Europa League

Union hat Achtelfinale nach Nullnummer in Amsterdam im Blick

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Rani Khedira (l.), Mittelfeldspieler von Union Berlin, stoppt Amsterdams Mohammed Kudus.

Rani Khedira (l.), Mittelfeldspieler von Union Berlin, stoppt Amsterdams Mohammed Kudus.

Foto: IMAGO/ Ajax Amsterdam v FC Union Berlin / IMAGO/ANP

Union kann nach Remis in Amsterdam im Play-off-Hinspiel zum Europa-League-Achtelfinale auf nächste Runde hoffen. Thorsby-Tor aberkannt.

Amsterdam.  Die Stimme von Urs Fischer war ein wenig brüchig nach den gut 90 Minuten in der Johan Cruyff Arena und den Anweisungen, die er seiner Mannschaft während des Spiels gegeben hatte. Doch was der Trainer von Union Berlin zu sagen hatte nach dem 0:0 bei Ajax Amsterdam, befeuerte nicht weniger als den Traum vom Achtelfinale der Europa League.

„Ich bin sehr zufrieden. Kompliment an die Mannschaft, wie sie wirklich über 90 Minuten sehr diszipliniert gespielt hat“, sagte Fischer: „Sie hat sehr viel aufgewendet und viele Räume sehr gut zugestellt. Sie ist aber auch aktiv geblieben. Wir haben auch nicht allzu viele Möglichkeiten zugelassen.“

Am kommenden Donnerstag reicht im Rückspiel in der Alten Försterei ein einfacher Sieg, um den Sprung in die Runde der besten 16 Mannschaften des Wettbewerbs zu schaffen. Legt man die Leistung im Hinspiel zugrunde, so ist dieser Sieg alles andere als eine Utopie.

Union Berlin hält Ajax in Schach

„Das ist ein großes Spiel in einer großartigen Zeit. Wir spielen die beste Saison unserer Vereinsgeschichte. Wir krönen das mit diesem Spiel in Amsterdam“, hatte Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, vor dem Spiel am TV-Mikrofon gesagt. Und: „Wir haben den Ehrgeiz, eine gute Ausgangslage zu schaffen. Wenn wir ans Limit gehen, ist hier auch etwas möglich.“

Die Mannschaft des Bundesliga-Zweiten war jedenfalls gewillt, in diesem Play-off-Hinrundenspiel zum Achtelfinale des zweitwichtigsten europäischen Wettbewerbs genau dahin zu gehen: ans Limit. So entwickelte sich vor 54.322 Zuschauern – darunter gut 2600 Union-Fan – in der Johan Cruyff Arena zwar kein Spektakel. Doch es war ein Duell auf Augenhöhe, ein Spiel auf gutem internationalem Niveau.

Hier Union, das mit dem Selbstvertrauen von sechs Pflichtspielsiegen im Jahr 2023 seine größte Stärke präsentierte: das konzentrierte und Hellwache verteidigen. Dort Ajax, das mit dem Selbstverständnis eines ehemaligen Champions-League-Teilnehmers den Ball viel in den eigenen Reihen rotieren ließ, um im entscheidenden Moment in die Lücke zu stoßen, wenn sie sich bietet.

Union Berlin erspielt sich hochkarätige Chancen

Doch Union war nicht gewillt, dem niederländischen Tabellendritten irgendeine Lücke zu offenbaren. Lediglich zweimal wurde es ein wenig brenzlig vor dem Tor von Union-Torwart Frederik Rönnow, kurz nach dem Anpfiff und kurz vor der Pause. Union gab sogar mehr Torschüsse ab als die Gastgeber.

Morten Thorsby, der den gesperrten Janik Haberer ersetzte, nach drei Minuten, Sheraldo Becker aus dem Hinterhalt nach gut einer halben Stunde (31.), Jerome Roussillon nach schöner Kombination über Josip Juranovic, Becker und Kevin Behrens (34.), schließlich nochmals Becker nach Vorlage von Juranovic – alles keine Hochkaräter, aber Möglichkeiten, die zeigten, dass Union aus Amsterdam Zählbares mitnehmen wollte.

Videobeweis verhindert Führung für Union Berlin

Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie ein wenig Fahrt auf. Amsterdams Brian Brobbey versprang der Ball frei vor Union-Torwart Frederik Rönnow (51.), ein Kopfball des Amsterdamers Mohammed Kudus verfehlte das Tor (52.).

Auf der anderen Seite scheiterte Unions Josip Juranovic per 20-Meter-Freistoß an Ajax Torwart Geronimo Rulli (56.). Dann kam der Auftritt von Morten Thorsby: Erst scheiterte der Norweger mit seinem Flugkopfball nach Flanke von Juranovic an Rulli (57.), dann wurde sein Treffer zum vermeintlichen 1:0 für Union wegen Handspiels nach Videobeweis aberkannt (65.). Regelgemäß, und dennoch hochgradig ärgerlich für Union, das zu diesem Zeitpunkt die bessere Mannschaft war.

Union Berlin hält dem Druck stand

Thorsby war der Ball nach Vorarbeit von Becker und Flanke von Roussillon nach der Annahme mit der Brust an den rechten Arm gesprungen. „Ich habe ihn direkt gefragt und er hat mir gesagt, dass er den Ball nicht mit der Hand gespielt hat“, sagte Unions Innenverteidiger Danilho Doekhi. Ähnliches berichtete auch Fischer. „Ich habe ihn schnell gefragt, er sagt er hatte nicht das Gefühl, dass es ein Handspiel gewesen ist. Aber der Schiedsrichter hat so entschieden, du musst es akzeptieren“, sagte der Schweizer.

Durch den Videobeweis fand Ajax, nun angestachelt von der Kulisse, wieder zurück ins Spiel. Doch die Angriffe blieben kopflos, Union hielt dem Druck stand. Erst in der Nachspielzeit musste Torwart Rönnow noch einmal gegen Kudus eingreifen. Doch selbst das hätte es nicht gebraucht: Amsterdams Offensivmann stand im Abseits.

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