Berlin. Union kassiert beim 1. FC Heidenheim die fünfte Pflichtspielniederlage in Folge. Beim Bundesliga-Aufsteiger setzt es ein 0:1.
Ratlosigkeit. Was in den Gesichtern der Profis von Union Berlin am späten Sonnabendnachmittag zu erkennen war: pure Ratlosigkeit. Inklusive der Nachspielzeit hatte der Berliner Fußball-Bundesligist alles versucht, war angerannt, hatte verteidigt, keinen Zweikampf gescheut – schließlich musste Unions Kapitän Christopher Trimmel eingestehen: „Wir wissen, dass es nicht immer bergauf geht. Wir hatten auch schon Phasen, in denen wir viele Spiele nicht gewonnen haben.“
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Mit dem Abpfiff beim 1. FC Heidenheim hatte Union das vierte Ligaspiel in Folge verloren, das Champions-League-Spiel bei Real Madrid (0:1) eingeschlossen, setzte es sogar die fünfte Pflichtspielniederlage in Serie. Durch das 0:1 (0:0) beim Aufsteiger, beim Bundesliga-Neuling, hält der Abwärtstrend bei Union an.
Die Europacupplätze sind in weiter Ferne, der Tabellenkeller rückt dafür immer näher, auch wenn Union durch die Niederlagen von Mainz (0:3 gegen Leverkusen) und Köln (0:2 gegen Stuttgart) fünf Punkte auf die letzten beiden Plätze hat. Der Höhenflug der Köpenicker ist beendet. Stattdessen muss es nun an der Alten Försterei heißen: Willkommen im Abstiegskampf – der Blick sollte zumindest mal nach unten gehen.
Weniger Ballbesitz und mehr Union Berlin
„Die erste Halbzeit war sehr offen. Wir sind derzeit nicht effizient. Aber ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen, sie probiert alles“, suchte Trimmel nach einer Erklärung: „Es gibt so Phasen, da müssen wir wieder rauskommen.“ Leichter gesagt als getan: Am Dienstagabend wartet im Olympiastadion mit dem SC Braga die erste Heimaufgabe in der Champions League, danach geht es am Sonnabend zum Titelkandidaten Borussia Dortmund. Selbstvertrauen sammeln sieht jedenfalls anders aus.
„Das geht durch die gesamte Mannschaft“, erklärte Frederik Rönnow. Unions Torwart bemängelte ebenfalls die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, nachvollziehbar bei 20:10 Torschüssen für Union. Und der Däne legte nach: „Nach dem Umschalten haben wir zu viele Ballverluste. Das sind wir nicht gewohnt.“
Dabei hatte Trainer Urs Fischer noch vor der Partie gefordert: „Vielleicht sollte wieder ein bisschen mehr Union her und weniger Ballbesitz.“ Die Heidenheimer, die laut Coach Frank Schmidt „nach Ballgewinnen den direkten Weg zum Tor“ einschlagen wollten, taten Union sogar den Gefallen. Nur die Köpenicker wussten daraus kein Kapital zu schlagen.
Union-Torwart Rönnow ist ohne Chance beim Gegentor
Fischer hatte seine Mannschaft auf drei Positionen verändert. Trimmel, Alex Kral und David Fofana ersetzten Josip Juranovic, Janik Haberer und Brenden Aaronson in der Startformation. Und Union legte los mit dem Selbstverständnis eines Königsklassen-Teilnehmers. Laufstark, dynamisch, zielstrebig in Richtung gegnerisches Tor.
Doch schon in der ersten Viertelstunde verschluderten Fofana und Kevin Behrens gute Möglichkeiten. Die beste hatte Fofana, der nach feiner Hackenvorlage von Sheraldo Becker viel zu lange beim Torabschluss zögerte. Heidenheim hielt die von Leonardo Bonucci organisierte Defensive durch Tim Kleindienst und Jan-Niklas Beste in Atem.
Doch nach dem Seitenwechsel offenbarte sich die alte Fußball-Weisheit: Wenn du vorn schon kein Glück hast, kommt hinten auch noch Pech dazu. Der Freistoß von Beste aus rund 20 Metern und halbrechter Position klatschte an die Unterkante der Latte, ehe er hinter die Linie des Union-Tores sprang. Da konnte Rönnow fliegen, wie er wollte – dieser Freistoß war unhaltbar (59. Minute).
Fischer stellt in der Schlussphase auf Viererkette um
Dass wenige Minuten zuvor Behrens auf der anderen Seite binnen Sekundenbruchteilen erst per Flugkopfball, dann am Pfosten und schließlich an Heidenheims Torhüter Kevin Müller scheiterte, passt ins Bild (48.). Ebenso dass Robin Gosens bei einem Konter einen Tick zu spät kam (56.). Fischer stellte in der Schlussphase sogar von Dreier- auf Viererkette in der Abwehr um – mehr als die berühmte Brechstange hatte seine Mannschaft dennoch nicht zu bieten.
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„Über 90 Minuten machen wir ein gutes Spiel und haben genug Möglichkeiten. Ich zähle vier bis fünf, aus denen wir Tore erzielen müssen“, analysierte Coach Fischer: „Das müssen wir wieder besser machen und nur so können wir auch wieder andere Ergebnisse erzielen. Jetzt sieht die Situation so aus, wie sie ist und nun haben wir zwei Tage, um uns auf die nächste Aufgabe vorzubereiten.“