7. Juni

Matthias Platzeck heiratet auf dem Land

| Lesedauer: 4 Minuten
Anja Popovic und Sonja Vukovic

Ein "traumhaftes Paar", so nannte Berlin Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und dessen Frau Jeanette Jesorka. Wowereit war zu Gast auf der Hochzeit seines Amtskollegen in der Uckermark. Dort wurde das Paar nun auch kirchlich getraut und strahlte wie frisch verliebt.

Sonnabendmittag, an der Ecke Dorfstraße/Templiner Straße im 470-Seelen-Ort Ringenwalde in der Uckermark. Die ersten Dorfbewohner nehmen ihre Plätze auf der Rundbank unter einer riesigen Eiche ein. Die Pächterin des Landgasthofes „Zum Grünen Baum“ hat gegenüber extra eine Grillstation aufgebaut. „Das ist ein großer Tag für Ringenwalde“, sagt Wirtin Kathrin Strobl. „Gestern war er bei uns Kaffee trinken, und vorgestern kam er auf ein Bierchen.“

Er, das ist der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Die Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Turmuhr jetzt 12.45 Uhr anzeigt, hat Platzeck sich für seine kirchliche Trauung mit Jeanette Jesorka ausgesucht. Beim Eintritt in die Kirche, die nach der Wende aufwendig saniert wurde, duftet es nach Holz. Die Fenster neben dem Altar zeigen alttestamentarische Szenen und stammen aus dem Jahr 1599, die rekonstruierte Migendt-Orgel wurde 1760 gebaut. Die Empore, auf der während der Trauung 27 Chorsänger stehen und Lieder wie „Geh aus mein Herz und suche Freud“ singen werden, sind mit mehreren Dutzend Seidenbändern geschmückt, auf die unzählige Perlen und Margeritenblüten aufgezogen wurden. Für das Brautpaar stehen vor dem Altar einfache Holzstühle, mit Tüll überzogen. „Matthias Platzeck und seine Frau haben sich eine traditionelle, schlichte Trauung gewünscht“, sagt Pfarrer Ralf Schwieger. Noch trägt er ein kariertes Hemd.


Platzeck habe sich Ringenwalde als Ort für die kirchliche Trauung aus politischem Kalkül ausgesucht, hatten Kritiker im Vorfeld moniert: Platzeck will bei der Landtagswahl 2009 in der Uckermark kandidieren. „Platzeck kommt seit Jahren nach Ringenwalde“, widerspricht Pfarrer Schwieger. „Außerdem ist Ringenwalde eben einfach ein Ort, an dem man privat feiern kann.“

Einfach ein Ort, an dem man privat feiern kann

Ganz so privat wird es wohl nicht werden. Um die Kirche herum haben sich mittlerweile mehrere Streifenwagen der Polizei postiert, auch Spürhunde wurden gesichtet. Wenig später ist die Straße vor der Kirche komplett gesperrt. Kremserwagen stehen bereit. Sie sollen die Hochzeitsgäste später zur Feier auf den drei Kilometer entfernten Öko-Bauernhof Luisenau fahren. Entlang der Dorfstraße versammeln sich immer mehr Schaulustige, vor der Fremdenverkehrsinformation gibt Leiterin Katharina Heinz eine kleine Ringenwalder Geschichtsstunde. Seit etwa 1230 sei der Ort urkundlich erwähnt, jene Straße, die gleich die Hochzeitsgesellschaft befahren wird, war früher Teil der Straßenverbindung von Kiew nach Hamburg. Während des Dreißigjährigen Krieges sei das Dorf fast völlig niedergebrannt worden, später war es ein Rittergut.

Heute gibt es hier eine Kfz-Werkstatt, einen Landwirtschaftsbetrieb, eine Tischlerei, zwei Gaststätten; die Schule wurde im vergangenen Jahr dichtgemacht. Etwa 1000 Feriengäste besuchen pro Jahr Ringenwalde, zu ihnen gehört seit langem auch Matthias Platzeck.

Mehr als das halbe Dorf steht vor der Kirche

Der Bürgermeister von Ringenwalde, Siegfried Engel, kommt zur Kirche, in der Hand hält er eine Videokamera. „Wir freuen uns, dass Herr Platzeck bei uns heiratet, das ist gut für unsere Gemeinde. Dadurch werden wir in der Republik bekannt.“ Zusammen mit der Fremdenverkehrschefin Katharina Heinz wird er nach der Trauung ein Geschenk übergeben – eine Chronik von Ringenwalde.

Um 15 Uhr dann das erste Glockenläuten. Inzwischen hat sich mehr als das halbe Dorf vor der Kirche versammelt, die Schaulustigen stauen sich auf der Dorfstraße. TV-Star Günther Jauch geht mit Ehefrau Thea in Richtung Kirche. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit trifft mit seinem Lebensgefährten Jörn Kubicki ein. Wowereit: „Dem Brautpaar wünsche ich Glück, weiterhin sehr viel Liebe und dass es den beiden immer gut geht.“ Als Nächster trifft SPD-Generalsekretär Hubertus Heil ein. Er betont: „Ich freue mich sehr, heute bei meinem Freund Matthias Platzeck auf der Hochzeit zu sein. Ich wünsche beiden, dass die Liebe niemals aufhört.“ Um kurz vor halb vier fährt das Brautpaar vor, in einem schwarzen Oldtimer-Cabrio, einem Citroen DS 21.

Die Zeremonie in der Kirche dauert etwa eine Stunde. Danach wieder Glockenläuten, weiße Tauben fliegen in den Himmel. Regisseur Andreas Dresen sagt: „Mir hat es wirklich sehr gefallen. Rituale rühren mich einfach immer.“ Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: „Eine wirklich eindrucksvolle Feier. Ich habe den Pfarrer persönlich beglückwünscht.“ Klaus Wowereit ist begeistert vom „wunderbaren Chor, der fröhlichen Hochzeitsgesellschaft und dem traumhaften Paar“.