Deadline Day

Deal geplatzt: Isco wechselt nicht zu Union

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Mittelfeldspieler Isco ist zum Medizincheck in der Charité. Sein Wechsel zu Union Berlin stand bevor.

Mittelfeldspieler Isco ist zum Medizincheck in der Charité. Sein Wechsel zu Union Berlin stand bevor.

Foto: Matthias Koch / dpa

Union wollte sich mit dem fünfmaligen Champions-League-Sieger Isco verstärken. Doch der Transfer platzt in letzte Sekunde.

Berlin.  Es sollte der Top-Transfer für Union Berlin werden. Doch die Verpflichtung des spanischen Mittelfeldspielers Isco zum Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga ist offenbar im letzten Moment geplatzt. Iscos Berater-Agentur Gestifute teilte laut „Bild“ mit: „Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen.“

Der 30 Jahre alte Offensivmann sollte am letzten Tag der Transferperiode laut des spanischen Radiosenders Cope einen Vertrag bis Saisonende unterschreiben – plus Option auf eine weitere Spielzeit. Der TV-Sender Sky hatte sogar von einem Vertrag bis 2024 plus Option für ein weiteres Jahr. Isco war am Dienstagmorgen bereits zum Medizincheck in der Hauptstadt.

Manager Ruhnert begründet Absage von Union Berlin

Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball bei Union Berlin, kommentierte die Absage wie folgt: „Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbarungen überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande.“

Am Dienstagabend, vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg, konkretisierte Ruhnert die Gründe für den geplatzten Wechsel am Sky-Mikrofon wie folgt: „Bevor man einen Medizincheck durchführt, hat man alle Dinge besprochen. Für uns war alles klar. Dann wurden noch mal Änderungen gewünscht am Vertrag. Wir hatten als Verein besprochen, dass das so als Paket machbar ist. Und dann war es nach den Änderungen so, dass es nicht geht und für uns war klar, dann lassen wir uns nicht darauf ein, irgendwelche Dinge zu tun, die nicht zu uns passen. Der Spieler tut mir natürlich leid. Für uns ist klar, dass ausverhandelte Dinge ausverhandelte Dinge sind. Nur weil der Spieler in der Stadt ist, der Druck öffentlich da ist, tun wir keine Dinge, die wir sonst nicht tun. Wir wollten bei unsere Philosophie bleiben.“

Union Berlin kann noch einen Mittelfeldspieler gebrauchen

Dass Union Berlin noch auf der Suche nach einem zentralen Mittelfeldspieler war, ist nachvollziehbar. Durch den Wechsel von Genki Haraguchi zum Ligakonkurrenten VfB Stuttgart besteht Handlungsbedarf bei den Köpenickern. Zudem fällt der ungarische Mittelfeldspieler Andras Schäfer wegen einer Fußverletzung, erlitten am vergangenen Sonnabend im Derby bei Hertha BSC (2:0), für unbestimmte Zeit aus. Und das Play-off zum Europa-League-Achtelfinale gegen den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam (16. und 23. Februar) steht praktisch vor der Tür.

Isco, der mit bürgerlichem Namen Francisco Román Alarcón Suárez heißt, war vereinslos. Bis zum Jahresende stand der fünfmalige Champions-League-Sieger (2014, 2016, 2017, 2018, 2022), viermalige Klub-Weltmeister (2014, 2016, 2017, 2018) und dreimalige spanische Meister (2017, 2020, 2022) mit Real Madrid beim FC Sevilla unter Vertrag. Zuvor absolvierte er für Real 246 Spiele in der spanischen Primera Division und erzielte dabei 37 Tore.

Nach dem Sieg im Derby bei Hertha BSC (2:0) hatte Union-Kapitän Christopher Trimmel mit Kommentaren in den Sozialen Medien direkt Bezug auf die Gerüchte genommen. „Dieser Sieg ist für dich, Isco“, hatte der Österreicher bei Instagram unter ein Jubelfoto der Köpenicker im Olympiastadion geschrieben. Isco reagierte umgehend und kommentierte mit einem Muskel-Emoji. Auch einige Union-Mitspieler griffen den Post des Außenverteidigers auf.

Becker bleibt bei Union Berlin

Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, hatte im Rahmen des Derbys wissen lassen: „Das ehrt uns sehr, wenn Isco mit uns in Verbindung gebracht wird. Natürlich entwickeln wir uns auch im Bereich der Transfers.“ Oliver Ruhnert hatte auf die Frage eines Sky-Reporters zum Thema Isco-Verpflichtung am Sonnabend angemerkt: „Das wäre ja eine interessante Geschichte. Es ist schön, was Sie uns alles zutrauen.“

Und Trimmel hatte zum Isco-Gerücht überdies erklärt: „Ein Spieler mit Weltformat. Von dem her ist es ein bisschen unrealistisch, aber vielleicht gibt es irgendeinen Grund, warum er zu uns wechseln möchte. Ich würde es mir wünschen.“ Trimmels Wunsch geht nun nicht in Erfüllung.

Sheraldo Becker wird Union Berlin zudem erhalten bleiben, zumindest bis Ende dieser Saison. Der Stürmer (Vertrag bis 2025) hatte das Interesse der Premier-League-Klubs Nottingham Forest und zuletzt FC Everton geweckt. Doch Union ist nicht gewillt, seinen besten Torschützen (sieben Bundesliga-Treffer) abzugeben. Damit ist klar, wie ernst es die Köpenicker mit dem erneuten Sprung ins internationale Geschäft meinen.

Union Berlin setzt ein Zeichen an die Konkurrenz

Mit beiden Entscheidungen, Isco doch nicht zu verpflichten und Becker nicht gehen zu lassen, setzt Union auch ein klares Zeichen an die Konkurrenz. Der Klub will sich trotz des fast schon kometenhaften Aufstiegs in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht als Selbstbedienungsladen verstanden wissen.

Bei Zugängen will der Klub den seriösen Weg weitergehen. Vorhandenes Geld wird in neue und erhofft bessere Spieler investiert – aber auch nicht mehr. Bei Abgängen sind die Köpenicker längst nicht mehr in der Not, ihre besten unter Vertrag stehenden Spieler abgeben zu müssen. Und schon gar nicht gegen eine zu geringe Ablösesumme.

Im Falle Becker will Union eine Ablösesumme im zweistelligen Millionenbereich generieren. Was bei einem Marktwert des Stürmers von 15 Millionen Euro auch nur angemessen ist. Das Gehalt, dass das Isco-Management von Union offenbar gefordert hat, war es nicht.

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