Bullshit, Business, Bodyguard: In deutschen Zeitungen machen sich immer mehr aus dem Englischen eingewanderte Wörter breit. Die meisten sind unverständlich, und sie sind oft auch unnötig, denn es gibt in vielen Fällen eine deutsche Vokabel, die man stattdessen benutzen kann.

Rund 60 Prozent der Deutschen können kein Englisch, schreibt der Sprachkritiker Wolf Schneider in seinem Buch „Speak German!“, das sich gegen die übertriebene Verwendung von Anglizismen wendet. Diese Zahl hat er sich nicht ausgedacht, sie basiert auf einer repräsentativen Umfrage. Trotzdem sind aus dem Englischen eingewanderte Wörter in deutschsprachigen Medien an der Tagesordnung. Oft sind diese Anglizismen nicht nur unverständlich, meist könnten sie auch problemlos durch eine deutsche Vokabel ersetzt werden.

Beispiele gefällig? Da wäre etwa der Underdog (der gern als Unterrock übersetzt wird, aber Benachteiligter heißt), da wäre Patchwork (was viele als Fliegenklatsche missverstehen, obwohl es Flickwerk/Flickenteppich bedeutet), da wäre die Westbank (die keine westdeutsche Bank ist, sondern das Westjordanland).

Über Anglizismen ärgern sich auch viele Leser, was zahlreiche Zuschriften zu diesem Thema belegen, die ich in den letzten Wochen erhalten habe. So beschwert sich Gunda Fritsch: „Überall ist von Lifestyle, Highlights, Newcomern die Rede – warum schreibt die Presse nicht einfach von Stil, Höhepunkten und Anfängern? Dann würde der Leser es verstehen.“

Auch Leser J.P. Desgrandschamps aus der Schweiz kritisiert: „Da fühlt sich der Redaktor berufen, en masse Anglizismen zu verwenden: ausgepowert, downloaden, gecrashte Flugzeuge“ – dabei gibt es deutsche Wörter: ausgelaugt, herunterladen, abgestürzte Flugzeuge. Leser Miklos Karpf wiederum beklagt: „In der ARD behauptete ein Fernsehkoch allen Ernstes, er habe Spring-Roll-Pastry hergestellt, die überaus crispy geworden seien. Dabei handelte es sich bloß um knusprige Frühlingsrollen.“

Die Beispiele sind keine Einzelfälle. Das beweist ein Blick in unser Archiv, in dem Artikel aus rund 70 Zeitungen und Zeitschriften gesammelt und ausgewertet werden. Dort habe ich für den Suchzeitraum der vergangenen vier Wochen nach gängigen Anglizismen gesucht, denen eines gemeinsam ist: Sie sind allesamt überflüssig, weil es verständliche deutsche Wörter gibt, die man stattdessen benutzen kann. Business tauchte 596 Mal auf (deutsche Alternative: Geschäft/Geschäftsleben), von einem Event (statt Ereignis/Veranstaltung) war 430 Mal zu lesen, Performance erzielte 405 Treffer (und bedeutet: Wertentwicklung eines Wertpapiers), das Highlight verdrängte 294 Mal den Höhepunkt, 271 Airlines flogen durch die Texte, obwohl es eigentlich Fluggesellschaften sind, und 70 Bodyguards taten ihren Dienst, nicht etwa Leibwächter. Von Tool , (Werkzeug), Deadline (Termin) und Customer Relationship (Kundenbeziehung) ganz zu schweigen

Diese Anglo-Manie darf man – um im Jargon zu bleiben – mit Fug und Recht als Bullshit bezeichnen.