Viertes Kind

Heidi Klum ist Germany's Next Top-Mutter

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Joachim Bessing

Es war einmal eine junge, hübsche Frau. Von Bergisch-Gladbach aus eroberte sie die Welt mit eisigem Lächeln, Disziplin und eigener Fernsehsendung. Jetzt bekommt diese Dame ihr viertes Kind. Dabei zeigt sich, dass Heidi Klum nicht nur das Model-, sondern auch das Mutterbild verändert.

Fotomodell, das war früher, es war sogar vor ein paar Jahren noch ein Beruf, der, ähnlich wie Fußballspieler, ein Verfallsdatum kannte – ein Fotomodell über dreißig verschwand trotz allem Glanz und Gloria in der Versenkung. Zwar lebte dann irgendwo noch immer eine Zivilperson mit dem Namen eines einst berühmten Models. Aber diese Karriere war vorbei. Ein etabliertes Modell, das Mutter war, gar mehrfache, oder – ganz profan – etwas aß oder Schnupfen hatte, war undenkbar – oder aber dieses fragliche Mädchen war eben keins.

Heidi Klum hat das geändert. Sie liebt Schweinshaxen, den Karneval und ist mit Begeisterung Mutter. Mit ihrer Sendung „Germany’s Next Topmodel“ nahm sie ihrem Berufsstand die Aura des Divenhaften. Man ist jetzt aufgeklärt und weiß: Diese Mädchen, selbst die überirdisch schönen, sie fallen nicht vom Himmel, sie werden gemacht. Und wenn die Kamera nicht zuschaut, essen und küssen und niesen sie auch.


So nahe sind uns die Diven mittlerweile, dass wir sie nicht nur ins Studio begleiten wollen, sondern auch vor den Traualtar, in den Kreißsaal, eben nicht nur für eine Modelkarriere, sondern ein irdisches Leben lang. Oberflächlich betrachtet, hat da eine Entzauberung stattgefunden. Die überirdischen Schönheiten – sind Lebewesen wie wir. Gesellschaftlich ist das mehr wert: Man erinnert sich an die Enthüllungen aus dem Dunstkreis des Model-Zirkus in Mailand, wo die Mädchen auf einer Dauerdiät aus Koks und Champagner über die Laufstege geisterten.


In der Verkörperung Heidi Klums erscheint eine Existenz als Geschäftsfrau in Sachen eigener Körper und Gesicht mittlerweile als tragfähige Zukunftsperspektive. Da sind weit und breit keine Abgründe mehr in Sicht. Die todgeweihten Hungerkünstlerinnen vergangener Jahre waren Nachwehen eines veralteten Berufsbildes. Heidi Klum arbeitet hart, erzieht ihre Kinder und ist trotzdem immer zum Bersten gut gelaunt. Dass Karl Lagerfeld sie nicht zu den Models zählen will, ficht sie nicht an – vielleicht nimmt sie es sogar als Kompliment?

Dass die deutsche „Vogue“ sie gerade mit einer Hommage ehrt, etabliert Heidi Klum als Klassiker, als Mutter aller nachfolgenden Models dieser neuen, entzauberten Generation. Im Herbst erwartet sie ihr viertes Kind. Ein Mädchen, nach Leni das zweite. Na endlich. Die Eltern haben sich das wohl schon ewig gewünscht. Heidi Klum zeigt es wieder einmal allen: Im Grunde ist sie Germany’s Next Top-Mutter.

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