0:3 in Unterzahl

RB Leipzig beendet gleich zwei Union-Serien

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Frederik Rönnow, Torwart von Union Berlin, fliegt vergeblich. RB Leipzig gewinnt in der Alten Försterei.

Frederik Rönnow, Torwart von Union Berlin, fliegt vergeblich. RB Leipzig gewinnt in der Alten Försterei.

Foto: imago/Matthias Koch

Union verliert nach zuvor 24 Partien wieder ein Heimspiel. Und auch die Siegesserie gegen Leipzig reißt

Berlin.  „Das ist auf jeden Fall ein ungewohntes Gefühl und schmeckt mir nicht besonders, das muss ich schon zugeben.“ Robin Knoche, Abwehrchef von Union Berlin, wollte seine Enttäuschung gar nicht erst verbergen über eine Heimniederlage, die es für den Berliner Fußball-Bundesligisten lange nicht gegeben hat, die mit dem 0:3 (0:0) gegen RB Leipzig möglicherweise auch ein Tor zu hoch ausgefallen ist – die aber dennoch verdient war für die Mannschaft von Trainer Urs Fischer.

  • Union Berlin kassiert nach 24 Heimspielen wieder eine Niederlage in der Alten Försterei
  • Nach fünf Bundesliga-Siegen in Folge (jeweils 2:1) geht Union Berlin gegen RB Leipzig wieder leer aus
  • Union Berlin bleibt erstmals in dieser Saison ohne eigenen Treffer

Damit endet Unions Heimserie nach 24 Spielen in der Alten Försterei ohne Niederlage. Und auch die Siegesserie in der Bundesliga gegen Leipzig (fünf Mal 2:1). „Ich empfand das Spiel als sehr ausgeglichen, mit der etwas feineren Klinge von RB“, analysierte Union-Trainer Urs Fischer: „Bis zum 0:1 haben wir es gut gemacht. In der ersten Hälfte hatten wir einen guten Raumdruck, aber nicht den Balldruck, den wir uns gewünscht haben. Nach der Halbzeit haben wir uns mehr zugetraut, höher anzulaufen. Du bekommst dann auch mal einen rein.“

Union Berlin versucht es in neuer Formation

Mittelfeldspieler Alex Kral sprach von einen „schwierigen Spiel“. Wobei festgehalten werden darf, dass Union es sich in vielen Phasen selbst am schwersten gemacht hat. Lag es an der ersten Viertelstunde, in der die Union-Fans schon traditionell schwiegen, um ihren Protest gegen RB auszudrücken? Lag es an der Umstellung, die Urs Fischer vornahm? Seine Mannschaft agierte im 3-4-3 mit Kevin Volland (rechts) und David Fofana (links) als „Gefolge“ von Mittelstürmer Kevin Behrens. Oder war es die Gesamtgemengelage mit der spektakulären Champions-League-Auslosung und der nicht weniger erstaunlichen Verpflichtung von Leonardo Bonucci kurz vor Ende der Transferperiode am Freitag?

Was die Köpenicker in der ersten Halbzeit ablieferten, war zuweilen wild – und das ist nicht unbedingt positiv zu verstehen. Zu oft und zu viel bestimmten Ungenauigkeiten den Auftritt der Gastgeber. Exemplarisch dafür stehen zwei Abspielversuche von Diogo Leite, die im Nirwana landeten. Oder auch der Einwurf von Robin Gosens, der völlig verunglückte, weil dem Linksverteidiger der Ball aus den Händen gerutscht war.

Doekhi spielt mit Gesichtsmaske für Union Berlin

Nein, es war zu wenig zu sehen von geordnetem Aufbau und von jener defensiven Kompaktheit, die gerade gegen die spielstarken Leipziger so wichtig ist. Mit Danilho Doekhi, der nach seinem operierten Jochbein doch ein wenig überraschend mit Maske auflief, dafür noch ohne Europameister Bonucci, der lautstark, beinahe euphorisch begrüßt wurde, versuchte Union Zugriff auf das Spiel zu bekommen – und wurde immer wieder vom Gegenpressing des DFB-Pokalsiegers ausgebremst.

Eine Chance konnte sich Union erspielen, nach schöner Vorarbeit von Alex Kral und einem Volland-Kopfball, den RB-Torhüter Janis Blaswich problemlos meisterte (13.). Dass auf der Gegenseite Frederik Rönnow – der Torwart wurde von den Fans zum Unioner des Jahres 2023 gewählt – ebenfalls kaum eingreifen musste, lag an der fehlenden Effektivität der Gäste. Gute Möglichkeiten durch Yussuf Poulsen (15., nach Fehlpass von Robin Knoche), Xavi Simons per Fernschuss (18.), einen Kopfball von Willi Orban (21.) oder Xaver Schlager aus der Distanz (33.) gab es durchaus.

Union Berlin spielt nach Volland-Rot in Unterzahl

Mit dem 0:1 durch Simons, dessen Schlenzer von der Strafraumgrenze ins obere rechte Eck nach Vorlage von Benjamin Henrichs für Rönnow unerreichbar gewesen ist, kippte das Spiel endgültig in die Leipziger Richtung (51.). Einerseits, weil sich Volland einen Aussetzer erlaubte, als er beim Nachsetzen gegen Mohamed Simakan dem Leipziger übel, wenn auch ungewollt, in die Wade trat. Glatt Rot war die logische Folge (64.).

„Doch selbst mit zehn Mann hatte ich noch das Gefühl, dass wir unsere Umschaltmomente hatten“, sagte Knoche, „aber wenn man sich auskontern lässt nach einem eigenen Einwurf, das ist dann Game over.“ Der eingewechselte Benjamin Sesko nutze die Gelegenheit zum 0:2 (85.) und setzte nur zwei Minuten später mit dem 0:3 auch den Schlusspunkt (87.).

„Die Rote Karte hat dem Spiel eine bedeutende Richtung gegeben. Gegen einen Gegner wie RB ist es dann unheimlich schwer, in Unterzahl etwas zu kreieren“, sagte Fischer. Die Woche, die mit dem Sieg in Unterzahl in Darmstadt (4:1) famos begonnen und mit Champions-League-Auslosung sowie Bonucci-Verpflichtung ihre Fortsetzung fand – sie bekam am Ende einen herben Dämpfer, den Union sich zunutze machen sollte, um schnell wieder auf den Erfolgsweg zurückzufinden.

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