Berlin. Union hat Hoffenheim vor der Brust, doch Madrid noch ein bisschen im Hinterkopf. Steht Bonucci jetzt auch vor seinem Liga-Debüt?

Ein trostloser grauer Schleier verdeckte am Freitagmittag den Himmel über Köpenick. Auf den 1. FC Union lassen sich diese ersten Anzeichen der dunklen Jahreszeit aber gewiss noch nicht übertragen. Trainer Urs Fischer präsentierte sich gut gelaunt und mit frischem Tatendrang. Der Schweizer konnte glaubhaft versichern, dass seine Mannschaft nach dem ersten Champions-League-Abenteuer gut auf das Bundesliga-Heimspiel am Sonnabend gegen die TSG Hoffenheim vorbereitet sei (15.30 Uhr, Sky).

So ist Fischer überzeugt, von der hauchzart verpassten Sensation in Madrid vor allem Selbstvertrauen mitnehmen zu können – die ersten Reaktionen der Spieler nach dem 0:1 im Bernabeu ließen ja schon Ähnliches vermuten. „Natürlich waren wir alle enttäuscht“, sagte Fischer, „aber wir haben versucht, den Jungs vor allem die guten Dinge aus dem Spiel gegen Real mit auf den Weg zu geben. Und da waren ja doch einige mit dabei.“

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Der Fußballlehrer stellte am Freitag vor allem noch mal die ersten dreißig Minuten heraus, als seine Mannschaft wirklich zu überzeugen wusste. „Anschließend haben wir leider nur noch 60 Minuten verteidigt – das sind schon noch Punkte, an denen wir arbeiten müssen“, sagte Fischer. Der Schock vom späten Gegentor sitzt trotzdem nicht allzu tief.

Union Berlin wird gegen Hoffenheim auf Bonucci zurückgreifen können

Es geht halt immer weiter, und Unions Entwicklung ist auch mit einem Auswärtsspiel im Bernabeu noch nicht abgeschlossen. Das gilt es nun, auf dem Platz zu zeigen. Für die in Madrid eingesetzten Spieler stand in den beiden Tagen vor dem Hoffenheim-Spiel nicht viel mehr als aktive Regeneration auf dem Programm, die Personalsituation lässt auch keine weiteren Ausfälle zu. Neben den Langzeitverletzten fällt auch Abwehrchef Robin Knoche weiterhin aus. Der Einsatz von Alex Kral war am Freitag noch fraglich, der Mittelfeldspieler hatte gegen Real einen Schlag abbekommen.

Immerhin wird Leonardo Bonucci wohl wieder spielen können, der Italiener war bei seinem Debüt in Madrid der Turm in der Schlacht und dürfte jetzt auch gegen Hoffenheim die Berliner Dreierkette zusammenhalten. „Es sieht gut aus“, sagte Fischer, der am Freitag persönlich mit Bonucci sprach und eine positive Rückmeldung von seinem Innenverteidiger bekam. „Es war die richtige Entscheidung, ihn frühzeitig vom Platz zu nehmen. Aber er hatte jetzt ein paar Tage Zeit, zu regenerieren und ich bin sehr zuversichtlich!“

Trotz zuletzt drei Niederlagen macht sich Union Berlin noch keinen Druck

Es spricht also einiges dafür, dass Union die „unangenehme Verteidigungsweise“ vor der Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo warnte, am Sonnabend auf den Platz bekommt. Das wird auch nötig sein, die Gäste aus dem Kraichgau sind mit zuletzt drei Siegen in Serie exzellent in die Saison gestartet. „Sie bringen die Basics sehr gut auf den Platz“, sagte Fischer über Hoffenheim und sieht darin etwas, was er auch wieder von seiner eigenen Mannschaft erwartet.

Denn, stimmungsgeladener Königsklassen-Ausflug hin oder her, unterm Strich stehen jetzt eben aus den vergangenen drei Spielen drei Niederlagen (0:3 gegen Leipzig, 1:2 in Wolfsburg, 0:1 in Madrid). Besonderen Ergebnis-Druck verspürt Fischer dadurch aber noch nicht: „Wieso auch? Ich sehe doch, wie die Mannschaft in diesen drei Spielen aufgetreten ist! Logisch, die Resultate gefallen uns nicht. Aber ich glaube, wir sind immer noch im Rennen.“

Trainer Urs Fischer will Union Berlin wieder auf die Basics besinnen

Und dieses Rennen, das konnte man ja unter der Woche durchaus mal vergessen, ist eben immer noch das hin zur 40-Punkte-Marke, wie Fischer auch am Freitag gern betonte. Dafür ist dann gegen Hoffenheim vor allem wieder das kollektive Verteidigen gefordert, wo die Köpenicker zuletzt ein paar Nachlässigkeiten offenbarten. „Da gilt es schon, den Finger ein bisschen in die Wunde zu legen“, sagte Fischer ernst.

Es gab also nicht nur Selbstbeweihräucherung nach dem Auftritt in Madrid – und wenn man so will, kann man aus Fischers Ausführungen zum gemeinschaftlichen Verteidigen und der Besinnung auf die Basics Parallelen zu Unions erstem Bundesligajahr ziehen. Zu einer Zeit, als Heimspiele gegen Gegner wie Hoffenheim noch selbst die großen Highlights waren und keine fiese Aufgabe, die es trotz Europapokal-Kater zu bewältigen gilt. Doch diese Denkweise liegt dem akribischen Arbeiter Fischer ja ohnehin fern, so konnte er glaubhaft echte Vorfreude auf Hoffenheim vermitteln: „Uns erwartet eine schöne Aufgabe.“

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