Musical

Musikreigen in Paris

| Lesedauer: 2 Minuten
Thomas Abeltshauser

Foto: Verzaubert Filmfest

Das Klischee von Paris als Stadt der Liebe macht sich Christophe Honoré in seinem neuen Film "Chansons der Liebe" zu nutze. Das Musical auf der Leinwand erzählt von dem Dreiergespann Juli (Ludivine Sagnier), Alice (Clotilde Hesme) und Ismael (Louis Garrel), die zusammen in der Metropole an der Seine leben. Der Film zeigt überraschende Momente, die Übergänge zwischen Gesangs- und Spielszenen holpern jedoch.

Geschichten wie diese können wohl nur in Paris spielen. Die romantische Tragikomödie "Chansons der Liebe" macht sich die Klischees über die Stadt der Liebe zunutze und erzählt von menschlichen Zuneigungen und sexuellen Eskapaden, aber auch von Verlust und Trauer. Im Gewand eines Musicals gelingt dem Film - mal mehr, mal weniger - eine Gratwanderung zwischen Charme und Sentiment, zwischen authentischen Lebenswelten junger Großstädter und Paris-Kitsch.

Es beginnt zunächst locker verspielt, nahezu frivol. Ismael (Louis Garrel) liebt seine langjährige Freundin Julie (Ludivine Sagnier) und ihre leicht chaotische Familie, fühlt sich aber auch seiner Arbeitskollegin, der bisexuellen Alice (Clotilde Hesme), nicht abgeneigt. Die drei beginnen eine sehr französische Menage à trois, die nicht nur die Verhältnisse zum Tanzen, sondern auch die Protagonisten zum Singen bringt. Schon bald trällert man zu dritt ein Chanson im Bett. Doch bald schlägt die Stimmung um, Julie stirbt völlig unerwartet an einem Hirnschlag. Ismael stürzt in eine tiefe Krise, ist wie gelähmt - bis der viel jüngere Erwann (Grégoire Leprince-Ringuet) in sein Leben tritt und sich in Ismael verknallt. Der Junge lässt nicht locker und schafft es tatsächlich, den Trauerkloß aus seiner Tristesse zu reißen. Der lässt sich umgarnen, gefällt sich als Objekt der Begierde, doch auch die Libido des Großstadt-Casanovas stößt an ihre Grenzen.

Regisseur Christophe Honoré, Jahrgang 1970, beruft sich natürlich auf den größten Musicalmeister Frankreichs, Jacques Demy, dessen "Regenschirme von Cherbourg" mit Catherine Deneuve zum Schönsten gehört, was jemals auf einer Leinwand gesungen wurde. Aber auch zum Artifiziellsten: Demy überhöht, stellt durch Licht- und Farbgebung jede Situation als Fiktion dar. Honoré versucht den Spagat, verbindet das künstlichste aller Filmgenres mit einem fast dokumentarischen Blick auf die Stadt. Das gelingt ihm nur teilweise, es ruckelt recht deutlich beim Übergang von Spiel- zu Singszene, da helfen auch die dahinplätschernden Popchansons von Alex Beaupain nicht viel.

Am elegantesten gelingt das Spiel mit den Grenzüberschreitungen noch Louis Garrel, der sich als melancholischer Playboy leichtfüßig zwischen Nonchalance und tiefer Trauer bewegt und mit leichter Ironie im Blick immer die nötige Distanz wahrt. Typen wie ihn kann es wohl nur in Paris geben.

Musical

Chanson d'Amour

Frankreich 2007

100 min., ab 6 Jahren

Regie: Christophe Honoré

Darsteller: Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni