögerte Christina Pommerel keine Sekunde, als sie im Scheinwerferlicht eine Kröte auf ihrer Fahrspur hocken sah. „Ich konnte sie doch nicht plattmachen“, rechtfertigt sie ihr Vorgehen. Sie stieg aus, schaufelte die Kröte auf einen Karton und setzte sie dann im Gebüsch neben der Straße ab.
Ein paar Tage später musste sie bei ihrem Arbeitgeber, der Regionalbus Ostbayern GmbH, (RBO) vorstellig werden: Eine Passagierin hatte sich über die Rettungsaktion und die damit verbundene Verzögerung beschwert. Der Busfahrerin wurde nach eigenen Aussagen mitgeteilt, sie habe Fahrgäste zu bedienen – und nicht die Tiere. Doch Christina Pommerel gab sich uneinsichtig, und sie sagt das auch jetzt noch: „Ich habe meine Arbeit getan und ein Leben gerettet.“
Am Donnerstag vor Ostern standen dann die RBO-Chefs persönlich vor ihrer Tür. Zu einem persönlichen Gespräch kam es allerdings nicht, da ihre Angestellte sie leicht bekleidet nicht empfangen wollte. So schoben die Vorgesetzten ihre Botschaft schließlich durch den Briefkastenschlitz: „Freistellung vom Dienst; Vorladung“, las die Französin. Sie erschreckte sich so sehr, dass sie anschließend einen Arzt aufsuchen musste. Er schrieb die Busfahrerin krank. Der Vorladung zum Gespräch, das am Mittwoch stattfinden sollte, folgte sie nicht.
Offiziell bestreitet die Busgesellschaft RBO auf Anfrage inzwischen, dass allein der Krötenvorfall zur Suspendierung von Christina Pommerel geführt habe. Doch in der „Mittelbayerischen Zeitung“ ließ sich ihr Vorgesetzter Maximilian Jobst immerhin so zitieren: „Wenn der Bus schon Verspätung hat, die Stimmung im Bus aufgeheizt ist und ich dann noch eine Kröte einsammle, dann muss ich mich schon fragen lassen, ob ich den falschen Beruf habe.“
Schützenhilfe von Tierschützern
Christina Pommerel denkt dagegen gar nicht daran, zurückzurudern. Sie fühlt sich von ihren Chefs gemobbt, will aber dennoch unbedingt in ihren Job zurück: „Busfahren, das war immer mein Traum. Aber die verderben mir den Spaß“, sagt sie. Sie räumt zwar durchaus ein, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder einmal Beschwerden über sie gegeben habe – das sei aber auch bei anderen Kollegen der Fall gewesen. Und: „Nur ich muss mich immer rechtfertigen“, meint sie.
Christina Pommerel selbst führt dies unter anderem auf ihre Schwerbehinderung zurück. Aber auch auf die unmöglich einzuhaltenden Fahrpläne: „20 Minuten Verspätung sind schnell entstanden.“ Auch reagierten manche Fahrgäste unwirsch, wenn man ihnen Anweisungen erteile. „Da muss man eben damit rechnen, dass sie sich beschweren“, sagt sie.
Nach einer regelrechten Protestwelle – sie bekam unter anderem Schützenhilfe von Tierschützern, die Christina Pommerels Verhalten „vorbildlich“ nannten – rudert die RBO nun doch zurück. Gestern stellte man ihr eine Rückkehr hinters Lenkrad in Aussicht – aber nur, wenn sie ihr Verhalten ändere. In 25 Jahren habe der Regensburger Verkehrsverbund erst dreimal verlangt, einen Chauffeur abzulösen. „Das hängt jetzt nur von ihrem Verhalten ab“, sagte ein Vorgesetzter, Karl Raba, der „Mittelbayerischen Zeitung“.