Bundesliga-Finale

Union erreicht die Champions League

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Die Profis von Union Berlin feiern den Einzug in die Champions League.

Die Profis von Union Berlin feiern den Einzug in die Champions League.

Foto: Soeren Stache / dpa

Union steht nach einem 1:0 gegen Werder Bremen erstmals in der Champions League. Khedira erlöst die Berliner.

Berlin.  Es dauerte einen Moment, vielleicht weil man sich bei Union Berlin des Erreichten immer noch nicht bewusst war. Doch als die Mannschaft des Berliner Fußball-Bundesligisten sich samt Trainerteam vor der Waldseite der Alten Försterei eingefunden hatte, da dröhnte die Champions-League-Hymne aus den Lautsprechern.

Einen Moment hörten alle wie gebannt, fast paralysiert zu, ehe die große Champions-League-Party in Köpenick begann. Als sich der gesamte Union-Tross auf dem Balkon der Haupttribüne präsentierte, gab es davor kein Halten mehr. Schon während des Spiels, kurz nach dem Moment, in dem Rani Khedira das entscheidende Tor zum 1:0 (0:0) gegen Werder Bremen erzielt hatte, glich die Ate Försterei einem Tollhaus.

  • Union Berlin beendet die Saison auf Champions-League-Platz vier mit 62 Punkten
  • Zum dritten Mal in Folge hat sich Union Berlin für Europa qualifiziert
  • Rani Khedira trifft für Union Berlin gegen Werder Bremen in der 81. Minute

„Das war das wichtigste Tor meiner Karriere. Der Treffer war eine Gefühlsexplosion, ich kann es noch gar nicht richtig in Worte fassen“, sagte Khedira. Kurz zuvor hatte Unions Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Koch in der Mixed-Zone des Stadions eingestehen müssen: „Das ist das erste Mal, dass ich sprachlos bin.“

Union Berlin feiert „Die goldenen Zwanziger“

Union Berlin steht in der Champions League. Und wer es immer noch nicht glauben wollte, ergatterte eines der gleich nach Abpfiff angebotenen Shirts, die „Die goldenen Zwanziger“ verkündeten. Rang vier, 62 Punkte – die ohnehin schon surreale Saison der Köpenicker, sie hat ihr reales Ende gefunden auf einem Gipfel, den man nicht nur bei den Köpenickern kaum für möglich gehalten hatte.

Kommentar:Union Berlin schlägt der Bundesliga das nächste Schnippchen

Hatte Union-Trainer Urs Fischer rund eine Stunde nach dem Abpfiff schon Worte dafür gefunden? „Ja. Also nein. Das muss ich erst ein bisschen sacken lassen.“ Der 27. Mai hatte ohnehin schon eine ganz besondere Bedeutung für Union. Vor genau 100 Jahren zog Vorgängerklub Union Oberschöneweide ins Endspiel um die deutsche Meisterschaft ein.

Und vor genau vier Jahren gelang der Aufstieg in die Bundesliga. „Dieser Aufstieg wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben, egal was passiert“, sagte Fischer. Nun sollte das Datum mit dem Einzug in die europäische Königsklasse eine weitere Facette rot-weißer Glückseligkeit erhalten.

Union Berlin verabschiedet vier Profis

Vor dem Spiel wurden Linksverteidiger Nico Gießelmann, Innenverteidiger Timo Baumgartl, Mittelfeldspieler Levin Öztunali sowie Stürmer Tim Maciejewski verabschiedet. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieses Quartett nicht das einzige bleiben wird, dass Union nach dieser Saison verlassen wird.

Die Union-Fans unter den 22.012 Zuschauer feierten schon vor dem Anstoß mit lauten Gesängen den erneuten Europapokal-Einzug. Alles war bereitet für das Wahrwerden eines Märchens, wie es Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball bei Union Berlin, erst kürzlich formuliert hatte.

Und das Fischer-Team legte los, als ob es kein Halten gebe. Angreifer Kevin Behrens war sofort im Zweikampf-Modus, Sturmpartner Sheraldo Becker im Geschwindigkeitsrausch, die Mittelfeld-Maschinerie lief mit Janik Haberer und Rani Khedira und Abwehrchef Robin Knoche ordnete die Defensive. Nur das Wichtigste fehlte: ein Tor, das die Nerven aller auf dem Feld beruhigte.

Union Berlin rutscht kurzzeitig aus den Champions-League-Rängen

Die größte Möglichkeit hatten die Gastgeber in der 37. Minute. Nach einer Ecke von Kapitän Christopher Trimmel erwischte Behrens den Kopfball nicht richtig, den Querschläger verpasste Haberer. Welch eine Riesenchance. Kurz vor der Pause lag der SC Freiburg in Frankfurt mit 1:0 vorn, Union war aus den Champions-League-Rängen gerutscht.

Jerome Roussillon meldete Union für die zweite Halbzeit mit einem Schuss aus 17 Metern an (50.). Becker traf, die Alte Försterei tobte, doch der Torjäger stand zuvor beim Anspiel im Abseits – wieder nichts (55.). Dann die 62. Minute: Trimmels Freistoß segelte durch den Bremer Strafraum – und hauchzart am Tor vorbei.

Khedira erlöst Union Berlin

Union lief die Zeit davon. Torwarttrainer Michael Gspurning versuchte, die Fans auf der Haupttribüne mitzureißen, Manager Ruhnert wusste auf seinen Stuhl neben der Trainerbank schon gar nicht mehr, wie er sitzen sollte. Dramatik pur, als der Bremer Ducksch einen Ball von der eigenen Torlinie kratzte (67.). Längst hatte Coach Fischer mit Sven Michel (für Haberer) einen weiteren Stürmer gebracht. Wieder ist es Becker, der verzieht (73.). Jetzt aber, der eingewechselte Jordan Siebatcheu – drüber (80.).

Dann die Erlösung: Rani Khedira, ein Schuss von der Strafraumgrenze, Pavlenka fliegt vergeblich, Innenpfosten, 1:0 (81.). Welch ein Jubelorkan in Köpenick. Freiburg hatte inzwischen den Ausgleich in Frankfurt hinnehmen müssen. Die Champions-League-Party konnte beginnen.

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