Berlin. Die Vorzeichen waren alles andere als günstig für Union Berlin. Der Gegner Borussia Dortmund – nach einer Woche, die mit einer Demütigung im deutschen Clasico beim FC Bayern (2:4) begonnen hatte und mit dem Pokal-Aus bei RB Leipzig (0:1) ihre Fortsetzung fand, maximal gefrustet und so unter allen Umständen um Wiedergutmachung bemüht.
Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer sah sich derweil auch durch das Viertelfinal-Aus im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt (0:2) mit einem Grundsatzproblem konfrontiert. Es galt, nicht erneut eine erste Halbzeit herzuschenken, das vielzitierte Gesicht zu zeigen, das Union in die Champions-League-Ränge gebracht hatte.
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Gut 90 Minuten später darf festgehalten werden: Union ist zurück, auch wenn sich die Köpenicker beim 1:2 (0:1) in Dortmund selbst um einen verdienten Lohn brachten. „Weil wir den entscheidenden Fehler zu viel gemacht haben“, analysierte Rani Khedira, in Vertretung von Christopher Trimmel (Bank) Kapitän, ohne Umschweife. Rang drei ist Union jedoch auch nach dem 27. Spieltag sicher.
Rönnow kehrt ins Tor von Union Berlin zurück
„In der ersten Halbzeit hat uns Dortmund dominiert“, sagte Khedira weiter. Doch trotz deutlich mehr Ballbesitz (bis zu 70 Prozent) gelang es dem BVB nicht, endlich wieder hellwache und solidarische Unioner so ins Wanken zu bringen, dass sie fallen würden. Entsprechend wird auch Trainer Fischer etwas länger brauchen, um diese Partie einzupreisen: „Ich weiß nicht genau, ob ich mich freuen oder ärgern soll, dass wir dieses Spiel mit 1:2 verlieren. Wir waren heute von Beginn an da und haben wenig zugelassen.“
Dass die Qualität des Titelkandidaten dennoch ausreicht, um mal locker einen Gang hochzuschalten, ist nachvollziehbar. Individuelle Qualität von Donyell Malen, gekonntes Zusammenspiel von Jude Bellingham, Julian Brandt und Raphael Guerreiro mit der Ballverlagerung auf Unions rechte Abwehrseite, schließlich der Torinstinkt von Malen, der Niko Gießelmann in der entscheidenden Situation seine Grenzen aufzeigte – schon lag Union mit 0:1 zurück (28.).
Kurz vor der Pause stand Union-Torwart Frederik Rönnow, der seine muskulären Probleme rechtzeitig auskuriert hatte, beim Kopfball von Sébastian Haller goldrichtig (43.). „Es war eine enge Partie, wobei Dortmund die erste Hälfte schon gewonnen hat. In der zweiten Hälfte hatten aber auch wir unsere Chancen“, sagte Unions Nummer eins.
Becker vergibt Riesenchance für Union Berlin
Union kam auch gut aus der Pause, Gießelmann gab den ersten Torschuss ab. Überhaupt hatten die Berliner auch in den vergangenen drei Partien nach dem Seitenwechsel immer besser ausgesehen. So auch in Dortmund. „Im zweiten Durchgang wurde das Spiel etwas offener und wilder, weswegen wir auch verdient den Ausgleich erzielt haben“, erklärte Kevin Behrens.
Es war der Stürmer selbst, der die Hoffnung der Berliner am Leben hielt, im vierten Bundesliga-Gastspiel in Dortmund endlich auch mal etwas Zählbares mitzunehmen. Einen langen Pass von Robin Knoche köpfte Behrens weiter auf Sheraldo Becker, der legte den Ball am Dortmunder Strafraum zurück auf Behrens – unten rechts schlug das Spielgerät zum 1:1 ein (61.).
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„Nach dem 1:1 hast du jedoch vier oder fünf Möglichkeiten, die wir nicht nutzen und konsequenter hätten ausspielen müssen“, sagte Coach Fischer, der seiner Mannschaft auch deshalb attestieren konnte: „Wir haben heute ein tolles Spiel gemacht.” Es lief die 71. Minute, als die rund 4500 Union-Fans erneut den Torschrei auf den Lippen hatten.
Josip Juranovic hatte den Ball zu Becker durchgesteckt, der stand plötzlich völlig frei vor Dortmunds Torhüter Gregor Kobel, holte aus, um einzuschieben – doch im letzten Moment grätschte der aufmerksame Guerreiro den Ball noch aus der Gefahrenzone. Wir waren sehr aggressiv, sehr griffig, dann liegt das 2:1 für uns in der Luft“, bilanzierte Khedira.
Union Berlin kassiert ein unglückliches Gegentor
Ein Fehler des eingewechselten Paul Seguin brachte Union um den verdienten Lohn. Der Versuch, den eingewechselten Marco Reus an der eigenen Strafraumgrenze zu stoppen, geriet zu einem verunglückten Rückpass. Youssoufa Moukoko roch den Braten, erlief den Ball vor Torwart Rönnow und vollendete zum 1:2 (79.).
„Wir bekommen ein unglückliches Gegentor und dann wird es natürlich extrem schwer, so ein Spiel noch zu drehen”, sagte Behrens. Die Leistung in Dortmund macht dennoch Mut für die restlichen sieben Saisonspiele.
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